REWE vs. EDEKA – Wer ist besser?

In meiner Straße gab es mal einen Edeka, betrieben von einem älteren Ehepaar, der nach einer aufwendigen Sanierung dramatisch den Bach runter ging. Kurz bevor mich sogar schon meine Mama über die hippen Street-Food Märkte in Berlin ausfragte, wollten sie den schlecht beleuchteten grauen Laden ein wenig aufpeppen, um mitzuhalten und stellten ein paar zusammengezimmerte Essensstände in die noch immer schlecht beleuchtete Halle. Einmal die Woche kam jemand vorbei und brachte Aal mit. Die restlichen Stände waren mit den verschiedenen Edeka-Produkten und regionalen Spezialitäten ausstaffiert. Ich war eine treue Kundin bis zum Schluss. Wenn ich jetzt an der Markthalle 9 vorbeigehe, zerreißt es mir das Herz. Das visionäre Ehepaar mit schlechten Kontakten zu ortsansässigen PR-Agenturen fiel mir gerade zum Thema Edeka ein. Denn eigentlich soll ich ja über Duell auf ZDF zwischen Edeka und Rewe schreiben und euch einen Überblick über die deutsche Supermarktsituation geben.

HARDFACTS:

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Die Deutschen geben rund 187 Milliarden Euro pro Jahr für Lebensmittel aus, was einem pro Kopf Verbrauch von ungefähr 2300€ entspricht.

EDEKA (Einkaufs Genossenschaft der Kolonialwarenhändler )

  • gegründet 1889
  • ca. 11.000 Geschäfte
  • der Gesamtumsatz beläuft sich auf ca. 47 Milliarden Euro
  • Netto, Marktkauf und Spar Express gehören auch zu EDEKA
  • wollen Kaisers übernehmen, dürfen aber nicht (Kartellrecht!)

REWE ( Revisionsverband der Westkaufgenossenschaften)

  • gegründet 1927
  • ca. 10.000 Geschäfte
  • der Gesamtumsatz beläuft sich auf ca. 38 Milliarden Euro
  • Nahkauf, Penny und Turm gehören auch zu REWE
  • wollen Kaisers nicht übernehmen

Nun aber zu den interessanteren Dingen.

DIE PREISE:

Man kann sagen, dass sich die befragten Kunden prinzipiell uneinig sind, wer denn nun günstiger sei, REWE hat sich in den letzten Jahren wohl zu so was wie einer Apotheke entwickelt und man braucht im Schnitt 4 Minuten länger als bei EDEKA. Bei den einzelnen Preisvergleichen konnte keiner von beiden hervorstechen, einzig Nutella ist bei EDEKA günstiger. Von meiner Seite ein klares 1:0 für EDEKA. Im Discounter kann man Lebensmittel im Durchschnitt für fast 10 Euro weniger bekommen. Die Einsparungen werden hier üblicherweise durch weniger Personal und Warenvielfalt erreicht.

DIE QUALITÄT:

Der durchgeführte Waschtest erinnerte mich stark an Waschmittelwerbungen der 90er Jahre (Kinder spielen Fussball und bekleckern sich danach so richtig schön mit Pizza, Limo und Eis), einer der vielen Gründe warum ich eigentlich halt kein Fernsehen mehr schau, danke ZDF für´s erinnern.

Einzelergebnisse, Stiftung Warentest und Ökotest der letzten 2 Jahre:

Bei Biomehl, Speisesalz, Packsalat hat EDEKA die Nase vorn. Tiefkühlreisgericht, Schwarztee und Reis sind bei REWE besser. Bei Milch gibt es ein unentschieden.

SERVICE:

Die durchwegs fröhlichen Tester gingen in die einzelnen Märkte und testeten das Personal auf Herz und Nieren. Wer schon mal im Einzelhandel gearbeitet hat oder weiß wie viel man da verdient und sich unter diesen Konditionen Kompetenz und gute Laune erwartet, ist ein Narr! Nervende Kunden, beschissene Arbeitszeiten, da interessieren sich wohl die wenigsten für kleingedruckte Hinweise auf Wurst–und Käseverpackungen! Wer sich mehr Kompetenz vom Service erhofft, sollte dann auch bereit sein, mehr Geld auszugeben, oder aber einfach mal selber googeln, da kann man ganz in Ruhe über Lab und Schutzatmosphäre nachlesen.

DIE GESUNDHEIT:

Große Überraschung bringt der EDEKA vs. REWE vs. Wochenmarkt Test: Not. Gemüse und Obst vom Wochenmarkt waren natürlich mit Abstand am besten und auch am gesündesten. Ich wusste allerdings nicht, wie sehr Deutschland auf Erdbeeren steht: 100.000 Tonnen müssen im Jahr importiert werden, weil der Eigenanbau nicht reicht (169.000 Tonnen)!!

ALERT: Die letzten deutschen Erdbeeren gibt es übrigens Ende September/Anfang Oktober!

Übrigens waren die Erdbeeren vor 7 Jahren von beiden Märkten voll mit Pestiziden und de facto ungenießbar, jetzt sind es nur mehr eine Handvoll an Pestiziden, immerhin unter der erlaubten Höchstgrenze.

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Als nächstes beschäftigten sich die Redakteure vom ZDF mit dem Regionalsiegel: Kunden, danach befragt, was sie sich unter regional vorstellen, phantasieren hierbei irgendwas von 8-9 Kilometer Entfernungen. Alles vom Bauern um die Ecke, schon klar. Per Definition bedeutet regional „im Umkreis von 60 Kilometern”. Aber selbst diese Distanz ist für die beiden Konsumriesen nicht umsetzbar, wobei man trotzdem nicht davor zurückschreckt den Regionalaufkleber auf eine Menge von Produkten zu pappen, geht ja auch ganz schnell. Herr Stellpflug von Ökotest hat sich für uns naive Endnutzer aufgemacht, um rauszufinden was wirklich woher kommt: Regionen werden dabei schon mal recht großzügig bemessen und können auch mehrere hundert Kilometer entfernt sein. Das Regionalsiegel darf man nämlich auch auf Produkte kleben, die „irgendwoher” aus Deutschland kommen. Um es auf den Punkt zu bringen: Beide Supermärte kacken so richtig ab, wenn es um regionale Produkte geht.

DIE HYGIENE:

Let’s just not talk about it…Vielleicht sollten wir nicht unbedingt mit unseren Händen in die Brottheke greifen. Nur so ne Idee. Ach so, und halt manchmal Händewaschen. Danke. Der Dreck zieht sich übrigens durch die gesamte Bundesrepublik. Mahlzeit.

DIE FAIRNESS:

Als Mitarbeiter darf man seine Meinung nicht sagen, kann mit niemandem über seine Probleme sprechen, sich nicht auf Vereinbarungen verlassen und Gehaltserhöhungen sind–zumindest beim Arbeitgeber–auch nicht sonderlich beliebt. Aushilfen werden als Facharbeiter eingesetzt, eingeschüchterte Angestellte sind die Regel und Überstunden sowieso.

DER GESCHMACK:

Beide verkaufen Dinge, die einfach nicht so toll schmecken. Isso. Und obwohl Sternekoch Nelson Müller wirklich sein Bestes gegeben hat, konnte keiner der Kontrahenten so richtig überzeugen.

FAZIT: Bitte wascht eure Hände!

(Konsumenten Pro-Tipp: Herstellernummern auf Produkten vergleichen! Oft werden günstige Eigenmarken und Markenprodukte nämlich in der selben Fabrik produziert.)