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Interviews

Reptile Youth lösen sich auf (oder so ähnlich)

Esben Valløe steigt bei Reptile Youth aus, um mit seinem neuen Projekt, Antonio Gram, zu seinen musikalischen Wurzeln zurückzukehren. Hört hier den ersten Track.

Wir hassen es wirklich, euch den Tag zu vermiesen, aber wir haben schlechte Neuigkeiten: Esben verlässt Reptile Youth. Oh, dieser Schmerz! Das allseits beliebte Elektrorock-Duo, bestehend aus Mads Damsgaard Kristiansen und Esben Valløe, geht von nun an getrennte Wege. Esben möchte seine eigene Kreativität weiter ausloten und ein paar neue Sachen ausprobieren—alleine. Nichtsdestotrotz macht Mads als Sänger und Songschreiber von Reptile Youth weiter und wird auch in Zukunft Liveshows spielen und unter dem Namen Reptile Youth Musik veröffentlichen. Esben bekommt seinerseits mehr Zeit, um sich seinem eigenen Elektroprojekt, Antonio Gram, zu widmen. Um dir selbst davon ein Bild zu machen, hörst du dir am besten den Track „Demons“ hier oben an. Für den Fall, dass du dir die berechtigte Frage stellen solltest, warum zur Hölle er Reptile Youth verlassen hat, haben wir uns mit ihm in Verbindung gesetzt, und mit ihm über seine Entscheidung, seine kreative Vision und seine Pläne für Antonio Gram gesprochen.

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Noisey: Hi, Esben. Wo bist du gerade?
Esben: Ich bin in Berlin. Ich lebe hier und habe gerade mein Album fertiggestellt. Es war toll, die Gelegenheit gehabt zu haben, mehr Kollaborationen mit anderen Elektro-Musikern und Sängern zu machen.

Mit wem hast du denn auf deinem neuen Album zusammengearbeitet?
Ich kann noch nicht zu viel darüber sagen, aber es gibt eine Menge dänische und auch internationale Features auf dem Album. Bei „Demon“ habe ich zusammen mit dem dänischen HipHop-Produzenten Eloq und einem Mädchen namens Emma Sehested gearbeitet, die Schauspielerin und Teil der Band Worn Out Sun ist. Wie ich zuvor schon sagte, ich bin bei Reptile Youth ausgestiegen, um elektronische Musik zu machen.

War es eine plötzliche Entscheidung, die Band zu verlassen oder hattest du das schon länger vor?
Ich habe mir letztens noch einmal alte Interviews angeschaut und fand dabei dieses eine, das wir der Intro gegeben haben. Mads und ich sprachen darin über unsere musikalischen Wurzeln—er nannte Nirvana als große Inspiration und ich sagte irgendwas über elektronische Musik aus den 90ern. Als ich mir das so durchlas, ergab es alles Sinn für mich. Außerdem war er, als ich das las, gerade in L.A. und ich in Berlin—wir waren also in gewisser Weise schon zu unseren musikalischen Wurzeln zurückgekehrt.

Ich möchte einfach elektronische Musik machen, weil es das ist, wo ich ursprünglich auch herkomme. Bei Reptile Youth haben wir beide sehr von unseren unterschiedlichen Inspirationsquellen profitiert, aber natürlich möchte man seine Wurzeln auch verfolgen, wenn man genau weiß, wo diese liegen. Wir haben aus unseren verschiedenen Hintergründen viel Energie geschöpft, aber andererseits ist es dann auch frustrierend, wenn man irgendwann nicht mehr wirklich seine eigene Richtung verfolgen kann.

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Elektronische Musik ist ja sehr unterschiedlich und weitläufig, wo siehst du selber deinen Platz darin?
In der elektronischen Musik gibt es gerade einfach unglaublich viel verschiedene Dinge. Ich bemerke zum Beispiel auch, dass Indie immer elektronischer wird. Das Genre reicht von Animal Collective bis hin zu Calvin Harris: Es gibt verschiedene Extreme und eine Menge spannender Sachen passieren. Ich beobachte Künstler wie LCD Soundsystem und Hot Chip, die die üblichen elektronischen Elemente nehmen und mit Pop versetzen. Dann gibt es natürlich noch die Bands, die von einem Rock-Paradigma kommen und mehr in die Synth-Richtung gehen. Ich würde also sagen, dass Elektronika überall gebraucht werden und für mich ist es einfach eine Plattform, die mir erlaubt, die Musik zu machen, die ich machen will. Und Berlin ist ein sehr inspirierender Ort dafür.

Foto: Mathias Øland Ribe, Styling: Nanna Rosenfeldt.

Wie sieht denn das Konzept hinter Antonio Gram aus?
Die Texte handeln von den Höhen und Tiefen des Lebens, sie handeln von mir selbst und den Menschen, mit denen ich kollaboriert habe. Ich habe den Großteil der Lyrics geschrieben, aber auf dem Album gibt es auch Texte von einem Dichter und einem Rapper. Musikalisch ist es inspiriert von deutschem Techno und Klängen aus dem Nahen Osten.

Das klingt nach einer sehr einzigartigen Kombination. Hast du immer schon eine konkrete Vision für das, was du machen willst, oder geht es dir mehr um die Lernerfahrung, tiefer in elektronische Musik einzutauchen?
Auf dem Album gibt es Features von mehr als zehn Leuten. Es geht darum, die extremen Gegensätze zu finden—ganz anders, als wenn man immer nur mit einem Sänger zusammenarbeitet. Aus einer anderen Perspektive gesehen, sind diese Kollaborationen alle sehr individuelle Geschichten, die erzählt werden wollen. Man kennt das doch, wenn man zu irgendeinem Zusammentreffen kommt, ein paar Freunde sieht und jemand Neues kennenlernt? Man lernt die Menschen mit der Zeit kennen. Diesen einen Typen aus Südafrika, mit dem ich zusammengearbeitet habe,—einem sehr talentierten Sänger übrigens—kannte ich nur, weil ein gemeinsamer Freund uns einander vorgestellt hat. Der Sprung von einer Facebook-Bekanntschaft zu einer recht feinfühligen Beziehung zwischen zwei Musikern ist ein sehr intimer. Man muss zusammen eine Art philosophischen Gemeinplatz entwickeln, von dem aus man dann arbeiten kann—dafür muss natürlich die Grundchemie stimmen. Ich glaube, das ist es auch, was mich zu diesen Kollaborationen bewegt hat—die Möglichkeit zu haben, diese Geschichten zu erzählen.

Am Ende geht es um die Spannung, dass man nicht weiß, wie das Endresultat aussehen wird, aber im Prozess dieses starke Bauchgefühl und den Glauben an den Prozess und starke Erwartungen an die Ergebnisse zu haben.

Danke, Esben.

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