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Thump

Ihrer Playlist zufolge muss die AfD-Wahlparty ziemlich sentimental gewesen sein

„So sehn Sieger aus, scha-la-la-la" war der Dauerbrenner des Abends bei der gestrigen AfD-Wahlparty in Sachsen-Anhalt.

Auch in Baden-Württenberg feierte die AfD gestern | Foto: Imago

„So sehn Sieger aus, scha-la-la-la“ war der Dauerbrenner des Abends bei der gestrigen AfD-Wahlparty in Sachsen-Anhalt. Wieder und wieder wurde er mit jedem neuen Zwischenstand der Ergebnisse abgespielt. Von lauten „AH-EFF-DEE“- und „Merkel! Muss! Weg!“-Rufen begleitet. Die Parteimitglieder wirkten kurvenerprobt. Allerdings ebbte die Stimmung schnell ab. Ein Reporter der BILD beschrieb sie als „sehr verhalten. Es schien als sei hier eine Doktrin ausgegeben worden, nicht zu doll zu feiern.“ Kein Wunder, erwiderte man uns heute darauf aus der Landeszentrale der Partei, die Mitglieder mussten am nächsten Tag ja arbeiten. Könnte es aber auch an der Playlist von DJ Locke gelegen haben? Der Alleinunterhalter legte in Chucks und mit ernsten Blick auf. In sein Programm mogelte er neben erwartbaren Chart-Hits auch manche Überraschung, die nahelegen, dass er die AfD-ler für ziemliche Sensibelchen gehalten haben muss. Wir haben uns Auszüge seiner Playlist aufzeichnen lassen und kommentiert:

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Wie viele Ex-Emo-Kids wohl die AfD gewählt haben? Dieser Song galt an diesem Abend ihnen!

Noch vor Felix Jaehn, noch vor Robin Schulz und noch vor Gestört aber Geil war Paul Kalkbrenner das weltweite Aushängeschild elektronischer Musik aus Deutschland. Auch die Bundeswehr-Einheiten im afghanischen Kunduz hat er bereits bespaßt. Klar, dass die AfD da an Kalkbrenner, der auch gerne im Deutschland-Trikot auflegt, nicht vorbeikommt. Und seit den AfD-Leaks wissen wir auch, dass die Partei ohnehin den Zugang zu Drogen erleichtern will.

Was ein Hulapalu sein soll, fragen wir uns auch. Wie der Gabalier in dieser Playlist gelandet ist, allerdings nicht. Aber wo wir schon dabei sind: Warum küssen und fummeln das halbe Video über zwei Frauen miteinander rum, wenn der Alpen-Elvis doch selbst sagt: „(…) man muss Homosexualität nicht verherrlichen, wie das seit einigen Jahren bei uns der Fall ist. Das ist unseren Kindern gegenüber nicht fair.“ Und wenn die AfD doch auch gegen die „Propagierung der Homo- und Transsexualität“ ist?

Innerlich hoffen wir natürlich, dass das Wahlergebnis nur ein kleiner Unfall war, so wie es Puffy im Video ganz elegant vormacht. Ansonsten können wir uns aber auch nicht erklären, wo der plötzliche Melancholie-Anflug hergekommen sein soll, der sich auch durch das weitere Programm zog.

Die Hymne für jede politische Bewegung mit sympathischen Führerprinzip. Gemeinsam ist man stärker, die Masse bietet Sicherheit und Orientierung. Das Abendland schunkelt in den blauen Untergang hinein.

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Ein Lied für die sensible Seite der AfD-Basis. Anwesende deutsche Bären blieben da bestimmt lieber an der Bar stehen.

Ja, alle Welt schien sich gegen die AfD verschworen zu haben (außer RT Deutschland, die Junge Freiheit oder BILD und FAZ, die gerne mal der AfD Zitiermaterial für den Wahlkampf lieferten). Da hat man schon schwer an seinem Kreuz zu tragen. Umso leichter fiel dann wohl das Kreuzchen in der Wahlkabine. Wie Beth Ditto allerdings—angesichts ihrer Positionen—mit einem Björn Höcke oder André Poggenburg umgehen würde, dürfte jedem klar sein.

Da die Siegesberauschtheit um ihn herum dort zahmer als erwartet ausfiel, durfte sich DJ Locke wenigstens kurz selbst feiern. Das war dann hiermit abgehakt.

Noch ein Lied für die sensible Seite der Basis. „I want somebody who will understand/ When it comes to love, I want a slow hand“—AfD-Mitglieder lieben zärtlich und sachte. Die deutschen Frauen danken es ihnen.

Obwohl sich die AfD vor allem aus Jüngeren und Personen mittleren Alters rekrutiert, darf natürlich auch ein echter Oldie nicht befehlen. Das grauenhafte The BossHoss-Cover von „Jolene“ lief übrigens auch. Wir hoffen, dass Dolly wenigstens ein paar Tantiemen davon bekommt. Im Liedtext wird dafür zur Abwechslung übrigens mal der Mann—und nicht die Frau—von einer anderen geklaut. Das Motiv vom armen, wehrlosen Mann wurde von DJ Locke also hartnäckig beibehalten.

Ja, man hatte gestern viel zu lachen in Magdeburg. Noch ausgelassener—um nicht zu sagen: brandgefährlich—wäre die Stimmung allerdings gewesen, hätte man die Sachsen-Version dieses Stücks gespielt.

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Dieser. Song. Darf. Nicht. Fehlen.

Metaphysischer geht es kaum. Höhere Wesen befahlen: Kreuz bei der AfD machen. Da kannst du natürlich nichts machen.

„Sei bereit, auf alles was neu beginnt/
Dieser Weg ist wertvoll, ihn zu gehen/
Wenn du weinst, dann lach' Deine Tränen fort
(…)
Wir laufen und wir tanzen/
Werden Teil von etwas Ganzem“

Da durften sie sich noch mal alle ganz feste drücken und halten, bevor es unter die schwarz-rot-goldene Bettwäsche ging. Ein bieder-gefühliger Abschluss, den man nicht anders erwartet hätte. Gute Nacht!

Dieser Artikel ist zuerst auf THUMP erschienen.

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