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SSIO und Gzuz polieren in ihren neuen Videos das Image des Prolls auf

Genug Atze, um nicht als Clown abgewertet zu werden, aber trotzdem lustig genug, um liebenswürdig zu sein.

Der Volksmund behauptet ja, „Blondinen“ hätten mehr Spaß im Leben. Spätestens nachdem wir am Wochenende die neuen Videos von SSIO zu „SIM-Karte“ und von Gzuz und Maxwell zu „Prollz“ gesehen haben, zweifeln wir jedoch stark an dieser These. Wir würden viel eher behaupten, dass es heutzutage die Prolls sind, die mehr Spaß haben. Oder eher: die brünetten Prolls.

Doch obwohl Prolls im Allgemeinen einen eher schlechten Ruf genießen—und das zugegebenermaßen ja auch ein wenig zu recht—schaffen es SSIO und Gzuz, dass sogar langweilige Wohlstandsjournalisten wie wir plötzlich mit übertriebenem Kiefereinsatz Kaugummi kauen und dabei böse gucken. Man könnte behaupten, die Beiden sind gerade dabei, neben ihrem schweren Schmuck und dem Lack des CL500, auch noch das Image des ordinären Prolls aufzupolieren. Doch wie schaffen sie es, so verdammt sympathisch zu wirken, ohne gleichzeitig an Realness einzubüßen?

Gangster- oder Straßenrap war ja schon immer etwas prollig. Man könnte sogar behaupten, er muss das sogar sein, schließlich findet er eben auch auf Straße und nicht in einem Lesezirkel statt. Ein Nebeneffekt davon ist jedoch auch, dass die meisten Protagonisten sich sehr, sehr ernst nehmen. Manchmal vielleicht zu ernst. Und da kommen SSIO und Gzuz ins Spiel: Sowohl SSIO, als auch Gzuz haben—wenn auch auf verschiedene Art und Weise—es verstanden, die perfekte Waage zwischen ernsthaftem Prolltum und Selbstironie zu halten: genug Atze, um nicht als Clown abgewertet zu werden, aber trotzdem lustig genug, um liebenswürdig zu sein.

So richtet SSIO in „SIM-Karte“ den Schritt einer Dame in einer perfekten „Parabel“ gemäß des goldenen Schnitts aus, während er gleichzeitig in der Hook von seinem dicken Schwanz und Klunkern rappt. Gleiches gilt für Gzuz, dessen Texte durchaus mit dem leicht arroganten Begriff „Gossenjargon“ umschrieben werden können. In dem Track „Prollz“ rappt Gzuz beispielsweise: „Ich kauf' ein paar Sachen, auch noch paar Waffen / Wieso? - Einfach so, um den Lauten zu machen. / Mit Blaulicht im Nacken, das Rauschgift beschaffen / Übergabe Süderstraße—Tauschen die Taschen.

Neben den unvermeidbaren nackten Prostituierten und dicken Karren sieht man in dem zugehörigen Video jedoch auch Gzuz oben ohne moonwalken oder mit Sonnenbrille ein Schaumbad nehmen. Diese wohl portionierte Mischung aus Humor und Authentizität—und natürlich nicht zu vergessen die hohe technische Qualität der Rapskills—machen Gzuz und SSIO zu den im Moment vermutlich interssantesten Vertretern des deutschen Straßen- oder Gangsterraps.