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Wir schreiben das Jahr 2015 und es gibt keine Hoverboards

Egal wie sehr Wiz Khalifa, Justin Bieber oder Terror es auch versuchen, diese grifflosen Segways sind kein würdiger Hoverboard-Ersatz.

Unsere Kindheit wurde gefickt, als Marty McFly auf ein rosa Hoverboard stieg. Wie dieser Junge in seiner dunkelrot-schwarzen Future-Collegejacke auf einem rollenlosen Skateboard flott über die Straße glitt und dann von den Bösewichten mit ihren sehr viel cooleren Boards verfolgt wurde, das war einfach zu viel. In jedem kindlichen Gehirn, das diese Szene sah, gab es eine Explosion und die unvermeidliche Erkenntnis: Ich muss so ein Ding haben.

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Das ist jetzt fast zwanzig Jahre her, das ehemals futuristische Jahr 2015 ist Gegenwart, fliegende Autos, selbsttrocknende Jacken und der Trend der heraushängenden Hosentaschen sind es nicht. Und es gibt auch immer noch keine verdammten Hoverboards—so sehr die Technik auch versucht, die Vision umzusetzen. Am nächsten kommt dem nur das magnetische Board von Hendo, dass allerdings nur auf magnetischen, also metallischen, Untergrund fahren kann. Das letzte Mal, als du einen Fuß vor die Tür gesetzt habe, waren die Straßen noch ganz historisch aus Asphalt, oder? Eine stinknormale Straße entlangcruisen fällt damit schon mal flach, ein Über-Wasser-Gleiten erst recht.

Die Zeichen für eine glückliche Generation stehen also schlecht. Umso verwunderlicher die Schlagzeile Ende August: „Wiz Khalifa wurde verhaftet, weil er am Flughafen mit einem Hoverboard gefahren ist.“ Entweder haben sich Hoverboards klammheimlich in die Amazon-Regale geschlichen und sind schon längst für jeden frei erhältlich oder Wiz hat ein Großteil seines beträchtlichen Vermögens in einen Prototypen gesteckt. Oder es war gar kein Hoverboard im McFly’schen Sinne. Und ja, leider ist die letzte, wesentlich ernüchterndere Möglichkeit wahr. Tatsächlich werden sogenannte „Self Balancing Unicycles“ auf einmal „Hoverboards“ genannt. Was der Scheiß soll? Nun, die Dinger halten selbstständig die Balance, sind sogar wasserdicht und sehen schon ganz cool aus—sind aber wirklich mehr griffloser Segway als rollenloses Skateboard.

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pic.twitter.com/SLSPNbx6gA

— The Vessel (@ForeverLawless)

September 29, 2015

Trotzdem scheint das Unicycle ein würdiges Äquivalent zum unrealistischen Hoverboard zu sein—wenn man zahllosen Musikern glauben darf, die nach dem Ding schnappen wie ein überambitioniertes Hai-Hologramm. Justin Bieber, Lil Wayne, Migos, Souljah Boy, Chris Brown und selbstverständlich auch Young Thug—sie alle können lauthals „They see me rollin’, they hatin’“ singen. Famous Dex hat darüber sogar ein ganzes Musikvideo gemacht und eine [" target="_blank">Tanzgruppe eine Unicycle-Choreografie](http://<iframe width=) zu diesem neuen Bieber-Song abgeliefert. Selbst vor der Hardcore-Szene hat der Trend nicht halt gemacht. So hat Terror-Gitarrist Martin Stewart bei einer Show gefilmt, wie der Sänger einer Vorband auf einem Unicycle ans Mic rollte, Hoverboard-Hardcore und so.

Scheint also, als sei der Traum vom schwebenden Board ausgeträumt. Immerhin begnügen sich so viele schon mit einer billigen Kopie, die zu Unrecht den seit zwanzig Jahren freigehaltenen Platz in den Amazon-Regalen füllt. Zwar tüfteln verträumte Entwickler noch immer an einer Realisierung eines Gerätes, das den Namen auch wirklich verdient—das wird aber noch ein paar Jahre dauern. Bis dahin müssen wir uns wohl damit zufrieden geben, dass Marty McFly irritiert auf ein Unicycle gestiegen ist und traurig im See versank. Unsere Kindheit wurde gefickt—weil etwas versprochen wurde, was nicht eingehalten werden konnte.