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Diese dämlichen Fragen solltest du einer Band niemals stellen

Faustregel: Kannst du die Frage genauso gut jeder anderen Band stellen? Dann stell sie nicht.

Hallo, ehrgeiziger Schreiberling! Herzlichen Glückwunsch zu deiner furchtbaren Entscheidung, dich in der Welt des Musikjournalismus zu versuchen. Sie wird definitiv deine Seele zerstören und überhaupt ist dieses Betätigungsfeld einfach völlig unprofitabel. Du wirst ohne Zweifel eine Menge Interviews führen müssen und jedes gute Interview mit einem Musiker erfordert drei Dinge: Vorbereitung, Aufmerksamkeit und die Geduld, Menschen zuzuhören, die pausenlos über sich selbst reden. Ein paar gute Fragen wären auch nicht verkehrt. Also gut, dann sind es eben vier Dinge. Und lass dir folgendes eine Lehre sein: Gutes Schreiben erfordert ebenfalls die Fähigkeit, Texte vernünftig aufzubereiten. Moment, dann haben wir wohl fünf Dinge.

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Eine gute Regel für Interviewfragen lautet: Kannst du diese Frage genau so auch jeder anderen Band auf diesem Planeten stellen? Wenn ja, dann ist es eine schlechte Frage. Stell sie nicht. Musiker sind es leid, sie beantworten zu müssen. Leser sind es leid, sie lesen zu müssen. Hier unten findest du also eine praktischen Anleitung zu den abgedroschensten Interviewfragen seit Anbeginn der Musik. Vermeide sie, komme was wolle.

Was bedeutet euer Bandname?

Was du wirklich fragst: „Anstatt auch nur die einfachste Recherche-Arbeit zu erledigen und wenigstens vorher den Wikipedia-Eintrag über eure Band zu lesen, habe ich den ganzen Tag damit verbracht, mir auf PornHub bewegte Bilder von Menschen anzuschauen, die ineinander stecken. Dann habe ich eine ganze Packung Prinzenrolle gegessen. Aber sprechen wir nicht mehr über mein aufregendes Leben, ihr habt eurer Band doch irgendwann einen Namen gegeben, oder? Wie lief das ab?“

Die Antwort, die du gerne bekommen würdest: „Was für eine tolle Frage! Das ist tatsächlich eine wirklich interessante Geschichte. Mein Großvater war ein Holocaustüberlebender, der nach seiner Befreiung aus Auschwitz kein Wort gesprochen hat. Als kleiner Junge saß ich an seinem Totenbett und [schluchzt] mit seinem letzten Atemzug flüsterte er mir die Worte zu, nach denen ich meine Band benannt habe.“

Die Antwort, die du bekommen wirst: „Es ist aus einer Folge von Doug.“

Die Antwort, die du verdienst: „Fick dich.“

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Was sind eure Einflüsse?

Was du wirklich fragst: „Eure Band klingt genau wie ein paar andere Bands, auf die ich gerade nicht komme. Könnt ihr ein paar Bands auflisten, bei denen ihr abgekupfert habt, als wäre das hier eine Art Profil für eine Dating-Website? So können eure Fans das lesen und sagen: „Oh wow, ich mag diese Einflüsse auch! Meine Verbindung zu dieser Band wurde total bestätigt. Danke wundervoller Interviewer!“

Die Antwort, die du gerne bekommen würdest: „Was für eine tolle Frage! Lass mich eine Liste an total unerwarteten und unterschätzten Bands runterbeten, damit die Leser total erstaunt von meinem persönlichen Geschmack sind und sehen, dass es an meiner Kunst mehr Tiefe gibt, als die Leute vielleicht annehmen!“

Die Antwort, die du bekommen wirst: „Hm, Jawbreaker vielleicht?“

Die Antwort, die du verdienst: „Fick dich.“

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Für weibliche Bandmitglieder: Wie ist es als Frau in einer Band?

Was du wirklich fragst: „Bei meiner umfangreichen Recherche—ich habe mir ein Foto eurer Band angesehen—ist mir aufgefallen, dass du eine Vagina und keinen Penis hast. Hält dich das irgendwie vom Musikmachen ab? Wenn du deine Periode hast oder so? Erzähl mir von diesem unerforschten Zusammenhang zwischen Musik und weiblichen Geschlechtsteilen.“

Die Antwort, die du gerne bekommen würdest: Was für eine tolle Frage! Musik hat mich als Frau tatsächlich auf verschiedene Arten bestärkt, die ich nun auf eloquente Weise darlegen möchte. Meine Worte werden Kultstatus erreichen und Geschlechterungleichheiten, wie wir sie kennen, auflösen. Auf dieses Interview wird sich in in den nächsten Jahrzehnten in wichtigen feministischen Lesungen bezogen werden und dein Name wird als Auslöser dafür genannt. Und jetzt reite auf deinem weißen Schimmel davon.“

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Die Antwort, die du bekommen wirst: „Es macht eigentlich keinen Unterschied, denke ich.“

Die Antwort, die du verdienst: „Fick dich.“

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Wie schreibt ihr eure Songs?

Was du wirklich fragst: „Ich habe selbst noch nie etwas Kreatives erschaffen, deswegen auch meine gerade begonnene ‚Karriere‘ im Musikjournalismus. Bitte erzählt mir von eurem kreativen Prozess, der irgendeine Art von Zauber beinhaltet, nehme ich an.“

Die Antwort, die du gerne bekommen würdest: „Was für eine tolle Frage! Ich habe vor kurzem eine spirituelle Reise durch die Berge von Ladakh gemacht. Ich habe in einem Zelt gelebt und mich acht Monate lang nur von halluzinogenen Pilzen ernährt. Als ich wieder zu mir kam, stellte ich fest, dass das Album fertig war. Danke, dass ich durch diese Plattform meine wunderbare Geschichte öffentlich machen durfte.“

Die Antwort, die du bekommen wirst: „Naja, normalerweise komme ich mit den grundlegenden Ideen und die Band hilft mir dabei, daraus ganze Songs zu machen. Das ist wirklich spannend.“

Die Antwort, die du verdienst: „Fick dich.“

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Wie war der Aufnahmeprozess für euer Album?

Was du wirklich fragst: „Ich kann mir wirklich nichts Interessanteres vorstellen, als euch dazu zu befragen, wie es war, in einem Raum zu sitzen und einem Produzenten, für den sich niemand interessiert, dabei zuzusehen, wie er zwei Wochen lang an Knöpfen und Reglern dreht. Könnt ihr mir etwas über diese unglaublich langweilige Erfahrung erzählen, damit die Leser etwas haben, was sie überspringen können?“

Die Antwort, die du gerne bekommen würdest: „Was für eine tolle Frage! Du wirst es nicht glauben, aber…“ (Entschuldigung, ich weiß wirklich nicht, welche Antwort du dir von dieser Frage versprichst, die nicht die langweiligste Antwort wäre, die jemals aufgezeichnet wurde.)

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Die Antwort, die du bekommen wirst: „Es war großartig. Der Produzent war großartig und ich denke, man merkt der Platte an, wie großartig diese Erfahrung war. Großartig.“

Die Antwort, die du verdienst: „Fick dich.“

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Beschreibt euren Sound jemandem, der euch noch nie gehört hat.

Was du wirklich fragst: „Ich bin ein faules Stück Scheiße und habe keine Lust, kritisch über Musik zu schreiben. Bitte macht meine Arbeit für mich. Hier ist mein Lückentext eines Interviews, den ihr einfach ausfüllen könnt, während ich Bejeweled auf meinem Smartphone spiele.“

Die Antwort, die du gerne bekommen würdest: „Was für eine tolle Frage! Ich denke, wir würden sagen, dass wir eine Art Nu-Traditional Omni-Folk Hop oder Orchestral Christian Black Metal oder Apolitical Health Goth oder Cyber Yacht Fucktronica machen. Irgendwas dazwischen, aber eigentlich kann man es nicht wirklich einem Genre zuordnen.“

Die Antwort, die du bekommen wirst: „Halt einfach normaler Rock?“

Die Antwort, die du verdienst: „Fick dich.“

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Habt ihr irgendwelche guten Tour-Geschichten auf Lager?

Was du wirklich fragst: „Ich habe meine Heimatstadt nie verlassen und stelle mir vor, dass die Welt da draußen magisch und wundersam ist. Darf ich das stellvertretend durch eure Geschichten von epischen Reisen durch dieses großartige Land durchleben?“

Die Antwort, die du gerne bekommen würdest: „Was für eine tolle Frage! Versammelt euch um mich, während ich die Geschichte der großen Expedition in die Schweiz von 2012 erzähle. Sie hat alles—Spannung, Romantik, Gedanken über den menschlichen Zustand. Deine Leser können sich wirklich auf etwas freuen.“

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Die Antwort, die du bekommen wirst: „Dave hat mal in den Van gekotzt.“

Die Antwort, die du verdienst: „Fick dich.“

Dan Ozzi hat all diese Fragen wahrscheinlich schon mal gestellt. Folgt ihm bei Twitter.

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