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Diese B-Sides-Deko wollen wir dieses Jahr ersteigern

Das B-Sides ist die Art Open Air, von dem du mit einem 2.5-Meter-Dino nach Hause kommst.

Es gibt viele Open Airs—auch solche, die auf Alternativmusik ausgerichtet sind—die Standardware bieten. Es gibt dasselbe Bier wie am Bahnhofshallen-Oktoberfest, es gibt dieselben Wurststände wie am Bahnhofshallen-Oktoberfest und es gibt sogar noch mehr Werbeflächen als am Bahnhofshallen-Oktoberfest. Das ist oft schade, manchmal grenzwertig; etwa im Falle eines AargauerPunk- und Hardcorefestivals, das sich vom AKW Leibstadt sponsern lässt.

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Ob ein Open Air ein hingepflastertes Produkt oder die 21. Jahrhundertvariante von Passionsspielen ist, merkt man oft nicht am Line-up selbst, sondern an den weniger wichtigen Dingen, in diesem Zusammenhang etwas plump: an den B-Seiten. Dem Essen, der Deko, dem Rahmenprogramm.

Das B-Sides ist eines dieser Festivals. Als ich vor zwei oder drei Jahren zum ersten Mal da war, stolperten mein Loozärn-Guide und ich durch die Wohnquartiere von Kriens, bis wir endlich zur Zahnradbahn fanden, die uns auf den Berg—den Sunnebärg—bringen sollte. Das Treiben aus jungen Leuten, die hoch fuhren und noch jüngeren Leuten, meist mit Eltern, die vom Nachmittagsprogramm kamen, wirkte schon so als könnte das Innerschweizer Utopia bei der anderen Haltestelle der Zahnradbahn liegen. Als wir dann am Schalter standen: ausverkauft!

Liwai zeigt eine Kreation seines Teams; Foto von Benjamin von Wyl

Doch einige der Familienmenschen hatten Mitleid und flexible Handgelenke, so konnten wir ihren Bändel ergattern und den Berg erleben, auf dem Aussicht und Deko und Essen und Gefühlsausbrüche eine wohlige Melange mit der Musik bildeten. Das schlechte Gewissen wegen dem erschlichenen Eintritt konsumierten wir mit CDs und noch einer Portion und noch einer Portion weg. Es war eine Ausserwelterfahrung. Spätestens als Chinawoman in monoton-tiefer Stimme singt „Come on, let's have a threesome“ ist man in der melancholischen Erwachsenen-Märchenwelt, die das B-Sides sein möchte. Wichtig, wenn nicht am wichtigsten, für dieses Feeling ist das psychedelische Setting zwischen beleuchteten Kugelfischen und bemalten Absperrungen.

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Während und nach dem Bsides-Festival kann man die ganze Deko ersteigern und da ich leider noch keinen überdimensionierten Kugelfisch habe, der mich als Baby-Mobile jeden Tag in den Schlaf lullt, habe ich dieses Jahr vorgesorgt und sowohl die Deko als auch die Dekomacher letzte Woche besucht. So teuer ist das Mitbieten nicht einmal! Laut Urs Arnold vom B-Sides gehen die kleineren Stücke der Künstler- und Illustratorenteams meist für Beträge zwischen 20 und 100 Franken weg. „So ein Dino kommt dann schon auf 200 Franken!“ Die grossen Sachen gehen aber nicht immer weg, allein schon wegen ihrer Grösse. Ausser irgendjemand aus einer Guggemusig kauft es sich als Basis für den nächsten Fasnachtswagen.

Bei der 10. Ausgabe des Festivals erzählen die Gestalter die Naturgeschichte der Welt according to B-Sides. Auf dem Programm prangt eine Evolutionsgeschichte der Welt während der verschiedenen B-Sides-Jahre, eine wunderbare Völkerwanderungskarte, die irgendwie auch total auf den Sunnebärg bei Kriens ausgerichtet ist. Und am absolut wunderbarsten ist ein Sediment-Diagramm, das die Gesteinszusammensetzung des Sunnebärgs in den „Yellow Submarine“-Beatlesfilm-Farben zeigt.

Cécile bei der Arbeit; Foto von Benjamin von Wyl

Die Dekoteams setzen und setzten dieselben Sujets und dieselben Farben dreidimensional um. Beim Besuch in ihrer Werkstatt haben mir die B-Sides-Leute schon im Voraus gezeigt, auf was ich dieses Jahr wirklich mitbieten werde/sollte:

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Der Dino

Foto von Liwai Keller

Der Dino! Der Dino wird zum Zentrum jeder Wohnung. Sofern die Wohnung eine Kunstgalerie oder aus unerfindlichen Gründen vier Meter hoch ist.

Der süsse kleine Dino

Foto von Liwai Keller

Bist du Jäger oder lebst in einem Jägerhaushalt passt der Dino gut an deine Wand. Ausserdem kann er die Wüste aus Hirschgeweihen und Wildschweinzähnen etwas auflockern. Auch für Veganer geeinigt.

Der Ablagerungstoast

Foto von Liwai Keller

Also, was er darstellen soll, weiss ich nicht wirklich. Sind es Toastbrote, die sich über Jahrtausende abgelagert und sedimentiert haben? Jedenfalls macht es Spass mit dem Finger über deren Oberfläche zu fahren.

Der Surfer

Foto von Benjamin von Wyl

Noch nicht ganz Joan Miró, ist der kleine Surfer das ideale Geburtstagsgeschenk für deine setzkastensüchtige Grosstante, die auch noch etwas Bildungsbürgertum inhaliert hat und schon in den Gnomfiguren von der Basler Herbstmesse ersäuft.

Benj auf Twitter: @biofrontsau

Von Donnerstag bis Samstag campen wir auch dieses Jahr wieder am B-Sides auf dem Sunnebärg. Neben dem Optischen und Kulinarischen sorgen Acts von Tocotronic bis zum Splätterlitheater für die Audiounterhaltung.