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Damon Albarn—,Everyday Robots‘

Momente, in denen man nicht umhinkommt, Damon Albarn als einen der größten Zampanos im Musikbetrieb wahrzunehmen.

Damon Albarn
Everyday Robots
Parlophone

Du und dein Smartphone, ihr seid Teil des Problems. Jedenfalls in den Augen Damon Albarns, der auf Everyday Robots etwas desillusioniert in sein erstes Soloalbum einsteigt. Quietschende Streicher, schleppend vorgetragenes Klavierspiel und dazu der Blur-Frontmann, der in seinem markanten Timbre erklärt, dass unser aller Verlorenheit in Smartphonedisplays längst zu einer Entkopplung vom Alltag geführt hat. Im Unrecht ist er damit ja nicht, klar: Du erinnerst dich an das viral kursierende Foto neulich auf Twitter und Facebook, das zwischen zwanzig wartenden Smartphonelesern einen Richtung Sonne blickenden Pendler zeigte. Toll, so funktioniert das Leben also. Dass es solche konstruierten Fotos schon vor 70 Jahren gab—nur damals eben mit Tageszeitungen statt Handys—sagt Albarn allerdings nicht. Apropos Fotos: Deine Instagrams geben auch später im Album—„Photographs (You're Taking Now)“—wieder Anlass zum Verdruss: Das Leben, es wird in Albarns Wahrnehmung beliebiger, je mehr man sich technologisch aufrüstet und jeden Moment zu dokumentieren versucht. Wo aber bleibt da der liedgewordene Kommentar zum Thema Life-Tracking, Damon? Zum Glück muss man ja nicht dauernd in die Textebene absteigen, musikalisch ist Everyday Robots schließlich herrlich versöhnlich: Das funky gespielte „Mr. Tembo“, das auch als gutgelaunter Jingle von Takko-Fashion- oder C&A-Werbespots funktionieren könnte; das an beste Gorillaz- oder Múm-Momente erinnernde, leicht infantil glockenspielende „Parakeet“; das gemeinsam mit einem schwer näselnden Brian Eno aber ebenso großartig schwülstig und stoisch vorgetragene „Heavy Seas of Love“; das sind die Momente, in denen man nicht umhinkommt, Damon Albarn als einen der größten Zampanos im Musikbetrieb wahrzunehmen—im positivst möglichen Sinne.

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