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Interviews

G-Eazy bietet den Majors seine Seele an

Mit seinem neuen Album will der James Dean des Rap nichts weiter, als die Welt erobern.

Foto: Martin Krüger

Während G-Eazy in den USA dank landesweiter Touren und Eröffnungsshows für Drake, Lil Wayne und Snoop Dogg schon als das nächste große Ding gehandelt wird, kennt den „James Dean des Rap“ in Österreich so gut wie niemand. Um sein neues Album These Things Happen zu promoten, gibt er in Berlin ein Konzert und so sitze ich dem 1,99 m großen Gerald im Backstage des Bi Nuu gegenüber. Als er fragt, ob ich ein Bier oder Whiskey möchte, lehne ich dankend ab. Schließlich will ich ja ungetrübt hören, was G-Eazy zu sagen hat. Zwar hat ihn sein Nummer Eins Hit „Runaround Sue“ zum Durchbruch verholfen, doch möchte er lieber nicht mehr daran erinnert werden.

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Noisey: Deine Tante und dein Onkel haben beide in einer Surf-Rockband gespielt. Hast du dich jemals der Rockszene zugehörig gefühlt?
G-Eazy: Klar, als ich noch ein Kind war. Ich habe ihre Musik und alles, was in den 90ern aktuell war, geliebt. Cake zum Beispiel. Ich habe alles gehört, was ein achtjähriger Junge eben so mag.

Ich habe nach dem Namen der Surf-Rockband gesucht…
New Easy Devils! Für mich waren sie Stars. Wir haben alle im Haus meiner Oma gelebt und wenn meine Großeltern weg waren, gab es Partys und Proben. Ich saß auf den Kellerstufen und habe ihnen beim Proben zugeschaut. In dem Alter habe ich es zwar noch nicht wirklich verstanden, aber den Ansatz ohne Label und ohne im Radio gespielt zu werden, CDs selbst zu pressen und auf Konzerten zu verkaufen, hat mich inspiriert. Sie klangen toll und haben Bands auf Shows supportet, von denen ich Fan war.

Wann hast du angefangen, Rapmusik zu machen?
Als ich ungefähr 13 war, habe ich angefangen, Beats zu bauen und Raps aufzuschreiben. Ich habe nichts über Songstrukturen oder so was gewusst. Ich saß in der Schule und habe einfach in meinen Hefter Texte über Mädchen gekritzelt.

Irgendwelche Idole?
Oh yeah, die regionalen Helden: E40, Mac Dre, Too Short.

Du hast mal eine Rapcrew namens Bay Boyz gegründet. Würdest du jemals wieder einer Crew beitreten?
Keine Ahnung. (Mit Blick auf meine Golf Wang-Mütze) Ich bin das neuste Mitglied bei Odd Future (lacht).

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Dir ist es lieber, selbst die kreative Kontrolle zu haben?
Ja, ich habe nur ein kleines Team, aber es besteht aus den Besten. Wir arbeiten von Musikvideos bis zum Artwork und Sound der Platte alle zusammen. Ich weiß, was ich will und würde es hassen, gesagt zu bekommen, was ich machen soll. Ich würde mich nie auf etwas einlassen, bei dem ich die kreative Kontrolle abgeben muss.

Du rappst schon seit sieben Jahre als G-Eazy. Inwieweit hat sich die US-Rapszene in dieser Zeit verändert?
Das Internet hat alles verändert. Die Grenzen, um ins Game zu kommen, wurden niedergerissen. Jeder mit einem Laptop macht Musik und lädt sie dann hoch. Diese egalitären Vorraussetzungen haben alles verändert. Alles passiert immer schneller und schneller.

Wie bei Odd Future?
Ja genau. Du brauchst ja nicht mal mehr das Radio. Du brauchst nur eine Kultur, um deine Musik aufzuziehen und eine Gemeinschaft von Leuten, die mögen, was du tust. Es gibt keine Gatekeeper mehr, die dir die Türen zu den Massenmedien öffnen oder schließen. Das meine ich mit den egalitären Vorraussetzungen. Jeder, der eine Vision und die richtigen Puzzleteile hat, kann es schaffen.

Steigt dadurch auch die Qualität?
Naja, jetzt musst du noch besser sein, um überhaupt noch herauszustechen. Nur weil jeder etwas macht, heißt das nicht, dass vieles nicht auch grottenschlecht ist. Du musst viel härter arbeiten, damit die Leute dich nicht für Müll halten.

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Du bist für deine DIY-Ethik bekannt. Kann dieses Konzept die Zukunft der kommerziellen Rapmusik werden?
Oh ja, es läuft darauf hinaus. Die Label verlieren ihre Macht und gleichzeitig gewinnen die Künstler mehr Kontrolle. Es liegt an dir, etwas zu erreichen. Du wartest nicht darauf, dass jemand dich entdeckt, Millionen Dollar in dich investiert und dich weltweit promotet. Es ist deine Aufgabe, das selbst in die Hand zu nehmen. Nur die wirklich Guten schaffen das und verdienen Aufmerksamkeit. Man muss sich immer weiterentwickeln.

Deinen Durchbruch verdankst du „Runaround Sue”…
Jajaja…

Du kannst es nicht mehr hören.
Ich hasse diesen Song. Echt in jedem Interview… nein, nur Spaß.

In dem Song nutzt du ein Sample aus den Sechzigern. Fehlt der heutigen Popmusik etwas?
Nee, ich fand das halt cool. Ich war immer Fan davon, verschiedene Welten zu kombinieren, von denen du niemals geglaubt hast, dass sie nebeneinander sitzen können. Der Kontrast, 50er-Jahre-Popmusik mit 808 Drums und Rap zu kombinieren, ist ein innovativer Schritt, etwas Neues zu schaffen. Die Idee war super und dann führte eins zum anderen.

Du wirst oft mit Macklemore verglichen, obwohl ihr zwei verschiedene Musikstile fahrt. Wo kommt die Verbindung her?
Wuaaaaaah… Gott, wir sind eben beide weiße Rapper mit gegelten Haaren.

Ist es wirklich so simpel?
Wir haben die gleichen Geschäftsstrategie. Er hat die letzten anderthalb Jahre einen verdammt guten Job gemacht. Durch Social Media und hartes Touren konnte er etwas Organisches schaffen. Er hat sich durch seine Musik eine Gefolgschaft und eine eigene Kultur aufgebaut. Sie haben ihn vergöttert und auf dieses Level gehoben.

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Bis er die Idee hatte, sich als die Karikatur eines Juden zu verkleiden.
Ja, das war überhaupt nicht clever.

Außerdem wirst du auch der James Dean des Rap genannt. Stört dich dieser Vergleich?
Hölle nein! James Dean war DER Mann. Mädchen haben immer noch James Dean-Poster an ihren Wänden. Sie haben ihn geliebt. Er war der Außenseiter, ein Rebell ohne Grund. So fühle ich mich auch schon mein Leben lang, wie ein Außenseiter. Ich wuchs als weißes Kind in der San Francisco Bay Area auf und passte nicht wirklich in die Kultur. Später wollte auch das typische HipHop-Schema nicht passen, weil ich Skinny Jeans trage und meine Haare nach hinten gele.

In dem Song „Almost Famous” singst du davon, noch relativ unbekannt zu sein. Wann wirst du dich weltberühmt nennen?
Wenn ich in Arenen spiele. Du bist verdammt berühmt, wenn du in einer Arena spielst.

Also nächstes Mal Berlin nicht Bi Nuu sondern O2-World?
Vielleicht das übernächste Mal. Ich werde auf jeden Fall zurückkommen.

Wenn das erste Majorlabel bei dir anklopft, um dich zu signen. Was wirst du tun?
Ich werde meine Seele anbieten. Wenn sie mir Milliarden von Dollar anbieten, werde ich meine Seele dem Teufel verkaufen.

Glaub ich nicht.
Es geht alles um die kreative Kontrolle, das ist mir das Wichtigste.

Dein neues Album kommt am 20.06. raus.
Ja, ich bin so verdammt aufgeregt. Jetzt habe ich soviel mehr Respekt für jeden, der ein Album rausbringt. Da geht soviel rein, all die Details vom Artwork bis zu jedem einzelnen Song, dem Mixen, dem Mastern. Das ist das erste Mal, bei dem ich es wirklich richtig gemacht habe. Die anderen Sachen waren ungeschliffene DIY-Releases nach dem Motto: Es ist fertig, lass es uns raushauen. Diesmal ist es anders. Jedes Detail ist genau so, wie ich es haben wollte. Die letzten anderthalb Jahre haben zu diesem Moment geführt und ich freue mich drauf, wenn die Leute es endlich in den Händen halten.

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Warum gerade jetzt die Mühe?
Es war ein Prozess. Manchmal dauert es bei einem Musiker zehn bis 15 Jahre, bevor er seinen Sound findet. Diese Zeitspanne wird heutzutage im Internet dokumentiert. Der Aufnahmeprozess ist jetzt für alle zugänglich. All die Jahre der Übung und Reifung haben mich zu diesem Moment gebracht. Das ist mein Debüt auf der großen Bühne.

Dein Plan für die Zukunft?
Die Welt erobern!

Viel Glück dabei!
Ich will mich nur um meine Mutter kümmern.

Warte, was?
Mich um meine Mutter kümmern.

Okay, cool.

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