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Auf der Suche nach Archy Marshall (a. k. a. King Krule)

Archy Marshall aka King Krule hat in den letzten Jahren massig kreativen Output unter verschiedenen Künstlernamen im Internet verbreitet. Das gucken wir uns mal genauer an.
Ryan Bassil
London, GB

Vorletzte Nacht hat King Krule nach einer gefühlten Ewigkeit endlich den ersten Track seines Debütalbums 6 Feet Beneath The Moon veröffentlicht. Der Song heißt „Easy Easy“ und du kannst dir das Video oben ansehen.

Während der Rest der Blogger-Welt sich einen darauf wichste, dieses Werk zu sharen, von dem sie dachten, dass es das neueste Material von Archy Marshall seit knapp einem Jahr sei, hat er in Wahrheit in den letzten Jahren ganz behutsam massig kreativen Output unter verschiedenen Künstlernamen im Internet verbreitet.

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Das schauen wir uns mal genauer an.

Lankslacks & Ragofoot Freestyle

Viele Künstler fühlen sich geil, wenn sie so medienfixierte Aussagen wie „Ich mache meinen eigenen Kram“ und „Wenn irgendjemand zuhört, dann ist das für mich nur eine zusätzliche Freude“ hinrotzen. Aber die meisten sind eigentlich ausgehöhlte, mit Instagram-Filter versehene Seelen, die gerne den Eindruck von Kreativität erwecken wollen, während sie ihre Klangbasteleien von irgendjemanden abkupfern und ihr Geld damit verdienen, in irgendwelchen geschmacklosen Bars aufzutreten. King Krule hingegen ist ein Meister der Kreativität, der auf der einen Seite in der Lage ist, ein paar Zeilen über Paul Demons „Nuages“ zu rappen, und auf der anderen Seite mal eben ein paar Jazz-Akkorde auf den Straßen von Paris spielt.

Zoo Kid & Rago—„Watch Me Over“

Im Song „Noose Of Jah City“ erklingt folgende Zeile: „suffocated in concrete / it took a hold of me / put me on repeat”. Würde ich für ihn die Pressetexte schreiben, dann wäre das mit Sicherheit gleich der erste Satz in seiner Biografie. Genau wie Dizzee Rascal perfekt beschrieben hat, wie es ist, in Bow aufzuwachsen, macht Archy den Schritt ans andere Ende Londons und verleibt sich die Klänge der vorstädtischen Jugend ein, wie sie im Häuschen ihrer Eltern wohnen und nichts besseres zu tun haben, als zu kiffen und dabei YouTube zu durchstöbern. Aber genau das heißt leben—wenn du jeden Tag in den gleichen Zug steigst und hin und zurück von Dulwich nach London Bridge fährst.

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DJ JD Sports

So leicht, wie er zwischen nebulös minimalistischem Scharfsinn („Out Getting Ribs“) und Mike Skinner-esquen Jazz-Klimaxen („Rock Bottom“) hin- und herwechseln kann, produziert Archy auch Ambient-Klanglandschaften, die besser sind als die meisten Sounds anderer Schlafzimmer-Beat-Bastler. Sein 24 Tracks umfassender DJ JD Sports Soundcloud-Account ist wie eine Goldmine—als wäre Gold eine Ansammlung von Audio-Dateien mit einem schillernden Spektrum kompositorischer Farbtöne aus dem Reservoir der verblüffendsten Künstler, die in den letzten Jahren zu Tage gefördert wurden. Außerdem ist das wahrscheinlich das beste DJ-Synonym seit Moet Laureate.

Edgar The Beatmaker

Edgar The Beatmaker ist im Grunde genommen das Bindeglied zwischen der Sativa-getränkten Hintergrundmusik DJ JD Sports, der Neo-Jazz-Empfindlichkeit King Krules und der dreckigen innerstädtischen Rauheit Zoo Kids. Mit anderen Worten: damit ist es wohl das einzigartigste Beat-Tape, das irgendwo im Internet umherschwirrt. Es hat die Jazz-Einfühlsamkeit eines Great Gatsby-Apartments, gefüllt mit dem Duft von Limonen-Dunst und North Face-Jacken. Unter Edgar The Beatmaker hat er bisher drei verschiedene Tapes aufgenommen, was seinen kompletten Output auf wahrscheinlich die doppelte Menge im Vergleich zu den meisten Künstler, die diese Woche im NME vorgestellt wurden, anwachsen lässt.

Zoo Kid

Obwohl es auch ein paar Zoo Kid-Tracks gibt, auf denen er rappt, sind die Mehrheit der Kompositionen wunderschön trostlose Songs, die von einer Stimme vorgetragen werden, die dich fragen lässt, wie viel Haare der Besitzer dieses Goldkehlchens wohl auf der Brust hat. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, weshalb tausende von Tweets von Tyler, Earl Sweatshirt oder Mac Miller à la „Wie zur Hölle komme ich an Archy Marshall ran???“ bei Twitter zu finden sind. Als ich ihn traf, habe ich ihn gefragt, ob er wusste, dass die gerade genannten Künstler sich nach ihm die Finger lecken. Er zuckte ganz nonchalant mit den Schultern und sagte: „Yeah, man“. Das war ein perfektes Beispiel für die unerschütterliche Brillanz von King Krule—ein Künstler, der trotz des nicht zu bändigenden Hypes sein eigenes Ding durchzieht, ganz gelassen.

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