„Jede Epoche hat die Kunst, die sie verdient / Heutzutage ist es Antilopen-Untergrundmusik”, rappte die Antilopen Gang in der ersten Single ihres ersten richtigen Albums Aversion. Es erschien vor knapp einem Jahr und zerstörte eine Wand des versifften Kellers, in dem Danger Dan, Koljah und Panik Panzer hausten, um eine sanft vor sich hin schnurrende Rolltreppe in die oberen Etagen zu bauen. Denn „Untergrund“ sind die drei schon längst nicht mehr. Jugendradiosender wie Fritz lieben und spielen sie, ihre Single „Beate Tschäpe hört U2“ wurde zur heimlichen Hymne aller „Asylkritiker“-Gegner, sie gewannen den New Music Award der ARD, standen bereits bei der Tagesschau im Studio und wurden von so ziemlich jedem Medium des Landes interviewt—nicht aber von Welt oder Bild.Trotz allem umgibt sie noch immer der durchdringende Geruch von kaltem Zigarettenqualm und ostdeutschem Fusel, noch immer bleibt die Anti-Haltung gegen diese Welt, vor allem aber gegen sich selbst. So auch auf ihrem 14-Track-starken Mixtape Abwasser, das sie jetzt mal eben rausgehauen haben—für umme. Wieder zelebrieren sie das Leben als gesellschaftlichen Aschenbecher, drücken ihre erhobenen Mittelfinger in frischen Beton und zerkratzen die AMGs von selbst-beweihräuchernden Rappern—während diese im Auto sitzen und sich lethargisch durch den eigenen Twitter-Feed scrollen.Im Interview mit Puls sagte Panik Panzer zum ungläubigen Schock seiner Kollegen, dass er wünschte, die Deutschrap-Szene würde sie cool finden und nicht nur scheiße. Dabei scheint Verachtung doch ein recht guter Brennstoff für destruktive Kreativität zu sein: „Gibt das Leben dir Zitronen, mach 'nen Obstladen auf / Wo du unter deiner Ladentheke Drogen verkaufst.“ Hach, uns war gar nicht bewusst, wie sehr wir die gehuften Barfliegen vermisst haben.
Hier kannst du Abwasser in voller Länge streamen. Und hier gehts zum Download.
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