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Interviews

Fat White Family essen Schnitzel mit Löffeln

Ein angemessen skandalöses Gespräch mit Fat White Family über ihre Drohung, ISIS beizutreten, ihre Masturbation auf der Bühne und John Lennons Sohn.

Falls ihr es verpasst habt: Fat White Family sind eine fünfköpfige Band aus London, die derzeit als „Großbritanniens sensationellste junge Band“ gilt. Sie sind live extrem geil, wurden von John Lennons Sohn, Sean Ono-Lennon, auf dem SXSW adoptiert und durften in seinem Studio mit den Instrumenten seines Vaters ein Album aufnehmen. Im Übrigen verhalten sie sich angemessen skandalös, sind mal auf einem Esel in eine Show eingeritten, und tun auch sonst alles, was das Musikjournalistenherz höher schlagen lässt. Vor ein paar Wochen pöbelten sie MacDeMarco auf Facebook an, dass sie nach Syrien gehen und dem IS beitreten würden, wenn er nicht sofort aufhört, Musik zu machen. Ihr neues Album, Songs for the Mothers, erscheint am 22.01.16 auf ihrem eigenen Label, Without Consent.

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Wir interviewten sie vor ihrem ausverkauften Konzert im Auster Club in Berlin. Im Backstage angekommen, informierte uns ihr Management, dass wir besser pünktlich zum Konzert sollen, weil sie oft nicht länger als 30 Minuten spielen und keine Zugaben geben. Der Sänger war gerade am Hermannplatz nach Drogen suchen, also sprachen wir mit dem jüngeren Bruder des Sängers, Nathan Saoudi, und ihrem Bassisten, Taishi Nagasaki. Nathan drehte als Willkommen laute 50ties-Musik auf, nahm das auf dem Tisch liegende Brotmesser und versteckte es hinter einer Packung Milch.

Nathan: Wir müssen die Messer verstecken. Alle Messer.

Noisey: Warum?
Ich hab Angst vor Messern.

Schon immer?
Nein, mein bester Freund hat versucht, mich umzubringen.

Warum?
Ich weiß es nicht. Das ist der Grund, warum ich die Messer verstecke. Nein, ich hab einfach Angst vor Messern. Ich esse immer mit Gabel und Löffel.

Was machst du mit Sachen, die man schneiden muss?
Ich beiße ab. Wenn man Suppe isst, braucht man kein Messer.

Ist das euer erster Berlin-Besuch?
Nein, wir haben hier gelebt. Ich und mein Bruder haben für drei Monate hier gelebt, so vor drei Jahren. Erst waren wir in Barcelona, weil London uns nichts zu bieten hatte. Aber dann realisierten wir, dass es in Barcelona keine Musik gibt und keine Venues und die Polizisten alle Faschisten sind, also sagten wir, Fuck it, wir haben gehört, Berlin ist OK. Und dann gab es Streit und wir gingen zurück nach London. Ich wünschte, ich wäre nicht da, London ist scheiße. Einfach nur schrecklich.

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Ist das der Grund, warum zwei der Titel auf dem Album auf deutsch sind: „Goodbye Goebbels“ und „Lebensraum“?
„Lebensraum“ heißt so, weil keiner von uns welchen hat, keiner von uns hat eine Wohnung. Nein, wir sind alle ziemlich von Geschichte besessen. Das ist ein großer Teil davon. Es ist noch nicht lange her, du solltest dich nicht darüber lustig machen, aber du kannst nicht anders, weil es sich in eine Absurdität verwandelt hat. Dadaismus war eine Reaktion auf den Krieg. Du kannst für oder gegen Krieg sein, oder du kannst verstehen, wie verdammt absurd und dumm Krieg ist und dementsprechend reagieren. Und das ist, was sie getan haben. Immer, wenn du die Geschichte von etwas so Groteskem begreifst, ist ein Weg, damit umzugehen, sich darüber lustig zu machen. Du musst mir alles, was ich sage, nachher schicken. Ich bin nicht so gut im Reden.

Wieso? Du scheinst das ganz gut hinzukriegen.
Bin mir nicht so sicher. Ich weiß, dass das Messer hinter der Milchpackung ist.

Masturbiert ihr wirklich auf der Bühne?
Nathan: Mein Bruder macht das. Er ist der Wichser, nicht ich.
Taishi: Kommt er auf der Bühne?
Nathan: Nein. Er ist noch nie gekommen. Es ist ziemlich schwer, in der Öffentlichkeit zu kommen. Ich würde es auch nicht Wichsen nennen, was er macht, sondern… liebevolles Ziehen. Er hat kein Instrument, dass er spielen kann, also muss er an etwas anderem spielen. Er sieht, dass alle anderen auf der Bühne was haben, was sie anfassen können, und er sagt sich, wenn ich jemandem an die Titten fasse, werde ich bestraft, aber ich kann mich anfassen, das ist legal.

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Verwenden Sänger dafür nicht normalerweise das Mikrophon?
Aber das Mikrophon ist kein Instrument, es fühlt sich nicht so toll an. Ich hab es ziemlich oft mit dem Mikrophon probiert, hat nicht funktioniert, war zu hart.

Ein Thema, das in euren Interviews oft auftaucht, ist Wahnsinn. Viele halten euch für verrückt. Ich glaube, euer Sänger hat mal gesagt, „Ich habe eher das Gefühl, dass die anderen alle irre sind, ich bin vollkommen normal.“
Nathan: Ich denke, das sind alles Arschlöcher.
Taishi: Was heißt Arschlöcher, es sind alles gute Leute, sie haben nur unterschiedliche Arten, sich auszudrücken. Aber alle sind gute Leute. Besonders ich.
Nathan: Nichts ist konstant, außer der Tod.
Taishi: Ich glaube, Lias ist zu rein.
Nathan: Alle sind ein bisschen merkwürdig, oder? Ich bin nicht verrückt. Ich habe Menschen gesehen, die verrückt geworden sind.

Zum Beispiel?
Wenn mein bester Freund versucht, mich zu erstechen. Das ist Wahnsinn. Ich habe Wahnsinn gesehen, ich habe Menschen auf der Straße gesehen, die wahnsinnig waren. Aber wir? Wir sind nicht wahnsinnig. Wir amüsieren uns nur ein bisschen. Du könntest uns mit zu deiner Mutter zum Essen nehmen und wir würden uns perfekt benehmen.

Davon abgesehen, dass du das Schnitzel mit einem Löffel essen würdest.
Ich würde das Schnitzel mit einem Löffel essen, und ich weiß nicht, was ich mit dem Speck machen würde. Ich muss mich in der Toilette verstecken, bevor ich den Speck schneiden kann.

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Es gibt einen Song von euch namens „I am Mark E Smith“, ich hab mich gefragt, habt ihr ihn je getroffen?
Ja, dazu gibt es eine super Geschichte. Nach unserem Glastonbury-Gig fragte ich ihn, ob ich was von seinem Champagner haben kann. Es war nach unserer Show, und dann siehst du Mark E Smith, und er ist ein Titan der Musikgeschichte, manche Bandmitglieder mögen ihn mehr als andere, aber ein paar waren so, Fuck, ich hab den Mann gesehen, der die Welt verändert hat. Aber das hat nichts mit der Geschichte zu tun. Ich also zu ihm „Kann ich was von deinem Champagner haben?“. Seine Band sagt nein, aber dann meint er „Ja, komm her, Junge.“ Und ich so, wow, Mark gibt mir Champagner. Und ich geh hin und er schüttet ihn mir ins Gesicht.

Haha.
Und ich: „Du Arschloch, das hättest du dir sparen können“, und seine Band lacht mich aus. Und ich denke, fuck, der Smith hat’s mir gezeigt. Und er: „Es tut mir leid, Junge. Willst du einen Whiskey?“ Ich: „Danke, ja.“ Er geht, holt mir einen Whiskey, gibt ihn mir, und ich sage, „Danke Mark, du Fotze.“ und schütte ihn ihm ins Gesicht.

Hahaha.
Und er: „Aaaarghhh.“ Der Rest seiner Band steht auf und will mich verprügeln, und er: „Setzt euch hin, das ist einer von meinen Jungs.“ Und dann haben wir eine Stunde abgehangen.

War es auch das Glastonbury, als ihr John Lennons Sohn kennengelernt habt, weil ihr seine Freundin aufreißen wolltet?
Nathan: Nein, das war in Texas. South by Southwest.
Taishi: Das war das erste Mal, dass ihr ihn getroffen habt. Ein Typ namens „Sohn von John Lennon.“
Nathan: Sean Lennon. Ich denke, es ist nicht sehr fair, jemanden so zu nennen. Es könnte ihn unter Umständen echt anpissen.

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Das stimmt, ich wusste bis vor Kurzem gar nichts von ihm.
Nathan: Ich wusste nicht, wer er ist, aber unser Schlagzeuger, und der hat ihn angesprochen, und er meinte, „Hey, ich mochte euer Set, wollt ihr mit mir Abendessen?“ Unser Bassist versuchte, die Freundin klarzumachen. Sie ist ein schönes Mädchen, und unser alter Bassist war ein Predator. Er versuchte immer Frauen zu umarmen und sie versuchten wegzulaufen, und er hinterher, so eine Art schwarzes Vergewaltigungsloch. Und ich; „Oh Gott, Mann, sie mögen dich nicht.“ Und er: „Doch, tun sie!“ Jedenfalls wollte sie nicht. Sein Gesicht war zu rot. Aber er wollte nicht hören, er glaubt, dass jedes einzelne Mädchen auf der Welt ihn liebt. Das ist Wahnsinn.
Taishi: Das dachte er?
Nathan: Ja. Wenn ich was mit einem Mädchen hatte, versuchte er, sie zu umarmen. Wenn ich mit einer im Bett lag, sprang er dazu. Und ich: Verpiss dich!

Was ist dein Lieblingssong von eurem neuen Album?
Meiner? Es sind alles Smashhits. Jeder einzelne. Sie werden immer besser. Und wenn du sie dir in umgekehrter Reihenfolge anhörst, werden sie sogar noch besser.

Du empfiehlst also, es von hinten nach vorne zu hören?
Nein. Wenn du es von hinten nach vorne hörst, wird es besser, und dann von vorne nach hinten, und es wird NOCH besser, und dann wieder von hinten nach vorne etc etc. Eine exponentielle ins Unendliche ansteigende Gerade. Ich mag „The whitest boy on the beach.“

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Geht ihr viel an den Strand?
Nathan: Der Strand war in Spanien. Wir waren am Strand, und sahen all diese Jungen, so Dreizehnjährige mit mehr Muskeln, als wir haben. Und Lias begann zu singen „He is the whitest boy on the beach“. Wir saßen da, so krüppelige Weiße. Wir gehen nicht oft zum Strand. Aber wir waren letztens am Strand.
Taishi: Ohne mich?
Nathan: Du warst in Japan! Du warst in Japan, Taishi.
Taishi: Ich war in den Bergen.

The whitest boy in the mountains.
Nathan: Hahaha.

Wollt ihr euren deutschen Hörern noch etwas mitteilen, bevor wir aufhören?
Nathan: Hmm… mein liebster Satz in deutsch ist „Pommes mit Schnitzel“.
Taishi: Ich hasse die deutsche Bürokratie!!

Wir alle, wir alle. Oh, bevor ich es vergesse, was war mit diesem Facebook-Post über MacdeMarco? Dass er aufhören muss, Musik zumachen, oder ihr lauft zu ISIS über?
Nathan: ER HAT GELOGEN. Er hat behauptet, dass WIR IHN gefragt hätten, ob er mit uns spielt. DER VERDAMMTE VERLOGENE BASTARD. Jetzt muss ich zu ISIS! ER IST EIN LÜGENDER VERDAMMTER DRECKSHURENSOHN.

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