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Ein Pfarrer gibt den Fans von Eagles Of Death Metal die Schuld am Pariser Attentat

Herzlichen Glückwunsch: Der Preis für die widerlichste Reaktion auf Paris geht nach Arizona.

Screenshot von YouTube aus dem Video „"The Sinful Nation of France" (KJV Bible Baptist Preaching)“

Nach dem Attentat bei dem Pariser Konzert der Eagles Of Death Metal haben wir uns intuitiv viele heikle Fragen gestellt. Zum Beispiel, wie die Band das Geschehen von der Bühne aus wahrgenommen hat. Oder wie man sich selbst als Konzertbesucher in dieser Situation gefühlt hätte und ob man jetzt bei großen Konzerten immer wieder die Augen achtsam durch den Raum schweifen lässt. Eben Fragen, die wir uns unvermeidlich stellen, auf die wir aber keine Antwort erwarten. Aber eine Frage wurde nie in unser Bewusstsein geschwemmt: Wer wohl schuld an den erschossenen Konzertbesuchern ist. Es ist selbsterklärend: die Attentäter.

Das sieht ein Pfarrer aus Phoenix, Arizona, komplett anders. Steven Anderson ist stolzes Oberhaupt einer christlichen Fundamentalistengemeinde, die Jesus über alles liebt und Homosexuelle so leidenschaftlich hasst, dass sie die Todesstrafe als angemessene Bestrafung für ein solches „Verbrechen“ propagiert—selbst wenn es um den eigenen Bruder geht. Und natürlich ist für ihn der Islam die Religion des Teufels. Seine Sicht auf die Welt ist also ein bisschen anders als die von vielen anderen Menschen. Deswegen hat er auch eine ganz eigene Theorie, was da im „sündigen“ Frankreich wirklich passiert ist.

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In einer Andacht einen Tag nach den Attentaten hatte Anderson selbstverständlich auch was zu Paris zu sagen. Das alles sei natürlich schrecklich, aber vor allem die Besucher des Konzertes einer für ihn offensichtlichen Death-Metal-Band hätten das doch herausgefordert: „Wenn ihr auf ein Death-Metal-Konzert geht, könnte jemand getötet werden! Ihr verehrt den Tod! Und dann sterben auf einmal Menschen: ‚Hey, warte mal, was passiert hier?’—Nun, ihr liebt den Tod ja so sehr, ihr habt Tickets gekauft, ihr liebt es, Satan zu huldigen! Jetzt kommt Satans Religion und schießt auf euch!“ Abgesehen davon, dass diese Kausalitätskette an Absurdität kaum zu überbieten ist, sollte der Herr mal seine Fakten checken lassen, genauso wie einige andere geschmacklose Nörgler auch. Denn Überraschung: Die Eagles of Death Metal machen gar keinen Death Metal.

Er führt noch weiter aus, dass Eagles-Frontmann Jesse Hughes eine „drogensüchtige Hinterwäldler-Schwuchtel“ sei und die ganze Band wie „sodomitische Freaks“ aussehen würden, während wir mit ungläubigen Blick dasitzen und versuchen, die Leere zu fassen, die in Andersons Kopf herrschen muss. Ironischerweise erinnert er uns mit seinem Wahnsinn und Faktenunverständnis an so manche „Asylkritiker“, die die Pariser Trägödie ebenfalls für eine persönliche Agenda instrumentalisieren: Seht ihr, das passiert, wenn man es nicht so macht, wie wir es sagen. Die zustimmenden Rufe seiner Anhänger zeigen, dass er damit Erfolg hat—und ideologischer Fanatismus zum Kotzen ist.

Egal, ob nun im Namen des Christentums, Patriotismus' oder Islams.

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