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Why? sind jetzt erwachsen

Yoni von Why? entscheidet sich, jetzt zu leben. Trotz Mumps und anderer Krankheiten.

Bis auf ein paar wenige Lebenszeichen in Form von Demos oder Videoblogs hat man schon sehr lange–viel zu lange–nichts mehr von der Alternative-Hip-Hop-Crew aus Cincinnati Why? gehört. Drei Jahre ist es her, dass Yoni Wolf, sein Bruder Josiah und Doug McDiarmid das letzte Album veröffentlichten. Ihr wisst wahrscheinlich schon, was jetzt kommt: Why? bringen diese Woche endlich ein neues Album raus. Und was hat sich verändert? Why? sind erwachsener und lebensfroher als je zuvor–auch wenn der negativ anmutende Albumtitel Mumps, etc. etwas anderes vermuten lässt. Wir haben uns mit dem Sänger Yoni in Berlin getroffen, um mit ihm über das neue Werk, Fuck-You-Momente mit Interviewern und seine Nerd-Eigenschaften zu reden, auch wenn er die selbst nicht zugibt.

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Noisey: Ich würde gerne über euer neues Album Mumps, etc. sprechen. Kannst du das etc. präzisieren?
Yoni: Es geht um jede mögliche Art von Kummer und Beschwernissen, um die Anstrengungen, die man im Leben hat.

Auch First-World-Probleme?
Ja auch, oder Krankheiten und Übelkeiten, all das. Mumps schien wie ein gutes, kurzes, einsilbiges Wort, das aussagt, was es aussagen sollte.

Du hast auf dem Album auch Lieder drauf, an denen du schon über fünf Jahre arbeitest. Gibt es einen Punkt, an dem du ein Song aufgibst und verwirfst, oder ist das ein wichtiger Teil des Prozesses?
Die Lieder sind oft bis zu einem späteren Zeitpunkt einfach nicht fertig. Man fängt vielleicht mit einem Song an, ohne zu wissen, was man eigentlich genau damit machen will. Er ist aber trotzdem ständig in deinem Kopf. Man fügt dann an der einen Stelle was hinzu und dann wieder an einer anderen. Und eventuell setzt man sich irgendwann hin und macht den Song fertig. Man muss einen Weg finden, dass der Song im Ganzen Sinn ergibt und dass er ein Anfang, ein Ende und einen Mittelteil hat. Manchmal dauert das ein wenig, bis es richtig ins Rollen kommt.

Heißt das, du gibst die Songs nie auf?
Oh doch, ich schmeiße viele Songs weg. Aber die wird ja niemand hören. Das sind dann die, von denen ich gedacht habe, sie sind es nicht wert, zu Ende gemacht zu werden. Aber das passiert oft, dass ich Lieder erst später fertig mache. Manchmal passiert das auch, weil ich so viel reise. Dann arbeite ich an einem Ort ein bisschen an etwas, verlasse dann die Stadt für eine lange Zeit und wenn ich wieder zurückkomme, schaue ich es mir dann vielleicht nochmal an. Man sieht sich den Song an verschiedenen Zeitpunkten wieder an, weil man dann oft eine andere Perspektive hat. Man arbeitet in dem Moment, so weit es möglich ist. Dann lässt man ihn vielleicht ruhen, wächst wieder ein Stückchen und wenn man sich dann wieder zuwendet, weiß man genau, was passiert ist.

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Was denkst du jetzt, wenn du deine alten Lieder hörst?
Wie alt? Wenn ich etwas höre, das ein paar Jahre alt ist, denke ich manchmal: „Ok, das ist ganz nett.“ Es kommt darauf an.

Und dein richtig altes Zeug?
Wenn ich richtig altes Zeug höre, dann zucke ich immer zusammen. Mein ganz altes Zeug ist mir sehr unangenehm. Es ist mir sogar peinlich. Generell.

Der letzte Song auf deinem Album heißt „As a Card“ und handelt von deinem eigenen Tod. Du singst „I hold my own death as a card in the deck, to be played when there are no other cards left.“ Geht es dir darum, ein Spiel zu gewinnen?
Ja, nein, ja, so irgendwie. Man spielt eine Karte und es ist ein Spiel, das man verliert. Man könnte das so sehen.

Damit man am Ende doch noch überlegen ist?
Nein, das nicht. Es ist eher so gemeint, dass ich meine Todeskarte spiele, wenn keine anderen Karten mehr da sind. Das ist der finale Akt, der Tod. Aber ich werde mich zuerst um alle anderen Sachen kümmern. Ich werde alles, was geht, vorher machen und dann später sterben. Nicht jetzt. Ich entscheide mich, jetzt zu leben. Darum geht es.

Ok. Im ersten Moment klang es ein bisschen selbstmörderisch, wie eine Drohung.
Nein, überhaupt nicht. Es soll das Gegenteil von selbstmörderisch sein. Es ist triumphierend. Es bedeutet, dass ich jetzt lebe und mich jetzt dazu entscheide, zu leben. Eventuell fall ich auch ins Meer, weißt du? Aber erst später.

Kriegst du das oft über deine Lyrics zu hören?
Einigermaßen oft und ich denke, dass sie das zu gewissen Zeiten auch waren, aber ich würde nicht sagen, dass auf dem neuen Album irgendetwas selbstmörderisches ist. Ich werde erwachsen.

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Es gibt ja nicht besonders viele Schwesternpaare in Bands, aber dafür extrem viele Brüder.
Es gibt schon einige Schwestern. Ich habe letztens CocoRosie in Paris gesehen. Sie haben richtig gerockt. Aber ja, wahrscheinlich gibt es wirklich nicht besonders viele Schwesternbands.

Wie ist es so mit deinem Bruder zu arbeiten?
Es ist großartig.

Das ist bestimmt so eine Frage, die dir total auf den Geist geht, oder?
Ja, ich werde das schon oft gefragt. Das ist so eine Standardfrage, aber es ist eben etwas, das die Leute interessiert, das einen vielleicht neugierig macht. Aber es ist gut, es ist wirklich toll, mit dem Bruder zu arbeiten.

Gibt es sonst noch so Fragen, die dich nerven?
Oh Gott, es gibt so viele Fragen, die mich nerven. Die Schlimmste ist allerdings „Why Why?“

Sehr kreativ.
„Why Why?“ UnFuck you!

Handelt der Song „Jonathan's Hopes“ von dir selbst?
Ja, vielleicht, ich glaube schon. Ich habe den Song erst so genannt, als er schon fertig war, weil ich dachte, dass das wahrscheinlich meine eigenen Hoffnungen und Wünsche sind. Deswegen würde ich sagen, ja.

Woher hast du eigentlich den Spitznamen Yoni? Das ist ja schon eine außergewöhnliche Abkürzung für Jonathan.
Meine Eltern fingen an, mich so zu nennen, als ich ein Baby war. Und dann hat mich einfach jeder Yoni genannt. Immer noch, obwohl ich jetzt schon alt bin. Wahrscheinlich sollten mich die Leute jetzt Jonathan nennen oder so, aber mich nennt trotzdem jeder Yoni.

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Das klingt aber doch nicht wie ein Kindername.
Für mich klingt das absolut wie ein Kindername. Das ist so ein niedlicher Name. Jeder Name, der mit einem i endet, klingt wie einer Kindername, so wie Johnny oder Yoni. Alles ist relativ. Jedenfalls ist das jetzt mein Name und er haftet jetzt an mir.

Ich hab deinen Vlog angeschaut, als du ins Fitnessstudio gefahren bist. Kannst du dich noch an die Musik erinnern, die im Auto lief?
Ja, das Radio lief. Ich weiß aber nicht mehr, was es war. Ich höre immer Radio im Auto. Ich habe fünf Radiosender eingestellt. Der erste Sender ist Public American Radio, wo hauptsächlich Nachrichten kommen. Der zweite ist klassische Musik. Der dritte ist ein offener Sender, zu dem man hingehen kann und moderieren oder Musik auflegen kann. Deswegen gibt es dort ziemlich seltsame Sendungen. Manchmal läuft dann nur Punkrock aus dem Jahr 1989. Es ist sehr wahllos. Dann habe ich noch The Wiz, das ist der R'n'B- und Rap-Sender in Cincinnati. Und dann gibt es noch Oldies und Classic Rock, beide spielen Musik von 1965 bis 1985. Das höre ich mir im Auto an.

Aber du machst keine Vlogs mehr, oder?
Ich habe nur den einen gemacht. Der Anlass von diesem Vlog war ein Dank für Spenden, die wir für die Tsunami-Opfer gesammelt haben. Deswegen habe ich den gedreht. Aber ich habe auch ein paar andere kleine gemacht, hier und da mal. Eines Tages würde ich das gerne öfter machen und ganz viele Videos ins Internet laden, aber es ist schwer das zu machen, die Zeit, die Energie und die Gedanken zu haben.

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Hast du sonst noch ein paar Internetnerd-Angewohnheiten?
Ich weiß gar nicht. Ich bin schon irgendwie ein Nerd, aber kein Comic-Nerd oder ein Sammler. Wie sieht es mit dir aus?

Ich bin einen Serien-Nerd.
Ich bin auch ein Film-Nerd und ich mag HBO-Shows, wie Curb Your Enthusiasm und es gibt eine neue Show namens Girls oder The Office und Extras. Aber ich mag solche Serien, wie Everybody Loves Raymond nicht. Was ist deine Lieblingsserie?

Zur Zeit schaue ich Two Broke Girls gerne.
Die kenne ich nicht.

Es geht um zwei Mädchen, die pleite sind und in Brooklyn leben. Wie sieht es mit dir aus?
Ich glaube, im Moment schaue ich Girls am liebsten, in der es um etwas ziemlich ähnliches geht. Es geht um reiche Mädchen, die in Brooklyn leben. Die erste Staffel hat gerade geendet. Das ist meine Lieblingsserie im Moment. Louie gehört auf jeden Fall auch zu meinen Lieblingsserien. Er ist ein Komiker und die Serie handelt von seinem Leben. Es geht eigentlich nur um ihn, wie er in New York lebt. Aber sie ist ziemlich gut.

Ich habe auf deinem Twitter- und Facebook-Profil gesehen, dass du ständig Leute für irgendwelche Aufgaben suchst.
Du bist selber ein Internetnerd! Aber ja, ständig.

Funktioniert das?
Ja, das funktioniert. Ich arbeite dauernd an irgendetwas. Und ich brauche ständig jemanden, der mir hilft etwas zu machen, was irgendwie ziemlich seltsam ist. Ich fühle mich immer seltsam, wenn ich dauernd nach irgendetwas fragen muss. Aber es ist auch cool, weil ich so Leute kennenlerne, die ich sonst niemals treffen würde. Letztes Mal ging es um das Artwork zum Album. Ich habe daran gearbeitet und habe ein paar Leute gebraucht, die mir helfen den Hintergrund zu bemalen. Die Anfrage habe ich dann geposted und so richtig viele tolle Künstler gefunden. Das hat super geklappt. Und bei dem Video auch. Wir haben die ganzen Musikvideos gedreht und es waren immer Leute dabei, die uns geholfen haben.

Es funktioniert ja tatsächlich. Danke dir.
Sehr gerne. Danke für's Kommen.

Why?'s Mumps etc. erscheint bei City Slang.

Why? auf Tournee:
Oct 5, 2012 Düsseldorf New Fall Festival
Oct 15, 2012 DE Berlin Volksbühne
Nov 10, 2012 DE Leipzig Centraltheater
Nov 11, 2012 DE Nürnberg K4
Nov 12, 2012 DE Schorndorf Manufaktur
Nov 13, 2012 DE Munich Feierwerk
Nov 20, 2012 AT Vienna Arena
Nov 21, 2012 CH St. Gallen Palace
Nov 22, 2012 DE Wiesbaden Schlachthof
Dec 2, 2012 DE Trier Exhaus
Dec 3, 2012 DE Cologne Gebäude 9
Dec 4, 2012 DE Hamburg Übel & Gefährlich