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„Du wirst bluten, bist du stirbst”—Azealia Banks ist mal wieder durchgedreht

Genau das wollt ihr doch hören, oder?

In der bissigen und unterhaltsamen Der Bachelor-Satire-Serie Unreal wird das Konzept Castingshow in all seiner Boshaftigkeit auseinandergenommen: Jede der teilnehmenden Frauen, die gerne den „Bachelor“, der natürlich ein blonder, reicher Dummkopf ist, am Ende mit nach Hause nehmen würde, wird von den Produzenten der Serie durch gezielte Manipulation in einer der Rollen gedrängt, die dieses Format eben verlangt. Damit die schwarze „Nah bitch, you can't fuck with me!“-Furie, wie wir sie aus jeder „guten“ (dieses Prädikat ist natürlich Ansichtssache) US-amerikanischen Reality- oder Talkshow kennen, in der Serie heißt Athena, ihren von den Machern der Serie angedachten Platz im Frauen-Ensemble einnimmt, schreckt der TV-Produzent Jay nicht mal vor unmoralischen Manipulationen zurück. So redet er ihr in einer Szene mit gespielter Empathie ein, dass es gut für ihr Standing bei den Zuschauern sei, wenn sie ihre Konkurrentinnen bissiger angehen würde. Der tief verankerte Rassismus Amerikas und Europas zeigt sich in solchen Momenten in seiner unterschwelligsten, perfidesten Form.

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Azealia Banks wiederum nimmt die Rolle der schwarzen Furie im Musikgeschäft ein—ob sie will, oder nicht. Vorbei ist die Zeit, in der die Majorindustrie in ihr die nächste Geldruckmaschine erkannt hatte und jedes Musikmedium die junge New Yorkerin abfeierte. Jetzt, nachdem zunächst ihr Majordebüt fast dasselbe Schicksal wie Detox ereilt hatte, schließlich doch erschien, aber bei weitem nicht die Aufmerksamkeit generieren konnte, die es verdient hatte, interessiert man sich nur noch dann für Azealia, wenn sie mal wieder Schlagzeilen macht. Man hat sie in die Rolle der afroamerikanischen Zicke gedrängt.

Natürlich ist Azealia offensichtlich nicht das nette Mädchen von nebenan, sondern eine meinungsstarke, bisweilen über das Ziel hinausschießende Künstlerin, die schlecht mit Autoritäten kann und wenig Gegenwind verträgt. So war ihr letzter Ausfall, als sie einer Kritikerin, die sie als homophob bezeichnete, blutige Hämorride und den Tod an den Hals wünschte, verdammt unnötig und extrem daneben. Gleichzeitig ist die Sensationsgeilheit, mit der sich die Medien nun auf diesen Ausfall stürzen, nichts weiter als perfide News-Macherei und damit noch unterträglicher, und das nicht mal nur wegen des unterschwelligen Rassismus, der häufig zutage tritt, wenn sich Medien auf Azealias Ausraster stürzen.

Jedes mal, wenn man zuletzt Fehler in Azealias Verhalten erkennen konnte (Interview-Absagen, Twitter-Rants etc.), wurde sie mehr dargestellt wie eine unkontrollierbare Wahnsinnige. Selbst dann, wenn die Faktenlage wenig eindeutig war, wie zuletzt, als sie in einem Flugzeug in eine verbale und handgreifliche Auseinandersetzung geriet. Unter anderem die Daily Mail stellte es so dar, als wäre Azealia ausgerastet, als sie nicht schnell genug aus dem Flugzeug kam. Banks wiederum behauptete, der französische Mann, der ihren Weg blockierte, habe sie geschlagen und sie könne es nunmal nicht zulassen, dass ein Mann Hand an sie legt.

Ein paar Tage später lässt sich die Situation immer noch nicht objektiv rekonstruieren, aber dem Internet ist das egal. Die von den Klatschmedien präsentierte Realität ist ohnehin längst die, dass Azealia Banks einfach eine unkontrollierbaren schwarze Frau mit zu viel Gewaltpotential ist. Wie Athena in Unreal gehört sie für die Klatsch-Macher eindeutig in die „böse“ Ecke und zu denen, von denen man gerne hört, aber nur dann, wenn sie Mist bauen. Obwohl sie zum Beispiel schon öfter unangenehme Wahrheiten über die Musikindustrie ausgesprochen hat, beachten wir sie nur, wenn sie der Schublade gerecht wird, in die sie längst eingesperrt wurde. Klischees sind eben die perfekte Grundlage für gutes Entertainment.

Cause yall KNOW, that they would've politely handed a white woman her bags and a spritzer. #whatever

— AZEALIABANKS (@AZEALIABANKS) September 22, 2015

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