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Du wirst niemals ein professioneller Musiker und hier sind gute Gründe dafür

Dein Traum ist es, auf der Bühne zu stehen und dich von tausenden Leuten feiern zu lassen? Vergiss es, du wirst scheitern.

Der große Held auf der Bühne, dem alle zujubeln, der internationale Künstler, welcher in allen Gesellschaftsschichten höchstes Ansehen genießt, der Großkotz, dem man seine Arschloch-Art mit einem charmanten „Der ist halt Künstler“ durchgehen lässt—fast jeder hatte irgendwann einmal diesen Traum, fast niemandem war es vergönnt, ihn zu erfüllen. Ist eben doch nicht so einfach, wie man sich das beim bierseligen Zuschauen so gedacht hat. Was so schwer daran ist? Es gibt verschiedene Gründe für das vorzeitige Ende deiner erträumten Musikerkarriere.

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Grund 1: Du bist einfach unmusikalisch

Foto via Flickr | JoshBerglund19 | CC BY 2.0

Du bist verliebt in das Image, verliebt in dein Luftschloss des Ruhms, aber nicht ins Musik machen selbst. Du wirst bei der ersten Schwierigkeit oder beim ersten Mal, wenn der Spaß zu ernüchternder Arbeit wird, deine Gitarre in die Ecke werfen und nie mehr wieder ernsthaft aufheben. Es ist nämlich gar nicht so einfach, aus diesem mysteriösen Holzbrett irgendetwas Hörbares herauszuholen. Dir fehlt die Geduld, dich über die hohe Einstiegshürde zu quälen. Meistens landen diese Instrumente dann gut sichtbar an der Wand, da sich der Besitzer noch nicht mit der Realität abgefunden hat und die staubige Gitarre als Totem des „Ich hab das ja mal vielleicht so irgendwie versucht“ sieht. Genauso, wie die rote verdrehte Basecap die Uniform der 00er-Douchebags war, ist die Harley Benton an der Wand die Uniform der Möchtegern-Rockstars.

Grund 2: Du bist arm, frustriert und wirst sowieso Investmentbanker

Foto via Flickr | Sinn Féin | CC BY 2.0

Gut: Du lebst von deiner Musik. Schlecht: Du bist zwei Monate mit der Miete im Verzug, beheizt deine Wohnung gerade so über null Grad, weil warme Heizungsröhre und Warmwasser unnötiger Luxus für bourgeoise Weicheier sind und … Ach verdammt, du kannst dir das jetzt wirklich nicht mal mehr selbst schönreden. Entweder ist dein Marketing beschissen oder deine Geld- und Lebensspender haben endlich genug von dem Blödsinn. Vielleicht ist auch deine Musik einfach nicht gut genug. Egal woran es liegt, dich trifft die Realität mit einer noch nie gefühlten Verzweiflung und du schreibst dich an der Wirtschaftsuni ein, um zumindest die elterliche „Aus dir wird nochmal was“-Monatsrate zu bekommen. Falls du es nach Jahren in deinem Beruf schaffst auch wirklich zum Mittelstand zu gehören, wirst du mit relativer Zufriedenheit auf deine Entscheidung zurückblicken, dass du doch noch zum verantwortungsvollen, steuerzahlenden Erwachsenen wurdest.

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Grund 3: Du bist in einer Beziehung

Foto via Flickr | Ron Bennets | CC BY 2.0

Du bist nachts nie Zuhause, faselst davon, wie du jemanden kennengelernt hast, der jemanden kennt, der mal der Mercher für irgendeinen B-Level Deutschrapper war und bist prinzipiell irgendwie mehr das Haustier denn gleichwertiger Teil deiner Beziehung. Spätestens an diesem Punkt wird dich deine schlechtere Hälfte vor die Wahl stellen: Beziehung oder Krach machen. Aus dieser Zwickmühle gibt es leider kaum ein Entkommen. Gibst du die Musik auf, wirst du es deinem Partner immer vorhalten. Gibst du deinen Partner auf, wirst du dir bei einem—sehr wahrscheinlichen—musikalischen Misserfolg immer Vorwürfe machen. Diese Vorwürfe enden dann meistens in „Du bist das Beste in meinem Leben, Baby, bitte nimm mich zurück“-Spätnachtsverzweiflungsanrufen. Nicht sehr taktvoll.

Grund 4: Du weißt, dass du kein Musiker bist

Foto via Flickr | Chris Erwin | CC BY 2.0

Es herrscht leider noch der Glaube, dass man Alles schaffen kann—wenn man denn nur hart genug dafür kämpft. Leider ist das nicht die Wahrheit. Sogar wenn du wirklich gut bist, dein Image am Start hast und deine Promo kreativ ist, könntest du einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Dank dem Internet hat fast jedes Genie sein Publikum, jedoch ist das meistens nicht groß genug, dass die Künstler auch davon leben können. Du bist der hübscheste, charmanteste und sozial präsenteste Progressive-Blackend-Hardcore Musiker? Deine 200 Diehard-Fans wissen das sicher zu schätzen, aber von Anerkennung bezahlt sich leider keine Miete.

Alles in allem gibt es viel mehr Gründe aufzuhören, als weiterzumachen. Den „Sei still du Negativ-Mensch“-Sagern sei gesagt: Wenn du wirklich Musik machen musst und willst, wirst du auch immer Musik machen. Dann wird dich niemand davon abbringen können, schon gar nicht dieser Artikel.

Der Autor versucht jetzt über Musik zu schreiben: @igrpp