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Für Fler ist auch NPD-Promo gute Promo

Die Geister, die er rief—Fler wird auf Wahlplakaten der NPD zitiert, distanziert sich sofort in aller Öffentlichkeit und nutzt das Ganze geschickt als Promo.

Ein stabiles deutsches Sprichwort lautet: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus“. Gestern postete Fler auf Facebook und Instagram einen Wahlwerbebrief der NPD Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, in dem mit der Fler-Zeile „Bei mir hängt die Fahne nicht nur zur Fußball-WM“ geworben wird. Unter anderem wird er darin als „Person des öffentlichen Lebens“ mit Freiwild in Verbindung gebracht, als jemand, der den „Kult der Heimatliebe“ vorantreibt.

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Heute morgen postete Fler auf Facebook folgendes Statement:

(function(d, s, id) { var js, fjs = d.getElementsByTagName(s)[0]; if (d.getElementById(id)) return; js = d.createElement(s); js.id = id; js.src = "//connect.facebook.net/en_US/all.js#xfbml=1"; fjs.parentNode.insertBefore(js, fjs); }(document, 'script', 'facebook-jssdk'));

Post by Fler.

Kurze Zeit später veröffentlichte Bild die volle Story, samt Videointerview aus dem März und einem für Bild-Verhältnisse sehr umfangreichen Text, in dem Fler sich erklären darf.

Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder mich aufregen soll. Zum einen amüsiert es mich unglaublich, wie Fler mittlerweile von Bushido die Rolle des Rapper-Rüpels von Bilds Gnaden übernommen hat. Fler ist so etwas wie die billige, deutsche Version von 50 Cent. Das recht geringe künstlerische Talent wird durch Beißerqualitäten und einen gewissen Geschäftssinn aufgewogen, um das Fünkchen Relevanz noch zu wahren, das nötig ist, um von der Musik zu leben. Damit daraus ein ganzer Funken wird, der sich vielleicht sogar zum ganz großen Feuer entwickelt, hat Fler schon jeden Promotrick seines Gangstarapper-Arsenals ausgekramt. Disses gegen alle und jeden, Zurschaustellungen von Statussymbolen, Versöhnungen mit alten Feinden, das alles ist das tägliche Brot und Butter der Marke Fler. Irgendwer muss ja der Gangstahorst sein, über den man sich außerhalb des HipHops echauffieren kann.

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Aktuell ist also das Thema Deutsch sein. Und das ist ein Problem. Ich weiß, dass Fler kein Nazi ist. Er äußert sich nicht abfällig über Ausländer und betreibt keine übermäßige Glorifizierung Deutschlands. Er will einfach nur als stabila Deutscha gerade stehen, was auch immer das heißen soll. Mehr sagt er in seinem Song „Stabiler Deutscher“ gar nicht, um sich eben nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Fler aber weiß ganz genau, dass trotzdem ein ganz anderes Hörerpotenzial bei YouTube auf diesen Song klickt (nämlich eins, dass unter „Stabilen Deutschen“ etwas sehr viel Fragwürdigeres verstehen als Fler) und ich finde es ziemlich pervers, dass er sich an dem Strohhalm der Relevanz durch so billige Deutschtümelei festhalten will. Er muss bei all dem und als Person der Öffentlichkeit damit rechnen, dass andere Leute ihn istrumentalisieren und daher bin ich mir ziemlich sicher, dass ihn der NPD-Wahlwerbebrief nicht schockiert, wie er es behauptet. Im Gegenteil: Eigentlich kann er es den Braunköppen nicht genug danken. Erstens hat sich aus dem kleinen Fünkchen dadurch mittlerweile ein kleine Flamme gebildet—schlechte Promo ist immernoch Promo, das weiß keiner besser als Fler. Und zweitens kann er sich mit dieser Geschichte so profilieren, dass er eben kein Nazi ist.

Wenn man sich so weit nach rechts lehnt, dass die NPD nach einem schnappt, dann werden auf einmal die ganz großen Keulen ausgepackt. „In meinem Bezirk hängen NPD-Plakate immer sehr weit oben an den Laternen damit wir sie nicht abreißen….“

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Fler sollte vielleicht drauf achten, dass in Zukunft sein Albumplakat auch immer ganz weit oben hängt. Es könnte ihm das gleiche Schicksal drohen.

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