Alle Fotos von Claude Hurni
Zuckerpapi hat heute sein erstes Tape "liebe gott danke dasses mi git amen" releast. Das Tape gibt's hier als Free-Download. Hier haben wir bereits über seinen ersten Track "Primakov" berichtet. Während der Produktionsphase haben wir Zuckerpapi und seine 42-Leute im Laufental besucht. Unser Abenteurbericht:Nichts geringerem als dem Internet habe ich es zu verdanken, dass ich um 18:03 Uhr in Basel auf den Zug in Richtung Laufen umsteige. Es ist wohl verantwortlich dafür, dass Künstler wie Lil B oder Yung Lean überhaupt erst existieren können. Sie haben das Internet in all seiner Nerdiness und seiner Ästhetik mit dem Hedonismus, der der Generation Y gerne mal zugeschrieben wird, gepaart, das Ganze vor einigen Jahren auf sphärische Beats gepackt und so eine weltweite Bewegung losgetreten. Von Russland über Japan, Österreich und Deutschland existieren Künstler, die mit einem ähnlichen Verständnis davon, was gute Popkultur ausmacht, Musik erschaffen.
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Zuckerpapi: Die Pizzas sind auch nicht gut.
Gucci: Die Pizzas sind gut, Brueder!Schlussendlich wird der Abend mehr zum Sightseeing-Trip durch die Lebenswelt der heutigen Landjugend in einem Tal, das man nur kennt, weil dort voriges Jahr ein Show-Flugzeug in eine Scheune gestürzt ist. Unsere Guides haben sich anscheinend vorbereitet, sich überlegt, welche Stationen die Route, die sie heute mit uns abklappern wollen, haben muss. Ihre 42-Leute, von denen wir an diesem Abend nicht nur den wohl lethargischsten aller Töfflibuben der Welt treffen, sprechen sich hin und wieder aus Versehen mit ihren bürgerlichen Namen an.
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Gucci: Zwitscher ist die Verlängerung des Rapper-Daseins. Mit Zwitscher kannst du das Ausdrücken, was du nicht reimen kannst.
Zuckerpapi: Stimmt.
Gucci: Aber auch das, was du Reimen kannst.
Zuckerpapi: Aber nur gute Reime kommen auf einen Beat, der Rest kommt auf Zwitscher.Noisey: Und das Facebook-Game ist einfach nicht wichtig?
Zuckerpapi: Facebook ist tot. Alle sagen mir: "Alte, mach doch eine Facebook-Seite." Aber Facebook ist tot, ich setze auf Zwitscher … und vielleicht auch Tinder. Findet mich auf Tinder!Das klingt erstmal nach Nonsense, ist wohl auch Nonsense—doch so genau kann man das nie wissen. Letzten Endes ist eben auch Nonsense der Ausdruck von etwas Realem. Vielen wird wahrscheinlich lieber sein, wenn ihre Kunst als Nonsense abgekanzelt wird, als wenn Journalisten versuchen, sie in den Rahmen eines Genres zu pressen.
Zuckerpapi: Keine Ahnung. Ich mache mir keine Gedanken dazu. Nein, ich finde es etwas weird, diese Klassifizierungen, Alte. Ich mache auch nicht nur Hip Hop, Alte. Ich kann alles machen. Und jetzt mal ehrlich: Nenn mir mehr als fünf Schweizer Rapper, die man kennt. Ich kenn genau Stress … OK, ich kenne schon mehr als fünf. Aber es gibt keine Schweizer Hip Hop-Szene. Vielleicht noch in Winterthur und Zürich ein bisschen. Und es ist auch nicht Cloud Rap, Alte! Hört auf zu sagen, das sei Cloud Rap. Nur weil ich jung bin, alles selber mache, kein Label habe und alles kann, heisst das nicht, dass ich Cloud Rapper bin. Was ist eigentlich Cloud Rap?
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Zuckerpapi: Gar nicht. Bezeichnen ist für Pussys, Alte! Nein, ich weiss auch nicht … Bezeichnen ist nur für Leute, die überfordert sind, wenn etwas nicht bezeichnet und in einer Kiste verpackt zu ihnen kommt. Es ist doch egal, was meine Musik ist, das darf jeder für sich bestimmen … Was ist Cloud Rap? Definier das mal.
Zuckerpapi: Nein, Alte! Wie vorhin gesagt: Cloud Rapper sind meistens Leute, die einfach übers Internet publizieren und kein Label im Rücken haben.
Gucci: Und keine echten Leute auf der Strasse!
Zuckerpapi: Ich meine, "Primakov“ ist vom Sound her überhaupt nicht Cloud Rap. Und darum ist das schon falsch.Aber von der Ästhetik her geht’s schon stark in die Richtung.
Zuckerpapi: Ästhetik ist ein grosses Wort.
Gucci: Du bist aber schon ein Wolken-Mensch.
Zuckerpapi: Ich bin schon wolke, aber ich bin auch based, Alte. "Usrüef" an den basierten Gott!
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