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Interviews

Mein Versuch, ScHoolboy Q glücklich (und rückfällig) zu machen

Wie macht man Rapper während eines Interviews glücklich? Man spricht über Dinge, die sie mögen. Und was mögen manche Rapper? Grünzeug.

Ich wäre ein Lügner, wenn ich jetzt behaupten würde, vor meinem Treffen mit Schoolboy Q nicht nervös gewesen zu sein. Ich habe in meinem Leben schon ein paar Interviews geführt, aber einen Künstler zu interviewen, dessen Musik man ganz cool findet und einen Künstler zu interviewen, von dem man ein großer Fan ist, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wirklich. Ich verfolge Schoolboy Qs Werdegang schon seit Jahren und zu sagen, dass ich ein Fan bin, wäre definitiv untertrieben. Ich bin ein riesiger Schoolboy Q-Fan, es war für mich also umso wichtiger, dass bei unserem Treffen nichts schiefgeht. Schließlich hatte ich nicht viel Zeit mit Q und wollte auf keinen Fall die falschen Fragen stellen. Denn es ist bekannt, dass der TDE-Rapper kein großer Fan von Interviews ist. Das stellte er letzte Woche zum wiederholten Mal in einem seiner Tweets klar.

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Eine originelle Idee musste her, denn ich hatte die Vermutung, dass wahrscheinlich jeder Journalist die gleichen Fragen stellen würde, was sich beim browsen durch mehrere Interviews bestätigte: „Wieso hast du dein Album Oxymoron genannt?“, „Wieso ist deine Tochter auf dem Cover deines Albums?“, „Wie war das Leben als Gang-Mitglied?“, „Welcher Song vom Album bedeutet dir am meisten?“, und, und, und. Ich wollte dafür sorgen, dass Q sich irgendwie an dieses Interview erinnert und stieß dann auf folgenden Tweet:

Bingo! Q beschwerte sich über die Qualität des europäischen Krautes, was für ihn als regelmäßiger Konsument natürlich bitter ist. Vor allem, wenn man in der Marihuana-Mekka namens Kalifornien aufgewachsen ist, wo es bekanntlich das beste Grünzeug der Welt gibt. Gras muss her, und zwar gutes. Allerdings ist das nicht das Einfachste, schließlich habe ich keinen Kontakt zur Drogen-Welt, zum Görlitzer Park, einem zwielichtigen Park in Berlin, will ich nicht, habe also keine Ahnung, wie ich an das beste Zeug rankomme, das Schoolboy eventuell beeindrucken, wieder glücklich machen und zum rauchen bringen könnte. Aber wie das immer so ist, kennt man einen, der jemanden kennt, der wieder jemanden kennt, der mir etwas besorgen kann. In dem Fall sogar ein Typ, der vor Jahren schon Rapper Ja Rule mit Zeug versorgt hat.

Mit dem Mitbringsel mache ich mich auf den Weg zum C-Club, wo schon ein sehr verdächtiger Duft in der Luft schwebt. In einem Raum beobachte ich Isaiah Rashad, der auf einer Couch chillt, Kippen raucht und auf seinem Telefon herumtippt, Q kommt an mir und ein paar anderen Journalisten vorbei, hält ein Mini-Skateboard in der Hand und begrüßt uns alle mit eine lockeren „Whatup?“, bevor er wieder hinter einer Tür verschwindet. Dann geht's los: Ich folge einer Promoterin in den Keller, in dem wieder dieser süßliche Geruch durch die Luft zieht, sie bittet mich in ein Nebenzimmer, wo ich zwei Minuten warte bevor Q auf seinem Mini-Board reinrollt. „Hi Q, ich bin Miles“, sage ich, „Hi Miles, ich bin Q“, antwortet er. Mich mit meinem Namen zu begrüßen macht das Ganze irgendwie sofort sympathisch und persönlich. Er sieht müde aus. „Ich bin auch arschmüde. Ich dachte wirklich, heute sei meine letzte Show in Deutschland. Ich hab ganz vergessen, dass ich morgen noch in Köln bin.“ Wie er es schafft, bei so vielen Terminen zu chillen, frage ich, bevor er mir erklärt, dass chillen unmöglich sei. „Du chillst nicht. Das ist unmöglich. Deshalb ärgert es mich wirklich sehr, wenn Leute das nicht respektieren. Die meisten haben keine Ahnung, wie anstrengend das für Künstler ist.“ Wir sprechen über Twitter, darüber, wie er sich vor einigen Tagen noch über das Essen in Europa beschwert hat und, dass er am Vortag endlich gutes Essen bekommen hat.

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Er findet es offensichtilich sehr amüsant, dass ich ihn danach frage, denn er muss erst mal laut auflachen, bevor er anfängt zu erzählen. „Ja, das Essen in Prag war richtig gut. Allerdings war es US-amerikanische-Küche. Wir waren im Hard Rock Café“. Dann erzählt er mir, dass nicht nur das Essen, sondern auch das Gras in Europa durchaus schlecht sei. „Ich habe mich für dich auf die Suche gemacht und etwas gefunden, was dir bestimmt gefallen wird“, sage ich, bevor ich in meine Tasche greife, das kleine Geschenk raushole und erneut diese laute, rauchige Lachen höre. „Ziemlich tight, vielen Dank“, sagt er, schnappt es mir aus der Hand und riecht erstmal dran. Das große Lächeln beweist, dass er sich freut. Auf der unteren Zahnreihe sehe ich das Blinken von kleinen Diamanten. Hübscher Grill, denke ich, bevor ich ihn frage, ob er sich an das erste Mal erinnert, wo er eine Joint im Mund hatte. „Da war ich 16. Ich habe Gras von meiner Mutter genommen, weil sie geraucht hat. Leider war es nur sehr schwaches Weed. Ich hatte keine Ahnung wie man einen Joint dreht. Bei jedem Versuch, das Ding anzuzünden, habe ich die ganze Seite abgebrannt. Zwei Hits hab ich aber abbekommen“.

Danach erzählt er in Ruhe, dass es damals nicht gerne gesehen wurde, wenn man kiffte, da er in einer Zeit aufwuchs, wo L.A. unter einer starken Crack-Epidemie litt und man als Loser amgestempelt wurde, sobald man einen rauchte. „Richtig high war ich erst mit 19. Mein Homie hatte ein bisschen was dabei, also fragte ich ihn, ob ich noch mal probieren könne, obwohl ich damals eher der Trinker in der Crew war. Kaum hatte ich einen Zug genommen musste ich so hart husten, dass ich mich übergab. Danach war ich stundenlang high.“ Natürlich muss ich Q fragen, womit er am liebsten seine Zeit verbringt, sobald er im Rausch ist: „Noch eine rauchen und „Call Of Duty“ spielen“. Irgendwie hatte ich schon so eine Klischee-Vorstellung von Kiffern im Kopf, bei Q hätte ich aber eher erwartet, dass er mir von kreativen Schüben und dem ununterbrochenen Drang von Studio-Sessions erzählen würde. Fehlanzeige. Auch ein ScHoolboy Q chillt gerne zu Hause und zockt X-Box. Am liebsten high. Wann er dann noch Shabu-shabu essen kann, ist er glücklich. „Ich liebe Shabu-shabu“, erzählt er mir. Kein Wunder, der japanische Feuertopf schmeckt auch einfach geil. Und wie sieht es mit Musik aus? „Eigentlich nur Snoop. Am besten hört man Snoops Alben wenn man high ist ".

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Auch seinen Roach-Nagel hat Q noch: Den Nagel seines linken Daumens hat er extra lang wachsen lassen, um jeden Joint bis zum bitteren Ende rauchen zu können, ohne sich dabei die Finger zu verbrennen. „Den musst du haben, damit du auch noch den allerletzten Hit bekommst. Der Nagel an meinem rechten Daumen ist beim performen gebrochen. Wenn der Nagel einer Bitch nicht gefällt, ist mir das scheißegal.“ Dann sind die zehn Minuten Interviewzeit um. Ich frage mich, ob er heute Abend eventuell wieder rückfällig wird und auf der Bühne vielleicht doch einen raucht, schließlich hat er es wegen der schlechten Qualität hier bei uns die letzten paar Tage tatsächlich gelassen. Wenigstens das Noisey-Geschenk? „Hell yeah, fo' sho'!“ Ob er nur nett sein will oder es ernst meint weiß ich nicht. Aber das werde ich ja spätestens sehen, wenn er im C-Club auf der Bühne steht.

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