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Warum lasst ihr euch von Frauen, die Rap mögen, so einschüchtern?

Wenn ihr denkt, dass Frauen Rap zu sehr mögen, habt ihr schon mal mit einer gesprochen?

Am Montag hat das amerikanische Complex Magazin den Artikel „10 Signs Your Girl Listens To Too Much Rap Music" veröffentlicht. Eine dumme Liste, die gegen Frauen stichelt, die sich offenbar etwas zu viel in der tendenziell männlichen Rap-Fangemeinde aufhalten. Zugegebenermaßen habe ich den Köder geschluckt und mich durchgeklickt. Ich denke die Liste ist beleidigend nicht nur für mich, sondern auch ernsthaft jeder Frau gegenüber, die einen Scheiß auf Rap gibt und von denen gibt es viele. Viele meiner weiblichen Kolleginnen (genauso wie die männlichen), die sich auf Twitter mit Rap beschäftigen, drückten ihren Ekel und ihre Verärgerung über diese Liste aus. Bevor ich anfange, möchte ich klarstellen, dass ich mit einigen Leuten, die diese Liste geschrieben haben, befreundet bin und ich möchte sie nicht persönlich angehen. (Um es ganz klarzustellen, auch ich habe früher schon Dinge im Complex Magazin veröffentlicht.)

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Es gab in letzter Zeit viele Diskussionen bezüglich des Platzes der „Außenseiter" im Rap-Diskurs. Diese bezogen sich meistens auf Rassenfragen und das ist eine wichtige Sache über die man definitiv reden muss. Wir befinden uns im Jahr 2013 und Rap hat sich vom fight-the-power Außenseiter zur stärksten kulturellen Kraft der amerikanischen Gesellschaft entwickelt. Wahrscheinlich hat meine 13-jährige Nichte aus einem Vorort von Minnesota schon ein Cover mit ihrer Akustikgitarre von „Bandz A Make Her Dance" irgendwo auf YouTube hochgeladen. Macklemore schwimmt derzeit irgendwo ganz oben in den Billboard Charts, mit einem Song über Klamotten-Shopping bei der Heilsarmee. Ein polnischer Teenager hat den Beat für einen der besten Street-Raps meiner jüngsten Erinnerung gemacht.

Eben so viele Fans vom „Golden-Era" HipHop sehnen sich nach den berühmten Säulen (ich glaube es gibt fünf: Breakdance, Molly, Jeremy Scott, 2Chainz und Cargo-Shorts) und sich das Joey Bada$$-Mixtape runterzuladen bringt die Industrie nicht weiter, aber sich das Album Pink Friday: Roman Reloaded: The Re-Up mit seinem Weihnachtsgeschenk-Gutschein von iTunes kaufen tut es. Mit dieser Verlagerung gibt es natürlicherweise einige unangenehme, aber notwendige Probleme in Bezug auf Besitz und Eigentum. Vorzutäuschen, dass weiße Rapfans kein rechtmäßiger Teil der Community sind, ist eine ziemliche Wahnvorstellung. (So wie es B.Dot in seine Kreuzzug gegen die Hipster-Medien, die Chief Keef zum Ritter schlagen, macht.) Jedoch ist es fast schon verantwortungslos, den ekelhaften Fetisch von (weißen) Leuten für Trap zu ignorieren. (Aber das ist noch mal ein anderes Thema, welches von diesen Artikeln hier und hier sehr gut beleuchtet wird.)

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Nicht viel Aufmerksamkeit bekommt hingegen die Außenseiter-Rolle der Frau im HipHop. Ich spreche von der Frau als Konsumentin nicht von der Frau, die aktiv im Rapgeschäft teilnimmt, das ist eine ganz andere, komplizierte Geschichte.

Klar ist, Rap wird und wurde immer von männlichen Idealen dominiert. Und wie das mit jeder Männerdomäne so ist, ein eingefleischter weiblicher Rapfan zu sein, bedeutet, dass man schon mehrmals angegriffen wurde. Dauerthemen: Ob man das wirklich ernst meint und wenn ja, ob es verborgene Motive hinter diesem Interesse gibt. (Und zwar um Jungs glauben zu lassen, dass man cool ist.). Die unzähligen Male, die ich schon von Männern herausgefordert wurde, die es nicht in ihren geistesschwachen Kopf bekommen, dass ich wirklich Gunplay höre. Wahrscheinlich kann ich ihnen auch noch einiges beibringen, wenn es um #DeepGunplayMixtapeCuts geht und es amüsiert mich immer wieder. Schlimmer als die Ungläubigkeit, ist die herablassende Art über meinen vaginalen Defizite, Musik genau so zu hören wie es Männer tun. „Oh, du magst Flocka, das ist süß!" oder "Wow, du bist so anders, als die anderen Frauen!" Im Ernst? Wie oft sprichst du mit Frauen?

Die immer wiederkehrende Erklärung des männlichen „Besitzes” von Rap macht mich wütend. Erwachsene Männer können es nicht glauben, dass eine Frau vielleicht auch aus anderen Gründen ein Young Scooter-Mixtape auf ihrem iPod hat, als nur schnellstmöglich vom Single-Markt wegzukommen. Wie gerade die letzten paar Wochen gezeigt haben, ist es nicht einfach mit den ganzen Drehungen und Wendungen des Rap-Internets mitzukommen und es ist eine sehr undankbare Aufgabe. Wenn du dem ganzen Aufmerksamkeit schenkst, liegt dir Rapmusik wirklich sehr am Herzen oder du bist eine komische, neumodische Art von Masochist. (A$AP-Masochist oder MasochiTDE, es wird aktuell noch über den Fachausdruck getagt). Ich habe eigenständig und unironischerweise entschieden, einen riesigen Teil meiner Freizeit damit zu verbringen, über Rap zu schreiben, über Rap zu lesen, über Rap zu sprechen, Rap zu hören und neuen Rap zu finden. Und wenn euch das noch nicht reicht, im Wesentlichen lebe ich davon, Rap-Fan-Kunst zu machen. Sollte dann noch jemand wagen, sich auch nur das geringste bisschen darüber lustig zu machen, dass die Zeit, die Gedanken, das Geld und die Leidenschaft, die ich darein investiert habe, süß ist oder psychotisch oder strategisch, nehme ich das persönlich—ungeachtet davon, ob es bösartig gemeint war oder nicht.

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Um Noz' Antwort auf B.Dots Anschuldigungen über den unbekümmerten Kultur-Tourismus von weißen Rap-Journalisten zu interpretieren: Eine Kultur, die sich selbst einzäunt, ist zur Stagnation verdammt. Das lässt sich praktischerweise nicht nur auf deine verweilende weiße Mittelklassen-Kindheits-Schuld anwenden, das bedeutet auch, dass die Meinung von Frauen über Rapmusik sehr wichtig ist, weil das verrückte an solchen Wichsern ist, sie drehen sich im Kreis. Es ist so einleuchtend, dass es fast schon weh tut es zu schreiben, aber den Umfang dieses Inhaltes auszubreiten, fördert die Diskussion. Lupe Fiasco ist das perfekte Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Typen versuchen, die Bedeutung des Wortes „Bitch” in ihren Raplyrics abzuhandeln. Dream Hamptons Artikel aus dem 93er Spin Magazin Bitches…Hos and Tricks" ist nur ein möglicher Ausläufer, der der männlichen Schlichtheit etwas entgegenzusetzen hat. Und die Ironie von weißen Männern, die (vielleicht zum ersten Mal, was einiges erklären würde) wiederholt dazu gezwungen werden, ihren Platz am Tisch einer zeitgemäßen Rap-Unterhaltung zu verteidigen. Das verhält sich ähnlich stur, wie die abwehrende Exklusivität gegenüber Frauen im Rap.

Die Situation, die im Einführungstext vom Complex-Artikel beschrieben wird, ist eine klassischer Fall von „necken”, diese abscheuliche Art Frauen aufzureißen, in dem man ihr Ego untergräbt und sie somit verletzlicher macht. Die Rolle der Frau als Rap-Konsument durch „Mädchen, das ihren persönlichen Geschmack nötigt, aber ihn nicht zu sehr behauptet” zu beschränken, ist ziemliches Rap-Game-Necken. Du bist cool, aber warte, setz dich du bist nicht so cool. Ähnlich giftig verhält es sich damit, Frauen als Groupies zu bezeichnen, weil sie im Internet den gleichen Rap-Gedankenführern folgen wie du. Dies dient nur dazu, sich einer Diskussion zu verweigern. Schließt Frauen von der sinnvollen Beteiligung bei solchen Unterhaltungen aus und ihr landet in einem virtuellen Chief Keef Video—ein öder Raum voll mit oberkörperfreien Jungs, die ihre Dreadlocks vor und zurück werfen.

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Typen, die mir über meine Empörung zu dieser Liste geantwortet haben, haben es meist als Überreaktion bezeichnet. „Es ist nicht so sexistisch!" oder „Es war als Spaß gemeint, relax!" Die Antworten waren typisch und zu erwarten. Viele Männer wissen nicht, wie sie mit dem Mist, den sie sagen, umgehen sollen. Und genau so wie weiße Menschen nicht bewerten können, was Minderheiten als rassistisch auffassen, können heterosexuelle Männer den Frauen nicht erzählen, was sie angreift und was nicht. Sie verstehen es nicht und das verstehe ich. Aber sie sollten es versuchen und es das nächste Mal besser machen, denn es wird sie zu bewussteren und anständigeren Menschen machen.

Es ist ein absoluter Horrortrip, weiterhin mit dem dampfenden Scheißhaufen von patriarchalischem Mist konfrontiert zu werden. Letztendlich geht der Witz auf die Kosten der Männer, die ermutigt werden, ihnen zu glauben. Weil es euch ziemlich alt und ziemlich eingeschüchtert aussehen lässt, euren eigenen Sack zu liebkosen, während ihr die Tatsache verspottet, dass Frauen die gleiche Musik wie ihr mögen können. Ihr solltet vielleicht einfach mal rausgehen und mit echten Frauen sprechen! Wer weiß, es könnte ja tatsächlich Spaß machen.

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