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Haben Buraka Som Sistema Maral Salmassi beklaut?

Die Antwort ist ganz klar: Ja. Wir haben den entsprechenden Song und ein

Solche Diskussionen gibt es in der Welt der Musik immer wieder. Ein Musiker schickt einem Kollegen eine Grundidee, die auf einem Sample basiert, um mit ihm als Produzent daraus einen kompletten Song zu basteln. Doch dieser findet so viel Gefallen an dem Sample, dass er sich oder seiner Band lieber selbst einen Song daraus bastelt. Ein Ideenklau—aber wie soll man das beweisen?

Nachdem wir neulich schon mit dem Produzenten-Duo Christian Rich darüber sprachen, wieDrake ihnen eine Sample-Idee klaute, haben wir nun von Maral Salmassi eine ganz ähnliche Geschichte gehört. Wir haben ja schon letztes Jahr ein neues Video der in Teheran geborenen Wahlberlinerinpremiert und vollmundig angekündigt, dass noch im selben Jahr ein neues Album folgen wird. Anhand der danach eintretenden Stille habt ihr vielleicht schon bemerkt, dass daraus nichts wurde. Das lag an verschiedenen Dingen, unter anderem aber eben auch daran, dass sie für ihren Song „Amazon“ einen Beat von Buraka Som Sistema-Mitglied João Barbosa bauen lassen wollte.

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Die Email-Kommunikation (die Noisey vorliegt) mit João Barbosa zog sich über eine sehr lange Zeit hin, am Ende kam keine Zusammenarbeit zustande. João Barbosa begründete das mit fehlender Zeit, Maral Salmassi war entsprechend enttäuscht, aber im Grunde ist so etwas wohl nicht weiter ungewöhnlich unter Musiker und Produzenten. Genauso wenig wie Samples zu klauen, leider. Aus den Emails geht hervor, wann Maral ihre roughe Songidee erstmals an João Barbosa geschickt hat (Anfang 2012). Es geht ebenfalls daraus hervor, dass er anfangs großes Interesse an der Produktion hatte und dann immer weniger Interesse an der Zusammenarbeit zeigte.

Im Februar 2013 dann schickte Maral, die in der Zwischenzeit selbst den Song fertig produziert hatte, noch im besten Vertrauen João den fertigen Song, um sein Feedback zu erbitten. Danach passierte über ein Jahr nichts, bis João sich vor wenigen Wochen mit einer Email meldete, in der er offen zugab, dass auf dem im Juni erscheinenden neuen Buraka Som Sistema-Album dasselbe Sample verwendet wird, wie in Maral Salmassis „Amazon“. Er besitzt sogar die Frechheit, sich bei ihr zu bedanken, da er ohne sie niemals auf dieses Sample gestoßen wäre.

Maral Salmassi möchte die Emails nicht veröffentlichen, hat aber ein Statement für uns verfasst, in dem sie die Geschichte aus ihrer Sicht erklärt. Ihr könnt es hier in voller Länge lesen.

Ich habe ZWEI JAHRE an diesem Album gearbeitet. Ich weiß, das ist wirklich lang für eine Platte, aber das war nötig, da dieses Album ein großer Schritt weg von dem ist, was ich in der Vergangenheit gemacht habe, und außerdem die Veränderungen, die ich in meinem Leben allgemein durchgemacht habe, widerspiegelt. Es ist also auf unterschiedliche Weise wirklich persönlich für mich.

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Ihr könnt euch also vorstellen, wie überrascht ich war, als João Barbosa, dem ich Samples für das Album geschickt hatte, mir zwei Jahre nachdem ich ihm einen Link zum Album-Demo geschickt habe (das zweite Mal, dass er diesen Song mit dem Raj-Koti-Sample gehört hat) folgendes schrieb (nicht wortwörtlich, aber sinngemäß):

„Hey, Sorry! Ich habe ‚aus Versehen’ eins der Samples, die du mir geschickt hast, auf dem neuen Buraka Som Sistema-Album, das im Juni rauskommen wird, verwendet. Ich hoffe, das macht dir nichts aus! Du weißt schon, das ist ja keine große Sache, da heutzutage alle andauernd die gleichen Samples benutzen! Und danke! Ohne dich, hätten wir das nie gefunden.“

ERNSTHAFT??!!

Entschuldigung nicht angenommen, Vertrauen entzogen. Sicher, viele Leute nutzen die gleichen Samples für unterschiedliche Tracks. Aber nicht viele Leute stehlen Samples, die sie von jemand anders bekommen haben, unter dem Vorwand, dass das Sample nur für ein gemeinsames Projekt und nicht für die eigene Arbeit benutzt wird. Diese Leute nennt man im Allgemeinen Diebe—Leute, die Ideen stehlen. Und es erstaunt mich, wie einfach das heutzutage für Leute zu sein scheint.

Abgesehen von der Tatsache, dass ich mich persönlich verletzt fühle, da er meine Idee gestohlen hat, ist das meiner Meinung nach die perfekte Gelegenheit, um über die Rechte von Künstlern und über intellektuelles Eigentum zu sprechen. Sicher, das Sample bestand nicht aus meiner eigenen Musik, aber es war meine Idee, es zu benutzen und ihm Tribut zu zollen. Ich habe mich geöffnet und João meine Idee vorgestellt und statt mir zu helfen, meine Idee umzusetzen—wie er gesagt hat—hat er es gestohlen. In der heutigen Zeit—in der jeder sampelt und alles wiederverwertet, das es schon gibt—ist es meiner Meinung nach wichtig, sich daran zu erinnern, wie viel Liebe und Arbeit bei der ursprüngliche Arbeit involviert war, und diese Liebe in die eigene Interpretation einfließen zu lassen, sodass dieses Verständnis widergespiegelt wird. Ich gebe nicht vor, dass all die Energie dieses Songs meine eigene ist, aber ich hoffe, dass dir klar wird, wie unglaublich inspiriert ich davon war. Anscheinend ist das auch ein bisschen auf João abgefärbt.

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Ich bin also an diesem Punkt in der Position, nachweisen zu müssen, dass dieses Sample zu benutzen meine Idee war. Ich war schon immer sehr von indischer Musik und Bollywood-Musik beeinflusst, besonders von der von Raj-Koti, Ilaiyaraaja und Bappa Lahiri. Als ich zum ersten Mal Indhira Mandhira gehört habe, war ich so glücklich—es war lustig und kompliziert zugleich und es hat mich inspiriert, etwas modernes damit zu machen. Glücklicherweise habe ich zwei großartige Künstler gefunden, die genauso fühlen wie ich und mir geholfen haben, diesen Song zu realisieren. Anubi (von Lucky Beard), der den Track am Ende produziert hat und Liun, die den hohen Gesang gemacht hat, da ich, wenn ich singe, wie ein Ork klinge. Hier ist das Original und hier ist AMAZON.

Viel Spaß!

Maral

Im späten Sommer soll das inzwischen fertige Album Monsters of Paradise von Maral Salmassi erscheinen, das letztendlich vom Berliner Produzent Volker Pannes und dem Lucky Beard-Künstler Anubi produziert wurde.

Folgt Maral Salmassi bei Facebook und Soundcloud.

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