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Die schlimmsten Musik-Twitterer

Wir haben unglücklicherweise Erfahrungen mit allen möglichen Nervensägen auf Twitter gemacht und haben deshalb einige der schlimmsten Prototypen zusammengestellt.

Wenn Leute davon träumen, in der Musikindustrie zu arbeiten, dann weil sie sich an das erste Mal erinnern, als ihre Eltern ihnen eine Motown-Kassette vorgespielt haben; das erste Mal, als sie die Texte einer Emo-Band in ihr Notizbuch geschrieben haben; das erste Mal, als sie den Ursprung eines Samples entdeckt haben; das erste Mal, als sie mit ihren Freunden vor einer Vorverkaufsstelle angestanden und darauf gewartet haben, dass sie öffnet—bevor man Tickets nur noch im Internet gekauft hat. Diese Leute denken wirklich darüber nach, was ihre Liebe zur Musik entfacht hat, und das zurecht.

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Unglücklicherweise ist es heutzutage in diesem Geschäft für die meisten unabdingbar, in irgendeiner Form Twitter zu nutzen. Sei es, um Neuigkeiten zu erfahren, ihre eigene Arbeit zu verbreiten oder einfach nur zur Ablenkung und um den Druck, der in dieser Branche herrscht, loszuwerden. Aber auf Twitter aktiv zu sein, bedeutet auch, dass es zugeht wie auf einer Party, bei der jeder einfach auftauchen kann—was auch bedeutet, dass man sich durch einen Dschungel an Mist kämpfen muss. Wir bei Noisey haben unglücklicherweise Erfahrung mit allen möglichen Typen an Nervensägen und haben es uns deshalb zu Aufgabe gemacht, einige der schlimmsten Prototypen für euch zusammenzustellen. Hoffentlich könnt ihr euch mit keinem von ihnen identifizieren.

DIE BESSERWISSER

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Leute, die total heiß darauf sind, aus ihren Löchern hervorzukriechen, um ungefragt alles, was sie sehen, zu verbessern—auch wenn das nur minimal von unwichtigen Fakten der Musikgeschichte abweicht. „Chinx Drugz ist nur auf drei Mac and Cheese 3 Songs vertreten, nicht auf vier“, schreiben sie dann. „Mike Will wurde für Produktion UND Songwriting bei ‚Body Party‘ erwähnt“, schwappt es aus ihnen heraus. „Chuck D trägt beim Mitschnitt von ‚Don’t Believe The Hype‘ eine Jacke von den New York Mets, NICHT von den New York Knicks“, lassen sie uns ungebeten teilhaben. Hör mal zu. Wenn du willst, dass ein Redakteur dir Aufmerksamkeit schenkt, dann sammle all deine Korrekturen in einem Dokument, druck es aus, iss das Papier auf—und vergifte dich an dem Zyanid, dass ich in die Tintenpatrone deines Druckers gefüllt habe, während du damit beschäftigt warst, die Songtexte und Credits einer der wenigen Kopien von Diggys Debütalbum auszugraben.

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LEUTE, DIE „EINE MARKE SIND“

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Bei dir, menschliche Marke, geht es darum, Dinge ausfindig zu machen. Was das für Dinge sind, ist nicht unbedingt wichtig, solange sie es dir ermöglichen, deine Meinung darüber kundzutun und somit deine Marke zu stärken. Immer wenn du Unterhaltungen zu Sachen mitbekommst, die auch nur im Entferntesten mit Themen, die dich angeblich interessieren, zu tun haben, steigst du ein und versuchst zu sagen, was auch immer am meisten zu dir zu passen scheint—und fährst damit die Unterhaltung wie einen entgleisenden Zug vor die Wand, der alle anderen verstümmelt zurücklässt.

LEUTE, DIE ERNSTHAFT DENKEN, DASS „RAP TWITTER“ DAS EINZIG WAHRE IST

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Wenn du glaubst, dass alle wichtigen Themen bezüglich Rap-Musik von einer Gruppe von 400-800 „Journalisten“ bei Twitter abgehandelt werden, dann weißt du 1. nicht wie Journalismus funktioniert, verstehst du 2. nicht, wie die Realität funktioniert und hast 3. Millionen von Leuten ignoriert, die ihr Leben HipHop und seiner Kultur gewidmet haben—und das sogar Jahrzehnte bevor Twitter überhaupt existiert hat. Expertentipp: Dein Wissen über HipHop würde sich stark erweitern, würdest du aufhören, dem Account von Hamburger Helper zu folgen und einsehen, dass das Rap-Wortspiel, aus dem dein Nickname besteht, ziemlich dämlich ist.

„MEDIEN-INSIDER“

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Spinner, die ihre Twitter-Feeds wie eine Gruppennachricht oder ein Messageboard behandeln und jeden, der ihnen aus Pflichtgefühl folgt, auf eine lange, beschwerliche Reise zu Narzissmus, Schleimerei und Insider-Witzen mitnehmen—und damit sicherstellen, dass man auch bestimmt nichts verpasst. Versuch bloß nicht, die selbstgerechte und widerliche Natur dieser Praxis bloßzustellen, denn dann werden dich diese Medien-Insider nur beschuldigen, dass du sie daran hinderst, sich ganz normal mit ihren Freunden zu unterhalten—von denen alle zufällig einen Posten bei wichtigen Magazinen haben und damit ein System erschaffen, in dem sie immer Arbeit finden—ganz gleich ob sie nur schlechte Schreiberlinge sind, deren einzige Fähigkeit es ist, von ihren Kollegen abzuschreiben—die wiederum wahrscheinlich auch nur von ihnen abschreiben! Und ist es nicht sowieso anmaßend zu denken, dass es die ungewaschenen Follower, die nicht aus der Medienbranche sind, überhaupt kümmert, was diese Medien-Heinis verzapfen? Wenn die dann 27 Instagram-Photos am Stück posten, auf denen sie bei einem Event—das von einem großen Konzern gesponsert wurde—mit irgendwelchen Promis abhängen, schwörst du dir, ihnen das nächste Mal, wenn du sie bei Tageslicht siehst, einen Pflock durchs Herz zu rammen.

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LEUTE, DIE SICH IMMER WIE STAN VON SOUTHPARK AUFFÜHREN

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Eminem-Fans, die einfach nicht glauben können, dass du Migos/Future/Lil B/Mellowhype/Lil Durk/French Montana/Atreyu/Tootsie/Norm vom Cheers-Mixtape besser findest, als Slim Shady, wenn er Leute als schwul bezeichnet—und die dann zurückrudern und sagen: „Warte, ich bin nicht homophob“, als ob sie durch eins dieser Wurmlöcher direkt aus dem Jahr 2001 gekommen sind. Diese Leute scheinen ein Google-Doc zu besitzen, in dem jedes Wort festgehalten ist, das du jemals über einen Künstler gesagt hast. Es geht einfach nicht in ihren Kopf, dass man aus verschiedenen Gründen verschiedene Dinge gut findet und sie werden sauer, wenn man sich weigert, die Musikwelt in ein schlichtes Gut/Schlecht-Schema einzuteilen. Sie sind die einzigen Leute, die jemals unironisch einen Satz wie: „Ihr Hater seid doch nur neidisch, weil [IDOL HIER EINSETZEN] reich ist und ihr nicht.“ Mein Lieber, wenn wir es wären, würden wir dann diesen Job machen?

LEUTE, DIE IMMER NOCH ÜBER PITCHFORK-BEWERTUNGEN DISKUTIEREN

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Ja, wir trauern alle verzweifelt der guten alten Zeit hinterher, aber verdammt noch mal, bekomm endlich dein Leben in den Griff.

LEUTE, DIE WIRKLICH BEGEISTERT SIND, WENN SIE KONTAKT ZU EINEM „PROMI“ AUS DEM ECHTEN LEBEN HABEN

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Wow, diesem einen Rapper aus Nome, Alaska, der dem Raider-Klan nahe steht, gefällt deine 200-Wörter-Review seines kruden Mixtapes, das du nur herunterladen kannst, wenn du dich bei Livemixtapes einloggst oder in die Tiefen solcher Tumblrs wie Streetwear hinabsteigst. Du weißt über welches Mixtape wir sprechen—das, was du als ein „brillantes Werk, eine Manifestierung herausragender kontemporärer Trap-Ästhetik“ bezeichnet hast. Dumm nur, dass dieser jemand dieselbe Variation von „Danke, Bruder“ schon 7.000 anderen Bloggern getwittert hat und dir schon in einer Woche nicht mehr folgen wird.

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LEUTE MIT SCHONUNGSLOSEN MEINUNGEN

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Ja, Alter—wir fragen uns auch warum „My Hitta“ besser in den Charts platziert ist als „R.I.P“ und „I’m Different“. Aber mal im Ernst, wen interessiert das, DJ Mustard hat mit allen richtig Kohle gemacht, während du rumgesessen und Soundscan-Statistiken zusammengestellt hast, die nur irgendwelche Marktforscher interessieren. Was sagst du? Du findest, dass TM88 von der 808 Mafia ein gutes Jahr hatte? Toll! Wir stellen sicher, dass du im Wikipedia-Artikel zitiert wirst, den er nicht hat.

INTERNET-MOBBER

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Cool, du kannst alle Pitchfork-Reviews auswendig und liest Bücher über bedeutende Musikalben, doch das gibt dir nicht das Recht, dich Leuten, die ihre Begeisterung für Musik in einer bestimmten Weise ausdrücken—und die du als schlecht informiert und minderwertig ansiehst—gegenüber wie ein Arsch zu verhalten. Nicht jeder hat so viel Freizeit und ist so einsam wie du, dass er Unmengen an kulturellem Wissen anhäufen kann. Hoffentlich hast du einiges von diesem Zynismus an die nächste Generation weitergegeben, der daraus entstanden ist, dass du immer wieder mit ansehen musstest, wie deine talentierteren Kollegen es geschafft haben, irgendwann über andere Sachen zu schreiben als komisches Nischenwissen—du freudloser Wicht!

LEUTE, DIE IHRE PERSÖNLICHEN JAHRES-CHARTS TWITTERN

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Hey, danke für das Posten deiner Top-50-Alben, deiner Top-100-Singles und deiner Top-863-Klingeltöne—und das alles gleichzeitig! Jetzt wissen wir genau, wie oft du welchen Künstler bei iTunes gespielt hast, warum du Haim strategischerweise seltener als Perfect Pussy gespielt hast und uns damit zeigst, dass man dich nur für deine Schamlosigkeit, nicht aber für deinen Mainstream-Geschmack, niedermachen sollte. Was auch immer du tust, bitte verwende in deiner Liste keine Kritik, die tatsächlich Wörter beinhaltet (nicht, dass das jemand lesen würde, aber trotzdem). Ich bin mir sicher, deine Eltern wären stolz auf dich, wenn sie wüssten, dass du soviel Inhalt in einer Liste zusammenfassen kannst.

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JEDER, DER DAS LÄCHERLICHE MEDIUM TWITTER TATSÄCHLICH FÜR DISKUSSIONEN NUTZT

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Du Spinner sitzt samstagabends vor deinem Computer und suchst nach Gründen, dich darüber aufzuregen, dass Lorde Rassistin ist, dass Beyoncé eine Feministin ist und Kanye ein Narzisst—du hast vergessen wie man eine echte Unterhaltung mit einer echten Person führt, nur um dir eine heldenhafte Argumentationsrhetorik anzueignen, mit der du nichts erreichst, außer dein Klout-Ranking zu verbessern—genauso wie Dutzende anderer Idioten, die sich an ihren MacBooks festkrallen, um Beiträge als „Favorites“ markieren zu können. Du, heterosexueller weißer Mann, der sich selbst auf die Schulter klopft, wenn er erklärt wie schlimm andere Heterosexuelle sind (scheiß auf die Frauen, mit denen du geschlafen und die du danach ignoriert hast, die zählen eh nicht, wenn sie keinen Twitter-Account haben, um sich bei ihren Freundinnen zu beschweren). Du, der weiße Typ, der Witze darüber macht, wie „weiß“ manche Dinge doch sind, obwohl dir die Privilegien nur so zufliegen, sobald du den Mund aufmachst. Du, der Fragen twittert, die normal entwickelte Leute einfach ihre Freunde fragen würden. Du, der sich dem hunderttausendsten Tweet ungefilterter Scheiße nähert, was nach unserer Zählung der gleichen Anzahl Wörter entspricht, wie dein unfertiger Roman oder das Drehbuch, von dem du dir selbst sagst, dass du es eines Tages zu Papier bringst (keine Angst, das wird sowieso unlesbar und unnötig). Du, der sich nur noch in 140 Zeichen und Emoticons ausdrücken kann, da du alle Fähigkeit zu lieben zerstört hast. Du, dessen Zahl an Followern, die sich langsam der 5.000 nähert, niemals das große Loch in deinem Herzen füllen kann. Du, der unbefriedigt und ungeliebt sterben wird.

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JEDER

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Scheiß auf alle von euch. Ernsthaft. Geht aus dem Fenster glotzen. Ach ja, sehen wir uns bei Twitter?

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