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„Ein K.I.Z.-Konzert ist keine demokratische Veranstaltung!“—Frequency, Tag 1

Wir sind beim Frequency. Und sagen euch, wie es dort so ist.

Alle Fotos: Christopher Glanzl

Das Frequency 2015 beginnt für mich wie jedes Jahr: Zuerst in irgendeiner absurden Pension in St. Pölten einchecken, die im Landhaus-Stil eingerichtet ist und in der das Internet nicht richtig funktioniert. Dann das Bändchen abolen, sich erstmal zwei Stunden im Presse-Bereich auf Pegel trinken und schnell noch die 2,3 Gespräche führen, die man dieses Wochenende eventuell nüchtern führen sollte. Dadurch verpasse ich Bad Religion, die absurderweise schon alt waren, als ich jung war. Das ist aber nicht so schlimm, denn Punkrock-Opas finde ich immer ein bisschen komisch. Aber dem Publikum gefällt's offenbar, und wer würde sich da beschweren?

Nach ein paar Bier ist es Zeit, sich in den Matsch zu begeben und sich 10 Minuten die irischen Pop-Punker von The Script anzuschauen, die in Zwischenansagen von der Zeit erzählen, wo sie alle irgendwie gegenseitig bei sich auf der Couch gewohnt haben, bis sie dann „Superheroes“ geschrieben haben. Das ist leider ziemlich furchtbar. Eine Bekannte erzählt mir aber, dass man zu The Script sehr gut Poledancing machen könnte, also will ich das mal durchgehen lassen. Auch José Gonzalez kann nicht wirklich begeistern. Eh super gute Musik, aber der Kuschel-Faktor ist für den Frequency-Vorabend dann doch ein bisschen hoch. Ansonsten hat sich auch beim Frequency ein bisschen was, aber nicht viel verändert. Das Publikum ist immer noch jung, betrunken und hat Spaß. Menschen tragen Kostüme, und dazwischen stehen ein paar Menschen aus der Musikindustrie, die wahlweise herumgranteln (ich) oder sich freuen, endlich wieder mal die Chemical Brothers hören zu können (alle anderen).

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Mit Alt-J kommt dann gegen 20 Uhr die erste Band, auf die ich wirklich gespannt bin. Ich war damals nicht bei Alt-J in Wien, also ist das so etwas wie meine Alt-J-Entjungferung. Und zugegeben: Sie sind wirklich gut. Ich bin zwar nach dem viralen „How To Write an Alt-J-Song“-Video nicht mehr in der Lage, in ihren Texten etwas anderes als „Put it in my butt“ zu hören, aber ansonsten ist das große Klasse. Die Kombi aus den langen, gedehnten, sich immer steigernden Parts und extrem viel Percussion taugt schon sehr. Zusätzlich ist ein Großteil Publikums zu jung, um sich daran zu erinnern, dass Bands schon Anfang der Nullerjahre so geklungen haben (was wurde eigentlich aus The Music?). Wer es noch nicht gehört hat, nächstes Jahr gibt es wieder eine Möglichkeit.

Nach ein paar Liedern wechsle ich die Bühne, um die Band zu sehen, wegen der ich wirklich da bin. K.I.Z., Deutschlands wahrscheinlich einzige Diskurs-Party-Rap-Kapelle. Das Bühnenbild ist ziemlich absurd, mit Statuen, einem kleinen Podest, das links und rechts so etwas wie Show-Treppen hat. Tarek, Maxim und Nico stehen im Overall auf der Bühne und reißen wirklich alles ab. Großartiger, alter Quatsch wie „Spast“ und „Hahnenkampf“ wird mit neueren Sachen wie „Boom Boom Boom“ (ihr wisst eh, der Song, den alle ironisch finden außer K.I.Z. selbst) gemischt. Die im Propaganda-Ton vorgetragenenen Zwischenansagen („Seid ihr bereit, euren Individualismus aufzugeben und eine wirrrrrrkliche Einheit zu werden?“) sind einfach nur grandios. K.I.Z. funktionieren genauso in Sachen Hirn wie Bauch. Das war früher mal eine Band, jetzt ist es schon so etwas wie ein Projekt. Wirklich groß.

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K.I.Z. sind so gut, dass ich leider Courtney Barnett verpasse. Weil ich gerade eh schon so scheiße bin, schwänze ich gleich Ellie Goulding, um mir Major Lazer anzuschauen. Ich weiß nicht, ob es an meinem Alkoholpegel liegt, aber in Sachen Party macht Diplo einfach niemand was nach. Das funktioniert einfach, auch weil es einfach eine geile Show ist. Und es ist leider auch das letzte wirkliche Highlight des Tages. Casper hüpft später noch brav von links der Bühne nach rechts und begeistert die Teenager, bleibt aber irgendwie so dünn wie seine Beine in den Skinny Jeans. Und auch die Chemical Brothers tun nicht wirklich mehr als nötig.

Danach verlagert sich alles in den Nightpark, der heuer das erste Mal direkt beim Gelände ist. Das ist super, aber so richtig die Sau rauslassen mag am ersten Tag noch niemand. Kommen ja noch zwei Tage.

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