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Interviews

Bass Sultan Hengzt will Weg vom Index und rein ins Radio

Bass Sultan Hengzt ist endlich erwachsen, das bedeutet, er macht keine Witze mehr über deine Mutter, sondern zusammen mit seinem Kumpel Serk als B.S.H. Musik fürs Radio.

Bass Sultan Hengzt ist im Jahr 2014 einen Schritt weiter als früher. Zusammen mit seinem langjährigen Freund Serk macht er jetzt als B.S.H. Musik. Hengzt betont hierbei deutlich, dass er und Serk gleichberechtigte Partner bei diesem Projekt sind. Eins ist bei allem klar, B.S.H. wollen weg vom Index. Darauf hat Bass Sultan Hengzt bisher nämlich ein Abo: Vier der letzten fünf Alben von Hengzt sind in Deutschland quasi ohne Umwege direkt auf der berühmten Verbotsliste gelandet.

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Vier Jahre haben sich B.S.H. im Studio versteckt um Vertragsprobleme mit dem alten Label auszusitzen und an neuer Musik zu feilen. Mit Endlich Erwachsen hat Hengzt sein sechstes Album veröffentlicht und es wenn man es sich anhört, kann man davon ausgehen, dass sein vorhaben glückt: Das neue Werk wird wohl eher im Radio als auf dem Index landen.

Noisey: Der erste Song, den man aus deinem Album hören konnte, war „Willkommen Zurück“. In dem Song geht es darum, dass die Leute dich vergessen haben könnten. Wie groß ist diese Sorge wirklich?
Bass Sultan Hengzt: Das ist eher nur Spaß. Man muss halt über sich selbst lachen können. Damit die Leute mich ganz vergessen, müsste ich noch weniger Musik machen. Das hatte auch viel mit der Labelsituation zu tun, dass ich nichts rausbringen konnte, das ist alles ein bisschen lustiger gemeint.
Serk: Du selbst als Künstler merkst das gar nicht. Bei dir passiert ja voll viel und du machst die ganze Zeit Musik, aber wenn dich jetzt einer wirklich nur durch die Musik kennt, dann malst du dir aus wie derjenige die letzten vier Jahre gesehen hat.

Die Homework-EP ist 2010 gekommen. Seitdem ist nach außen nichts passiert. Da fragen sich die Leute natürlich, was hat der Typ vier Jahre lang gemacht? Ich glaube, die Leute können sich auch nicht vorstellen, dass du vier Jahre lang jeden Tag ins Studio gehst?
Serk: Aber genau so war es.
Hengzt: Es gab da natürlich auch noch den Stress mit dem alten Label, bei dem wir nicht aus dem Vertrag gekommen sind. Wir sind auch so richtig dumme Künstler, die einfach nur Musik machen können. Da sind wir von einem scheiß Vertrag in den nächsten. Wir haben aber wirklich vier Jahre lang Musik gemacht. Wir haben auch Monate lang an den Texten gefeilt.

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Hast du dieses mal beim Schreiben an die Indizierung deiner letzten Alben gedacht?
Hengzt: Wir haben da natürlich nicht drauf geachtet, aber sind uns auch ziemlich sicher, dass es keinen Grund gibt, das Album zu indizieren. Die hatten halt immer einen sehr großen Hass auch mich, die wollten den Song „Millionär“ indizieren weil ich sage: „Der Chef fickt seine Sekretärin auf dem Schreibtisch.“
Serk: Wir hatten schon den Gedanken ein Album zu machen, das nicht wieder eine wirtschaftliche Katastrophe wird.
Hengzt: Es gab Stellen im Text, bei denen wir uns gefragt haben, ob hier jetzt ein Schimpfwort stehen muss oder wir es weg lassen können.
Serk: Es ist aber immer noch der Hengzt, den man kennt. Hengzt läuft eben auch nicht die ganze Zeit durch die Gegend und beleidigt Leute als Hurensohn.

Ihr habt auf dem Album deutlich mehr Einflüsse zugelassen als den Standard-Rap. Gab es dafür musikalische Vorbilder?
Hengzt: Es gab so viele Vorbilder von Daft Punk über Gym Class Heroes bis Stevie Wonder. Wir haben in den Jahren so viel Musik aufgesaugt.
Serk: Wir sind drei bis vier Jahre hin und her gerannt und haben nach neuen Einflüssen gesucht und wie man die verbinden kann.
Hengzt: Wir wollten unseren eigenen Sound finden, wir wollten weg von allem. Es ist uns öfter passiert, dass wir einen Sound gefunden haben und dann kam ein Newcomer um die Ecke und hatte genau diesen Sound. Kaiserbase hat uns da auch noch mal ein gutes Stück weitergebracht. Man kennt ihn vielleicht von dem Song „Berlin du bist so wunderbar“ oder „Tabula Rasa“ vom Freundeskreis. Er hat quasi das Album ausproduziert.

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Das Album trägt den Titel Endlich Erwachsen. Wie sehr kann man das auf dein Leben beziehen oder bezieht sich das einfach nur auf die Musik?
Serk: Endlich Erwachsen ist für mich wie eine Wundertüte. Du kaufst dir das Ding, weißt auch so ungefähr was drin ist, aber weißt es nicht genau.

Fühlst du dich denn privat erwachsen?
Hengzt: Ich stolpere gerade so ins erwachsen werden hinein. Früher dachte ich, wenn man erwachsen ist, dann hat man ein Haus, eine Frau und ein Kind. Jetzt ist man so weit und denkt sich, so toll ist das jetzt auch nicht.

Das Album wird jetzt independent veröffentlicht. War der Grund dafür, dass du dich nicht wieder an irgendein Label binden wolltest?
Hengzt: Es gab Angebote und wir waren auch kurz davor beim Major zu unterzeichnen. Beim ersten Angebot hat Serk ein Veto eingelegt. Wie gesagt, wir sind gleichberechtigte Partner in diesem Projekt. Beim zweiten Angebot waren wir schon unter Vertrag und haben uns dann das Album angehört und uns gesagt, lass mal selber machen. Jetzt machen wir alles selber.

Wie viel PopRockz steckt denn in B.S.H.?
Hengzt: PopRockz sind ja eigentlich wir beide und aus PopRockz wurde dann irgendwann B.S.H.
Serk: PopRockz gehörte auch zu der Soundfindungsphase hatte sich dann aber irgendwann erledigt. Im Nachhinein sind wir aber auch ganz froh, dass das nur ein Meilenstein auf unserem Weg war und nicht der Stein, den wir geworfen haben. Viele Einflüsse davon stecken natürlich in B.S.H. aber einfach tausendmal cooler.
Hengzt: Das Label hat damals auch immer da drauf gedrängt, nein du musst ein Hengzt-Album machen, den Namen kennen die Leute schon.

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Wenn man es mit den alten Sachen vergleicht, bekommt man ganz klar das Gefühl, dass B.S.H. für das Radio gemacht ist. Gab es solche Ziele von eurer Seite?
Hengzt: Wer will denn nicht ins Radio? Unser Ziel war es, den Leuten zu zeigen, dass wir ordentliche Musik machen können. Durch das Radio kannst du natürlich viele neue Leute erreichen.

Eine Zeile auf deinem Album lautet: „Ich bin Deutscher, ich habe immer was zu meckern.“ Wie viel Deutscher steckt denn in Hengzt?
Hengzt: Jede Menge. Wenn Fußball läuft bin ich Italiener. Aber eigentlich muss Serk das beurteilen, sag doch mal was dazu.
Serk: Also für mich bist du schon viel Deutscher.
Hengzt: Ich fühle mich schon als Deutscher. Ich kann weder Türkisch noch Italienisch. Auf dem Album wird auch sehr Deutsch gepöbelt.

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