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Ein Designer für Bandmerch zu sein, ist verdammt hart

Enge Zeitrahmen, schwierige Manager und fehlende oder zu späte Bezahlung machen jeden Merchdesigner langsam verrückt.

Von all den undankbaren Jobs, die es auf der Welt gibt, ist freiberuflicher Merchandise-Designer nicht die schlechteste Option—trotzdem stimmt es, dass es eine Menge weniger stressige Arten für Designer gibt, Geld zu verdienen. Sicher, du kannst für ein paar deiner Lieblingsbands arbeiten, aber enge Zeitrahmen, schwierige Merchandise-Manager und die sehr reale Möglichkeit, ohne Bezahlung zu arbeiten, haben genug Potenzial, dich langsam verrückt zu machen.

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Die Chancen stehen gut, dass die meisten von uns schonmal ein T-Shirt auf einer Show gekauft haben, aber noch nie darüber nachgedacht haben, wer es designt hat oder welch mühsamer Prozess involviert ist, damit du es tragen kannst. Wir haben mit verschiedenen Designern gesprochen, die auf allen Ebenen und in allen Ecken der Branche arbeiten, um ihre Meinungen darüber zu hören, wie die alltäglichen Mühen wirklich aussehen.

Du wirst nicht bezahlt, außer die Band mag es

Der Großteil der Industrie funktioniert nach dem System, dass du vorab Arbeiten abliefern musst, ohne zu wissen, ob du jemals dafür bezahlt wirst. Dabei wird von Designern erwartet, einzigartige, neue Artworks für Bands zu entwerfen—alles in der Hoffnung, dass die Band eine ihrer Einreichungen auswählt. Das ist fast so, als würdest du einen Barista um einen Kaffee bitten, ihm aber sagen, dass du ihn nicht bezahlst, bevor du den Kaffee nicht getrunken hast und dir sicher bist, dass er genauso war, wie du ihn wolltest. Das Leben funktioniert nicht wirklich so, aber unglücklicherweise sieht für die meisten Merchandise-Designer die Realität des Geschäfts so aus.

Dieser Ansatz der Arbeit im Voraus ist jedoch nicht nur schlecht—er gibt neuen Designern die Chance, mit den Großen zu arbeiten. Da für die Merchandise-Anbieter kein Risiko involviert ist, können sie aufstrebenden Designern eine Chance geben, die weder große Erfahrung noch ein umfangreiches Portfolio vorweisen können. Sam Kaufman, ein Designer, der für Bands von den Deftones über ACDC bis Caspian gearbeitet hat, erinnerte sich an seine ersten Jahre, in denen er es in die Branche geschafft hat. „[Arbeit im Voraus] war toll, als ich angefangen habe“, sagt er. „Das gab mir viele Möglichkeiten, für die ich nicht qualifiziert war. Wenn du nicht weißt, was du tust, kannst du nicht wirklich erwarten, dass Leute dich bezahlen.“

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Shirtdesigns von Kaufman

Bands wissen nie wirklich, was sie wollen

Man mag vielleicht meinen, dass Kreativität keine Grenzen kennt, aber für die meisten Musiker hört sie bei der Musik auf. Sie sind keine bildenden Künstler—sogar alles andere als das. Sicher, einige Bands werden eine konkrete Vision oder ein Konzept für ein Design im Kopf haben, aber die überwiegende Mehrheit ist ziemlich ahnungslos, wenn es um ihr eigenes Merchandise geht. „Du musst schnell, verlässlich und gut sein“, so Kyle Crawford, einer der gefragtesten Designer in der Branche, der für alle von Blink-182 bis Lynyrd Skynyrd gearbeitet hat. „Du musst in der Lage sein, für die Band zu denken. Meistens wird mir keine Richtung gesagt—nichts. Ich muss einfach loslegen. In gewisser Hinsicht ist es der dämlichste Job, den du haben kannst, weil du buchstäblich nur Sachen an die Wand wirfst und hoffst, dass irgendwas haften bleibt.“

Selbst wenn du das Glück hast, irgendeine Art Richtung zu bekommen, ist es meistens ziemlich vage. „Ich bekomme Emails, in denen ich um drei Foto-Shirts oder drei grafisch basierte Designs gebeten werde“, erinnert sich Kaufmann. Was aber immer noch besser ist (und weniger beleidigend), als wenn einem Designer gesagt wird: „Wir wollen, dass du ein Design machst, das aussieht wie die Arbeit von diesem anderen Typen“. Das sind Worte, die kein kreativer Mensch hören möchte.

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Shirtdesigns von Crawford

Musiker (und Merch-Manager) können manchmal Arschloch-Diven sein

Obwohl Merchandise eine der größten Einkommensquellen für Musiker darstellt, stehen die tatsächlichen Designs ziemlich weit unten auf ihrer Liste. In gewisser Weise ergibt das Sinn—sie touren, schreiben neue Musik und haben mehr als genug zu tun. Musiker sind nicht immer bekannt für ihre Professionalität und das färbt vielleicht auf ihre Merchandise-Firmen ab. Die meisten Designer bekommen regelmäßig hektische Emails in einem fordernden Ton, in denen nach Designs gefragt wird—ohne Anstand oder etwas Smalltalk. Die Wahrheit ist jedoch, dass selbst ein wenig Respekt viel ausmachen kann. „Am schlimmsten von allen war der Typ von dieser einen Band, der sagte: ‚Niemand kauft es wegen der Kunst.‘ Scheiß auf den Typen“, so Rob Dobi, ein ehemaliger Merch-Designer, der sich auf redaktionelle Illustrationen für Auftraggeber wie The New York Times, Variety und Noisey konzentriert.

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Der Vorteil, direkt mit den Bands zusammenzuarbeiten, ist, dass sie dir sagen können, was genau sie suchen. Wenn es eine größere Merchandise-Firma ist, dann stehen die Designer mit einer schwammigen und breiten Richtung da, was die Arbeit deutlich erschwert. Außerdem geht jegliche Form des persönlichen Kontakts verloren, wenn du mit den großen Leuten arbeitest. Manchmal steht in den Emails nicht mehr drin als: „Wir brauchen ein paar neue Designs“. Im Szenario der Vorabarbeit ist es ziemlich verbreitet, dass Firmen Designs ablehnen, ohne den Designer zu informieren—nicht einmal mit einer „Nein, Danke“-Email. Noch einmal, ein wenig Respekt kann viel ausmachen. „Ich liebe es, dass ich dafür bezahlt werde, etwas zu erschaffen, und manchmal bekomme ich diese „Gute Arbeit“-Email. Es sind die kleinen Dinge, die viel ausmachen können“, so Crawford. Er hat ein paar einfache Grundregeln, wie die Kommunikation zwischen Designern und Merch-Firmen verbessert werden könnte: „Beantworte deine Emails. Lies meine Antworten. Bezahle pünktlich. Interessiere dich für das, was ich mache … Vielen Bands und Merch-Managern ist es einfach egal.“

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Shirtdesigns von Dobi

Es ist unberechenbar und die Konkurrenz allgegenwertig

Selbst wenn du bezahlt wirst, ist es kein Spaziergang. Ein Großteil der Branche arbeitet zu miserablen Bedingungen. So wirst du beispielsweise erst 30 Tage (in manchen Fällen sogar 90 Tage) nachdem ein Design von dir ausgewählt wurde, bezahlt wirst. Es ist beinahe normal für Designer, Managern und Firmen ständig auf den Fersen bleiben zu müssen, damit sie pünktlich oder überhaupt bezahlt werden. Crawford merkt an, dass er im Moment „um die viertausend Dollar unbezahlter Rechnungen“ offen hat, was traurigerweise nicht so ungewöhnlich ist. Selbst mit den richtigen Verträgen, Sicherheiten und Kompensationen bleibt die Macht in den Händen der Industrie, nicht in denen der Designer.

Genau wie in anderen Branchen gibt es in der Welt des Band-Merchandisings arbeitsreiche und arbeitsarme Jahreszeiten. Auch wenn es das ganze Jahr über Touren gibt, wird der Sommer von den Festivals dominiert und die Nachfrage nach Merchandise nimmt zu. Bands spielen vor einem größeren und vielfältigeren Publikum und brauchen Designs, die Leute außerhalb ihrer normalen Nische ansprechen. Die anderen drei Jahreszeiten können ziemlich unberechenbar sein, was es für die meisten jungen Designer schwer macht, vom Designen von Bandmerch alleine leben zu können.

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Cassie Podish, eine Designerin, die hauptsächlich mit Punk- und Hardcorebands wie Neck Deep und Spirits arbeitet, beschrieb, wie die beiden Enden der Branche—die neuen Designer und die älteren Veteranen—oft um die gleichen Jobs kämpfen. „Es herrscht ein großer Wettbewerb. Du hast die Veteranen, die wirklich gut in dem sind, was sie machen, und die Neulinge, die wenig bis gar nichts berechnen.“ In dieser kompetitiven Umgebung werden Veteranen oft von einem jüngeren Designer unterboten. Das verschafft den Jüngeren zwar eine realistische Chance, wenn sie gegen Veteranen antreten, erschwert aber das Überleben der Alteingesessen.

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Shirtdesigns von Podish

Es ist aber auch nicht alles schlecht

Jetzt, wo alles gesagt ist: Ein Designer in dieser Welt zu sein, ist wirklich nicht so schlimm. Du suchst dir dieses Geschäft nicht aus, ohne eine Liebe zur Musik zu haben und die flexiblen Arbeitszeiten, die du in Jogginghose verbringst, machen die beschissenen Teile des Geschäfts erträglicher. Und wenn du Glück hast, dann entwickelst du enge Beziehungen zu Künstlern, die du respektierst und bewunderst—und wirst dafür (hoffentlich pünktlich) bezahlt.

Auch wenn du als Designer für die meisten Leute, die deine Arbeit konsumieren, anonym bist, die Reichweite deiner Designs ist viel größer als die deines Portfolios. Leute aus der ganzen Welt tragen deine Designs und du spielst eine zentrale Rolle dabei, wie Musiker in der heutigen digitalen Landschaft Geld verdienen können. „Auf ein Konzert zu gehen und eine Handvoll Kids zu sehen, die Sachen tragen, die ich gemacht habe, hat sich als junge Designerin großartig angefühlt“, fasst Dobi zusammen.

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