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„Die Missgeburt namens RapUpdate-Leserkommentare-Hater“

Wie eine Internetarmee den Gangstarapper Toony vor sich hertreibt. Die Hurensöhne.

„Ich und RapUpdate haben das zusammen geschaffen, diese Missgeburt namens RapUpdate-Leserkommentare-Hater,“ sagt der Rapper Toony in seinem Interview mit TV-Strassensound. „Aber ich sage euch eins, ich werde diese…“ setzt er an, doch wird vom Interviewpartner unterbrochen, der in die Kamera schaut. „Aber ganz ehrlich, wir lieben euch.”

Und wir müssen feststellen, wir lieben euch auch, liebe RapUpdate-Leserkommentare-Hater. Nicht aber eure Mutterseite.

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Manche sagen, RapUpdate sei die Bild der HipHop-Medien, doch das würde der größten deutschen Boulevardzeitung wohl nicht gerecht werden. Auf der Seite geht es um alles, was im Straßenrap aktuell ist, Rapbeef, Ansagen, Postings, Feature-Ankündigungen, Sticheleien. Alles, worüber 14-jährige Farid Bang-Hörer im Bus zum Fußball-Training so quatschen. RapUpdate hat also definitiv sein Berechtigung, nur ist die Seite, vor allem wenn man sich ihr Publikum anschaut, sehr diabolisch gemacht.

Unter einem Artikel mit der Überschrift „Die ersten beiden Features vom neuen Savas!” schreibt der Autor: „Wir sind bereits jetzt sicher: Der Berliner Rapper hat die beiden Rap-Urgesteine Curse und Tone auf seinem Album. Woher wir das wissen? Wartet einfach ab…“

Wir sollen einfach abwarten? Achso. Übrigens hat Angela Merkel Peer Steinbrück nach dem Kanzlerduell im Dienstmädchenoutfit mit dem Kochlöffel gejagt und laut „Das ist alternativloooooooos“ gerufen. Woher wir das wissen? Seid mal nicht so ungeduldig…

Bei RapUpdate geht es nicht um Journalismus, auch nicht um das, was die Seite als solchen vorgibt. Nein, es geht einzig und alleine darum, dass die Artikel kommentiert, ergo in sozialen Netzwerken geteilt werden. Und bei Gott, das werden sie. Unter dem Savas-Artikel haben sich 727 Kommentare angesammelt. Erzähl das mal den großen Medienverlagen. Doch der Top-Kommentar hat nur bedingt mit den beiden Features von Savas zu tun:

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Es scheint so, dass es sich einige Kommentierende wie „King Sucuk Hamster“, „The Teacher“ oder „Krautod“ zur einzigen Aufgabe gemacht haben, Toony zu verarschen. Wir wissen nicht, wer hinter diesen Web 2.0-Kritikern steckt. Vielleicht sind sie Furzknoten, die sich die ansonsten nirgends zu bekommenden Bestätigungen ihres Lebens durch Likes im RapUpdate-Kommentardschungel holen. Doch waren die brillanten Lyriker der Geschichte nicht selten Sozialkrüppel? Das wichtigste Instrument beim Toony-Trollen ist der Begriff „Hurensohn“. Es gab mal eine Zeit, als dieses Wort noch eine Beleidigung darstellte, doch das war, bevor jeder ein Hurensohn war. Somit haben diese mutigen Pazifisten zur Entschärfung des Wortes geführt. Denn wenn jeder ein Hurensohn ist, dann ist gleichzeitig keiner ein Hurensohn. Nur eben Toony, der ist der Hurensohn der Hurensöhne.

Wenn man eine längere Zeit in der RapUpdate-Kommentarwelt verbringt, erkennt man, dass einige Kommentierende kleine Genies sind. Welche, die nichts Besseres zu tun haben, als ihre kreativen Ergüsse für das Bashen eines Straßenrappers zu nutzen. Doch warum ausgerechnet Toony?

Toony heißt bürgerlich Tomasz Chachurski und ist ein Gangstarapper aus Düsseldorf. Er gehört zu jener Sorte Rapper, die Casper gerne als „Leihwagen-Pimps“ bezeichnet. Vor einigen Jahren erlangte er relative Untergrund-Bekanntheit durch den Song „Deine Stärke“, in dem er sich sehr emotional mit seiner polnischen Heimat auseinandersetzt. Doch seitdem ging künstlerich nicht so viel. Im Frühjahr 2013 berichtete der Stern von gekauften Facebook-Likes. Zwar ist das bei vielen kleineren Rappern eine gängige Praxis, doch leider ist Toony derjenige, den es erwischt hat.

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Denn der 30-Jährige macht nicht viel mehr falsch als andere Straßenrapper. Er kann passabel rappen und macht auf dicke Eier. Vor zehn Jahren hätte das noch für eine erfolgreiche Karriere gereicht. Und da liegt das Problem. Toony gibt sich wie ein Rapper von vor zehn Jahren. Das ewige Zeigen von aufgepumpter Stärke, ohne den Hauch eines Augenzwinkerns zuzulassen, wirkt einfach nur abgestanden.

Wahrscheinlich muss Toony bei RapUpdate stellvertretend für eine Generation an Straßenrappern herhalten, die den Schuss nicht gehört haben und an denen sich ein paar debile Genies im Internet austoben können. Dies impliziert, dass das Toony-Bashing irgendwann aufhören müsste. Doch daran hat niemand Interesse.

Die Internetkids nicht, weil sie sich sonst einen neuen Boxsack suchen müssen. RapUpdate erst recht nicht, weil die Seite mindestens zwei Drittel ihrer Kommentare aus Toony-Bashing generiert. Aus diesem Grund bringt sie mindestens alle zwei Tage einen Artikel über ihn.

Und nicht zuletzt Toony, der am meisten von diesem bizarren Dreier profitiert. Immer wieder geht er auf die RapUpdate-User ein, beleidigt sie als Hurensöhne (wie originell) und prahlt mit seinem Ordner an IP-Adressen. Wie sagte er schon:

„Ich und RapUpdate haben das zusammen geschaffen, diese Missgeburt namens RapUpdate-Leserkommentare-Hater.“

Toni wird in der Noisey-Redaktion gerne Toony genannt und stellt sich den Hatern auf Twitter.

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