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Soma sind zum Glück Musiker geworden und keine Barkeeper

Soma würden gerne in Stadien spielen, am liebsten auf der ganzen Welt.

Man könnte Soma vorwerfen, dass ihre Variante von Arena-kompatiblem Indierock ein paar Jahre zu spät kommt. Man kann es aber auch genau andersrum sehen. Die Intervalle, in denen früher oder später sowieso alles zurückkommt, werden immer kürzer. Insofern ist diese Band aus Frankreich vielleicht gerade ganz vorne mit dabei. Wenn du also den guten, alten, direkt in die Hüften fahrenden 2004er Indie a la Franz Ferdinand, The Killers oder The Bravery vermisst, dann sind Soma deine neue Lieblingsband. Wir haben sie vor ein paar Wochen in Paris besucht und uns anschließend feststellen müssen, dass auch ihre Live-Show absolut Arena-tauglich ist.

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Noisey: Ihr habt euer neues Album „Nobody’s hotter than God“ genannt, was halten eure Freundinnen davon?

Seb: Ich hab gar keine Freundin, bei mir gab’s also keinen Stress.

Lionnel: Meine Freundin hat den Titel sogar mit ausgesucht. Ich schreibe die Lyrics mit ihr zusammen, sie ist Englischlehrerin. Also habe ich auch diesen Song mit ihr zusammen geschrieben und so kam es zu dem Titel.

Ach was, die Songs sind Koproduktionen mit deiner Freundin?

Lionnel: Genau, also nur, was die Lyrics angeht, die Musik schreiben wir zusammen in der Band.

Wenn Gott so heiß ist, wer ist die zweitheißeste Kreatur im Universum?

Lionnel: Ich würde sagen Rihanna. (Gelächter)

Ok, nur mal so interessehalber, an welcher Stelle kommt deine Freundin?

Lionnel: Ach so, ja klar, sie ist es natürlich.

Verstehe, du bist mit Rihanna zusammen…

Lionnel: Ähm na ja … ich hab sie nur neulich nackt in diesem Magazin gesehen. Also sie war nicht komplett nackt, aber alle wichtigen Dinge konnte man schon gut sehen. Ok, um mich hier nicht um Kopf und Kragen zu reden: die zweitheißeste Sache ist meine Gitarre.

Wenn du im Internet nach einer Bands namens Soma suchst, bekommst du jede Menge Ergebnisse. Welche Keywords würdet ihr benutzen, um am schnellsten eure Band zu finden?

Lionnel: Wahrscheinlich so was wie Rock, Energie, Melodie …

Eure Homepage ist komplett auf französisch, euer Wikipedia-Eintrag ist auf französisch, für Leute, die euch nicht kennen, ist es also gar nicht so einfach, Informationen über euch zu bekommen. Was sind die wichtigsten Dinge, die man über euch wissen sollte?

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Lionnel: Das wir alle schon lange befreundet sind, dass wir mit ein paar recht großen Produzenten zusammengearbeitet haben und dass wir eine Rockband sind.

Warum singst du eigentlich nicht auf französisch?

Lionnel: Weil meine Eltern früher die Beatles, Stones und Deep Purple gehört haben und ich mit dieser Musik aufgewachsen bin. Sie hörten keine Musik von französischen Künstlern, da standen sie nicht drauf. Ich hab mich dann später selber mit französischer Musik beschäftigt und fand sie selber auch nicht so toll, also blieb es beim Englischen. Als ich zum ersten Mal ein Instrument in den Händen hielt, habe ich automatisch auf Englisch gesungen. Ich habe auch viele der Texte geschrieben als ich in London oder den USA war, ich finde, das passt einfach besser zu uns. Meine Freundin bügelt dann die Fehler aus und alles ist gut.

Euer Album ist seit ein paar Wochen draußen. Wie waren die Reaktionen bis jetzt?

Lionnel: Bis jetzt sehr gut, wir hoffen, dass das so weiter geht. Am besten sind die Reaktionen natürlich in der Live-Situation. Man muss auch sagen, dass du es als Englisch singende Band in Frankreich echt schwer hast. Wir wurden zwar auch mal in TV-Shows eingeladen, aber das hält sich im Rahmen. Auf Französisch hätten wir da leichteres Spiel.

Ihr habt ja auch diese Radio-Quote. Bezieht sie sich auf Künstler aus Frankreich oder auf französisch singende Künstler?

Lionnel: Du musst französisch singen, um gespielt zu werden.

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Also hört man euch nicht, außer im internationalen Segment.

Lionnel: Haha, genau. Das ist echt Scheiße. In Frankreich ist man da echt engstirnig. Das ist anders als bei euch. Als wir in Hamburg oder Berlin gespielt haben und mal das Radio einschalteten, lief da immer gutes Zeug. Gute Musik, und nicht Musik, die bestimmte Bedingungen erfüllt. Vielleicht dauert es hier einfach noch ein paar Jahre, bis die Leute zur Vernunft kommen.

Das Album klingt sehr international. Also was sind denn eure Ambitionen, was das Ausland angeht?

Seb: Wenn du schon so fragst, wir würden gern überall auf der Welt spielen.

Lionnel: Wir haben kein Problem damit zuzugeben, dass wir gerne Stadien spielen würden. Das kann jetzt natürlich missverstanden werden und irgendwie überheblich rüberkommen, aber ich finde, unsere Melodien und Arrangements würden da gut hinpassen und ich würde einfach mal gern sehen, wie diese Songs in so einer Situation funktionieren. Und wenn es nur ein einziges Mal ist.

Jetzt stell dir mal vor, dass das nie passieren würde. Wärst du dann enttäuscht?

Lionnel: Nein, natürlich nicht. Wir schreiben die Musik ja auch nicht extra für große Bühnen. Aber ich mag einfach dieses theatralische Element von Bands wie Elbow oder Arcade Fire, das sich auf einer großen Bühne erst richtig entfaltet. Das bringt die Leute ja auch zusammen. Es gibt so ein, zwei Songs auf dem Album, bei denen wir uns gefragt haben, wie sie wohl in einem Stadion klingen würden.

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Ihr habt euch ja mit diesem Album auch in eine etwas poppigere Richtung entwickelt…

Lionnel: Ja, unsere älteren Songs sind rockiger, mehr straighte Gitarren. Aber wir haben festgestellt, dass wir nicht schnell spielen müssen, um unsere Energie zu finden. Die finden wir mittlerweile auch in Popsongs. Wir haben bei diesem Album extrem auf die Melodien geachtet, das war uns am wichtigsten. Wenn wir auf die Bühne gehen, dann hast du wieder viel mehr von diesen Rockelementen, da geht’s schon gut ab.

Die meisten Leute in Deutschland kennen Soma nicht. Erklärt ihnen mal, warum sie sich das Album kaufen und in eure Konzerte gehen sollen.

Lionnel: Sie sollten uns zuerst live sehen. Es ist eine sehr kraftvolle und auch interaktive Show. Die Leute sind bei uns auch Rockstars. Das Publikum ist sehr wichtig. Wenn das Publikum schlecht ist, dann taugt auch automatisch das Konzert nichts. Und sie sollten unser Album kaufen, weil wir Geld brauchen und jeden Tag Champagner schlürfen wollen, haha. Nein, ich würde sagen: kauf es, wenn du es magst.

Als ich heute hier ankam, habe ich einen Spaziergang über Pére Lachaise gemacht und mir die Gräber von Oscar Wilde, Marcel Proust und Jim Morrison angeguckt. Welcher dieser drei hat die größte Bedeutung für eure Band?

Lionnel: Eindeutig Jim Morrison. Einfach weil er ein so einzigartiger Charakter in der Musikgeschichte ist. Ich mag Bands mit starken Frontmännern. Ich mag bad guys in Rockbands, solche Leute wie Pete Doherty. Das ist vielleicht klischeehaft, aber zu nette Typen bringen es einfach nicht.

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Also bist du auch ein bad guy?

Lionnel: Ich wär gern einer.

Aber du arbeitest dran?

Lionnel: Ja, ich übe jeden Tag vor dem Spiegel. Eines Tages habe ich es drauf.

Soma hat ja außerdem die Bedeutung eines göttlichen Tranks. Wie würdet ihr euer Soma mixen?

Lionnel: Kokain und Schnaps, würde ich sagen. Oder vielleicht Red Bull, ich mag Getränke nicht, die mich schläfrig machen. Ein paar Spritzer Wein würden auch nicht schaden. Ich liebe Wein. Und Whisky.

Ok, klingt total eklig. Danke.

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