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Lil Waynes ‚Tha Carter’—zehn Jahre später

Ein Blick zurück auf das Album, das Lil Wanyes Wechsel von einem abgebrannten Teenie- zu einem aufstrebenden Superstar markierte.

Lil Waynes Tha Carter V ist wohl eins der am sehnlichsten erwarteten Alben 2014. Es ist laut Ankündigung der letzte Teil einer unglaublich erfolgreichen Chronik, die bislang vier der bestverkauften Alben des HipHop-Superstars umspannt. Letzten Sonntag feierte diese Serie mit dem Jubiläum von Tha Carter ihren zehnten Geburtstag, welches am 29. Juni 2004 das Licht der Welt erblickte. Es ist allerdings gut möglich, dass einige von Waynes jüngeren Fans, die sich Tha Carter V anhören werden oder vielleicht sogar die letzten beiden Teile der Serie ihr Eigen nennen, Tha Carter nie gehört haben. Bei Filmen gerät der erste Teil einer Reihe selten im Zuge der nachfolgenden Episoden in Vergessenheit, weil man die Geschichte, um sie verstehen zu können, von Anfang an verfolgen muss. Bei Musik kann man, dank der jedenfalls nicht offensichtlich vorhandenen Narrative, seine Aufmerksamkeit dort beginnen oder enden lassen, wo immer man will.

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Aber alles, wofür Lil Wayne heute steht, und alles, was er in den letzten zehn Jahren erreicht hat, begann mit Tha Carter. 2004 war Lil Wayne kurz davor, ein 21 Jahre alter ‚Has-Been’ zu werden. Von seinem dritten Album 500 Degreez wurden nicht mal eine halbe Millionen Kopien vertickt und sein Platindebüt The Block Is Hot lag schon fast fünf Jahre zurück, genau wie die Songs, die ihn berühmt gemacht hatten, Juveniles „Back That Azz Up“ und B.G.s „Bling Bling“. Das Label Cash Money Records stand gerade im Umbruch—die Big Tymers verkauften weiterhin gute Ware, aber Juve hatte gerade sein letztes Album für das Label veröffentlicht und ihr Roster dünnte sich zunehmend aus. Für über eine Dekade hatte das New Orleans-Rap-Label ausschließlich Rapper aus New Orleans unter Vertrag genommen, suchte sich jetzt aber in einem leicht wirren Streben nach Expansion auch R’n’B-Sänger wie TQ und Lil Mo aus.

2002 hatte Wayne eine Crew mit dem Namen Sqad Up gegründet und begann Freestyle-Mixtapes aufzunehmen. Unter den anderen vier Rappern von Sqad Up waren auch Gudda Gudda, der in erster Linie als YMCBMB-unter-ferner-liefen und der Typ mit der „Grocery Bag“-Line in „Every Girl“ bekannt ist, so wie Kidd Kidd, der jetzt bei 50 Cent unter Vertrag ist. Wayne dominierte die Tapes allerdings deutlich. Sein letztes Mixtape mit dem Sqad war die berühmte „10.000 Bars“-Session, bei der Wayne sein komplettes Notizbuch über ein paar dutzend Beats ausschüttete, um sich endlich von alten Lyrics frei zu machen und anzufangen, ohne Stift und Papier zu schreiben.

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2003 hatte Lil Wayne die erste Version von Tha Carter aufgenommen und die wenig überzeugende Leadsingle „Get Something“ veröffentlicht (die eine unglaublich frühe Versionen einer seiner berühmten Catchphrases enthält: „It’s Weezy F, man, and the F is for fly“). Er zerstritt sich dann aber mit Sqad Up und entschied sich dafür, das Material, was sie für das Album aufgenommen hatten und das voll mit Features der anderen Crewmitglieder war, erst mal wieder in der Schublade verschwinden zu lassen. Zu der Zeit war es für einen etablierten Künstler sehr ungewöhnlich und eine potentiell peinliche Angelegenheit, nach einem Singleflopp ein ganzes Album einzustampfen und wieder neu-aufzunehmen (andere Beispiele für das einstampfen-und-neu-aufnehmen-Vorgehen dieser Zeit sind Ushers 8701, Nas’ Nastradamus und Monicas After the Storm). Heutzutage ist ein solches Vorgehen fast zum Standard geworden. Die erste richtige Single des neuen Tha Carter, „Bring It Back“, startete das Album dann aber entschlossen mit einer mutigen Antwort auf den Titel, den Jay Z ein paar Monate zuvor auf The Black Album noch für sich beansprucht hatte: „Best rapper alive, since the best rapper retired.“

Tha Carter wurde dann auch die letzte Arbeit von Mannie Fresh für Cash Money, bevor dieser das Label verließ—danach lieferte er noch das Soloalbum The Mind of Mannie Fresh ab, machte drei Tracks auf Birdmans 2005er Album Fast Money und war dann komplett von der Bildfläche verschwunden, als Tha Carter II erschien. Obwohl Fresh seitdem noch einige Momente als Produzent halbwegs erfolgreicher Singles für Young Jeezy, T.I. und 2 Chainz im Rampenlicht genießen konnte, war Tha Carter in gewisser Hinsicht sein letzter große Wurf als unaufhaltsame Hitmaschine. Seine Hooks und Ad-Libs waren auf dem Album immer noch unglaublich komisch, aber seine Beats waren härter und abwechslungsreicher als seine üblichen N.O.-Bounce-Stangenware, um mit dem neuen und erwachseneren Wayne mitzuhalten.

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In gewisser Weise klingt Tha Carter so veraltet und formelhaft wie Waynes frühere Alben. Er hatte angefangen, sich mehr auf die Lyrics zu konzentrieren und mit seiner Stimme zu experimentieren, ließ aber nur an wenigen Stellen seine ausgefallene Kreativität durscheinen, die er auf seinen Mixtapes in den Jahren 2006 und 2007 voll entfalten sollte. Seine Stimme hatte sich von der eines stimmbrüchigen Teenagers in die eines Erwachsenen gewandelt, aber er hatte noch nicht angefangen, auf die Beats zu singen, krächzen und zu raunen. Im Gegensatz zu seinem heutigen Style klingt er auf Tha Carter geradezu zurückhaltend. Man hört sogar einen merklichen Unterschied zwischen der Albumversion von „Go DJ“ und den polierteren, neu-aufgenommenen cleanen Versen der Single. Songs wie die emotionale Hot Boys-Reminiszenz „I Miss My Dawgs“ und der treibende Banger „Who Wanna“ stehen immer noch für Weezy durch und durch. Es ist eine wahre Schande, dass das Album etwas von seinem Momentum einbüßte, als sein schlechtester Track, der von Jazze Pha begleitete „Earthquake“, als Nachfolger zu seiner größten Single „Go DJ“ ins Rennen geschickt wurde.

2004 war für Lil Wayne ein Jahr der Neuausrichtung. Zweitklassige New York-Rapper wie Jadakiss und Lloyd Banks verkauften zwar immer noch mehr Einheiten als er, aber am Ende des Jahres packte ihn Jay Z zusammen mit T.I. auf die „Soldier“-Single von Destiny’s Child. Der Erfolg, den Lil Wayne bald darauf haben würde, sollte Tha Carter komplett in den Schatten stellen. Heute ist „Go DJ“ gerade mal auf dem 90. Platz der populärsten Lil Wayne Songs bei Spotify (und der 17. beliebteste von den vier Carter Alben). Nichtsdestotrotz bleibt Tha Carter ein Schlüsselmoment in seiner Karriere. Es ist das Album, das die langsam versandende Laufbahn eines ehemaligen Teeniestars in die eines aufstrebenden Superstars verwandelte.

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