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Thump

Dieses Festival überwacht einfach so deine gesamte Handy-Kommunikation

Die 75.000 Besucherinnen wurden von dem Eingriff in ihre Privatsphäre auf dem Campingplatz überrascht.

Vollständige Überwachung: Das Roskilde kontrolliert seine Besucher. Foto mit freundlicher Genehmigung des Festivals.

Das Roskilde ist das beste, schönste, größte und legendärste Festival Dänemarks. Mit der ehemaligen rotblonden Hippie-Idee ist es allerdings mittlerweile vorbei: Als am Sonntag das Campinggelände des Festivals öffnete, wunderten sich die Besucherinnen über eine neue "Data Policy". Poster informierten überall darüber, dass das Festival, erstens, sich "das Recht vorbehält, jederzeit alle auf dem Gelände getätigten Text- und Telefonkonservationen zu sammeln und auf unbestimmte Zeit zu speichern", und, zweitens, jede "Internetaktivität überwacht" und diese an seine "Partner weitergeben" würde.

Big Festival is watching you.

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Das Gros der für Acts wie LCD Soundsystem oder Grimes angereisten Besucherinnen hat das Ganze kommentarlos hingenommen. Einige der insgesamt 75.000 haben sich verständlicherweise dennoch beschwert. Ein erboster Fan schrieb: "You are not my telephone company. You are not Facebook. You are not Google. You are not Instagram. All of the above, as a user made a specific choice to agree to their data politics." Mancher zog 1984-Vergleiche:

1984 på #rf16. Og så endda med misbrug af gammelt netpirat-slogan, trist. pic.twitter.com/Wf83r8TPiX

— Silas Marker (@SilasMarker) 26. Juni 2016

Gestern folgte die Auflösung: Es handelte sich um eine Kunstaktion der Gruppe The Yes Men in Zusammenarbeit mit Edward Snowden. Erstere haben schon öfters Organisationen wie die WTO und große Medien bloßgestellt, etwa als man sich als Mitarbeiter von Dow Chemical ausgab und im britischen Fernsehen für die (vergessene) Chemiekatastrophe von Bhopal eine Entschädigung der Opfer ankündigte. Auf dem Roskilde interviewten sie dann gestern einen Schauspieler, der sich als der gerade in Moskau festsitzende Whistleblower ausgab.

Mit der Aktion sollten die Gäste auf die andauernde Überwachung durch staatliche Dienste und Programm wie jene der NSA aufmerksam gemacht werden. Das Festival hatte in den Vorjahren u.a. die russische Kunstgruppe Woina (aus der Pussy Riot hervorging) eingeladen oder ein Geflüchtetendorf errichtet, in dem Besucherinnen Asyl beantragen mussten. So kann ein Festivalrahmenprogramm also auch aussehen.

Währenddessen setzt sich auf europäischen Festivals wie etwa dem deutschen Lollapalooza der Trend zum bargeldlosen Bezahlen mittels RFID-Chip-Band durch. Das Problem: Damit kannst du als Gast sogar noch leichter überwacht werden. Zu jucken scheint (auch) das allerdings kaum jemanden.