Morrisseys Brief an den Penguin-Verlag

Morisseys langerwartete Autobiographie sollte eigentlich am 16. September vom Penguin Verlag herausgebracht werden. Die Veröffentlichung wurde aber in letzter Sekunde aufgrund von „Uneinigkeiten über den Inhalt“ abgesagt. Penguin behauptet seither, dass das Buch weiterhin in ihrem Haus erscheinen wird. Hier ist der Brief*, den Morrisey an seine fast-Herausgeber von Penguin geschrieben hat. Erfahrt Genaueres über Morisseys Beschwerden und die „Uneinigkeiten über den Inhalt“.

An den Vorstand des unehrenhaften Verlags Penguin,

ehrlich gesagt habe ich Sie immer für unehrenhaft und geldgeil gehalten, nun wurde ich in meiner Meinung bestätigt. Sie behaupten, dass Sie Morisseys Autobiographie nicht veröffentlichen können, aber Sie könnt nicht mal weit genug über Ihren Tellerrand blicken, um zu erkennen, dass Morisseys Biographie nicht einfach ein „Produkt“ ist. Sie ist eine transzendente Idee, ein Lied von Wahrheit und Rache, eine 600 Wörter lange Enthüllung über den britischen Geist, welche zudem noch einen 150 Wörter langen Exkurs über die Gewohnheiten von Alan Benett und seiner Mannschaft, die in dieser Form noch nie zu Papier gebracht wurden, enthält. Ich habe ein Kunstwerk geschaffen und Sie verlangen von mir, es in billigen Klatsch zu wenden. Ich weigere mich. Ich weigere mich, über Johnny Marrs merkwürdigen Gitarrengeschmack zu schreiben oder auf die perfekt geformten Bauchmuskeln meines guten Freundes Ronan Keating einzugehen. Nur weil ich Ihnen den kleinen Finger gereicht habe, bedeutet das nicht, dass Sie gleich meine Hand abreißen müssen.

Sie möchten mich zensieren, kontrollieren, „editieren“, aber ich werde meine Seele nicht verkaufen. Meine Autobiographie ist mein reines Ich und warum sollte das anders sein? Bescheidenheit war vielleicht Jesus' Ding, aber meins ist es nicht. Ich bin ein bedeutender Mann und Sie werden mich nicht an ein Kreuz aus Quartals- und Verkaufszahlen nageln. Sie werden nicht mein Ich verwässern wie den billigen Schinken, den ich so verabscheue, und die Seele aus meiner Arbeit herausreißen, um damit auf Buchmessen hausieren zu gehen. Wenn ich diese unehrenhafte Scheiße an den New Music Express weitergeben will, wie wollen Sie mich daran hindern? Und wenn ich ein 90 Seiten langes Gedicht über die dreckigen Mehlhände meiner Großmutter schreiben will, dann werde ich mein eigener Gast sein—aber auf Ihre Kosten. Wenn ich darüber schreibe, wie die Einwanderer Großbritannien versaut haben, dann werde ich mich nicht von Ihrer politischen Korrektheit aufhalten lassen. Ich werde Ihnen sagen, was ich auch meiner Band The Smiths gesagt habe: Ich kenne Sie nicht und Ihre Meinung hat keine Bedeutung für mich.

Ich hätte es besser wissen sollen. Es ist ja allgemein bekannt, dass Sir Allen Lane Penguin gegründet hat, um billige Taschenbücher aus dem Automaten zu verkaufen. Ich wollte nie, dass meine Geschichte wie eine billige Munition aus den Waffen eines dem Geld versklavten Publizisten geschossen wird, als wäre sie nichts wert, aber ich hatte immer eine Vorliebe für die Penguin Classic Serie. Letzten Endes, was ist Morissey, wenn nicht eine klassische Schöpfung, geformt durch die Träume Fingal O’Flahertines, Will Wildes oder Oswald Mosleys? Ich war gewillt, es unter Ihrem Namen zu veröffentlichen, aber jetzt ist mir klar, dass Ihr Haus verseucht ist. Wir leben in einer Kultur, die keinen Platz für Kunst mehr bereit hält, und die keine Poesie in den nationalistischen Ausführungen eines Mannes sieht, der die besten Vorhände der Welt spielt. Kurz zusammengefasst leben wir am Ende der Zeit, in der man mein Magnus Opus schänden kann, indem man sich auf „Uneinigkeiten über den Inhalt“ beruft. Meine Eier sind voller „Inhalt“. Wie würde es Ihnen gefallen, diesen Inhalt in Ihren Gesichtern wiederzufinden, Sie widerliche Tyrannen?

Dies hier ist keine Geldfrage. Ich besitze Häuser in Los Angeles, Rom und Hume—das letzte habe ich seit Jahren nicht mehr besucht und es ist wahrscheinlich in einem ebenso fürchterlichen Zustand, wie die ihm zugehörige Nation. Ich bezahle eine gutmütige Frau Magneta, meine Haushälterin, und ich habe einen Praktikanten, der meinen Pool reinigt und der meine Poesie gegenliest. Kurz gesagt, ich bin ein reicher Mann. Aber ich bin auch ein Poet, der besessen ist von der Seele eines Schweins (was übrigens ein Kompliment ist, denn das Schwein hat die künstlerischste Seele aller Tiere) und den gemeinen Sinn eines Burberry-tragenden Halunken. Ich bin die Stimme aller Generation und Sie können mich nicht zum Schweigen bringen. Zur Hölle mit Ihren „Uneinigkeiten über den Inhalt“, denn ich werde meine Arbeit als Streitblatt veröffentlichen.

Morissey, Los Angeles, September 2013

*Wie er an @OscarRickettNow weitergegeben wurde…

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