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You Need to Hear This

In The Valley Below spielen mit Kontrasten

In The Valley Below lassen sich von dunklen Themen inspirieren und haben keinen Platz für Grautöne in ihrer Musik und ihrem Leben.

Angela Gail steht in einem hochgeschlossenen weißen Kleid auf der Bühne, ihr Kopf ist von einem schwarzen Hut bedeckt, und in ihrer zarten Hand hält sie eine Eisenkette, mit dessen rasselndem Geräusch sie den Takt der Basedrum unterstützt. Direkt neben ihr schlägt Jeffrey Jacob in die Saiten seiner E-Gitarre und erzeugt einen sphärischen Sound, der noch verstärkt wird, wenn das Duo anfängt zu singen, und Angela dabei die Tasten des Synthesizers bedient. In The Valley Below spielen mit den Kontrasten. Sei es nun das Schwarz und Weiß ihrer Outfits, oder Jeffreys kraftvolles Bearbeiten seines Instruments in Verbindung mit den fragilen Gesangsharmonien der beiden. Da Musik aber bekanntlich zum Hören gedacht ist, soll der klägliche Versuch, ein solches Konzerterlebnis in ein paar Zeilen festzuhalten, an dieser Stelle beendet sein. Das Thema mit den Kontrasten bleibt, und lässt sich auch im Interview als Einstieg verwenden, da die Band abseits ihrer Bühnenperformance ebenfalls keinen Platz für Grautöne hat.

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Ihr habt mal gesagt, dass ihr euch von dunklen Themen inspirieren lasst. Könnt ihr das erklären?
Angela: Es ist für uns einfach, Songs über Schmerz, Belastung, oder kraftvolle Themen zu schreiben. Das sind die Dinge, die die Welt bewegt – und ich bin davon fasziniert. Glück und eitel Sonnenschein ist toll, aber es ist schwer, darüber zu texten.

Eines dieser Themen ist Religion.
Religion fasziniert mich. Ich persönlich glaube nicht an einen Gott. Ich glaube an das Vertrauen auf die Instinkte und die Bestimmung, welchen Platz man in der Welt einnimmt. Es fasziniert mich, wie viele Menschen ihr Leben auf Mythen oder etwas, dass nie bewiesen wurde, aufbauen, und das sie darauf vertrauen. Menschen töten einander und Länder bekriegen sich—so viel Leid, weil manche denken sie lägen richtig und die anderen nicht.

Was birgt in eurem Leben die größten Schattenseiten und hat das Potential, euch runter zu ziehen?
Jeffrey: Für uns und die meisten Menschen hat das mit Beziehungen zu tun, die schlecht liefen oder auseinandergingen. Das ist eine gute Gelegenheit, um die Dunkelheit zu finden. Ebenso, wenn man jemanden verliert. Das ist immer eine Herausforderung. Ansonsten reicht es, einfach vor die Haustüre zu gehen. Beim Herumspazieren sieht man so manchen kranken Mist.
Angela: Mir fallen da auch Momente aus der Vergangenheit ein, in denen zu viel Alkohol im Spiel war. Das kam oft vor, und hatte entsprechende zwischenmenschliche Folgen. Ich habe das ebenfalls in den Texten verarbeitet.

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Was baut euch in einer negativen Stimmung wieder auf?
Jeffrey: …mehr trinken? (lacht)
Angela: Die Situation, in der wir uns gerade befinden. Wir veröffentlichen unser erstes Album, bereisen die Welt—all das, wofür wir so hart gearbeitet haben. Gerade im Moment ist es einfach, glücklich zu sein. Wenn wir unsere Songs auf der Bühne performen, ist das immer auch eine Art Therapie, um die Dämonen zurückzutreiben.

Habt ihr noch andere Leidenschaften, die ihr neben der Musik teilt?
Wir brauen Bier zusammen, das ist ein Hobby von uns. Ansonsten das Reisen. Aktuell sind wir sehr fokussiert auf die Band. Aber wir lieben Musik—nicht nur unsere eigene, sondern auch andere Bands zu hören und Konzerte zu besuchen.

Ihr lebt in Los Angeles, stammt aber ursprünglich aus anderen Teilen der USA. Wie beeinflusst euch die Atmosphäre in dieser Stadt?
Jeffrey: L.A. ist ein guter Einfluss, um Texte zu schreiben, da es ein verrückter Ort zum Leben ist. Das liegt daran, dass die meisten Menschen, die dorthin ziehen, es im Musik- oder Filmbusiness zu etwas bringen wollen. Man ist umgeben von Menschen, die verzweifelt versuchen, der nächste Tom Cruise zu werden. Es ist ein sehr sonderbarer Ort und keine normale Umgebung. Das bietet viel Inspiration. Wenn wir nicht dort leben würden, wären unsere Texte möglicherweise ganz anders.
Angela: Die Stadt ist voller Hoffnung und Träume, und es ist toll in dieser Gesellschaft zu sein, denn wir sind auch Träumer. Aber gleichzeitig läufst du auf der Straße und siehst eine wundervolle Schauspielerin, ein paar drogenabhängige Jugendliche oder jemanden, der obdachlos ist. Das bietet eine Menge an emotionalen Berührungspunkten.

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Angela, du hast eine Weile auf einem Boot gelebt. Was steckt da für eine Geschichte dahinter?
Bevor ich nach L.A. zog, haben mein Exfreund und ich uns dazu entschlossen, das kalte Michigan zu verlassen. Wir machten allen Besitz zu Geld, kauften ein kleines Boot und segelten von Florida nach Südamerika, ohne Handy. Es war ein unkompliziertes Leben, und die Zeit verbrachten wir mit Fischen und dem Besuchen kleiner Inseln. Es war nicht so gefährlich, wie sich das vielleicht anhört. In der karibischen See sind eine Menge Boote. Ich hatte auch eine Gitarre dabei und wir schrieben viele Songs und ich spielte sie für Menschen, die wir trafen.

Warum hast du diese Phase wieder beendet?
Wir wurden einfach ruhelos. Ich wollte nach einer Weile mehr, außer Muscheln knacken, Sporttauchen und vor Barrakudas flüchten. Also verkauften wir das Schiff, besorgten stattdessen einen Van und machten uns auf nach LA.

Du kommst aus einer kleinen Stadt in Michigan. Wie hat dein Umfeld auf deine Pläne reagiert?
Ich hatte immer viel Unterstützung. Tief drinnen wollten sie immer die gleichen Dinge machen. Also standen sie immer hinter mir und haben an mich geglaubt.

…und wie war das bei dir, Jeffrey?
Ich komme aus Memphis. Das ist eine großartige Stadt, die sehr von Musik geprägt ist. Elvis lebte dort und Blues-Musik ist stark vertreten. Es war eine gute Umgebung, um meine musikalische Laufbahn zu beginnen. Aber ich wollte weg von dem Ort meiner Kindheit, als ich älter wurde. Also bin ich nach nach Kalifornien gezogen… und nie zurück.

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Ihr habt euch im Umfeld des Künstlerviertels Echo Park kennengelernt. Wie war das für euch, die vielen talentierten Künstler zu sehen, die nie den kommerziellen Durchbruch geschafft haben?
Angela: Da sind so viele talentierte Bands und Menschen, die den Erfolg verdient haben. Jeder denkt, er hätte es verdient und jeder hofft darauf, ihn zu bekommen. Es ist die Hoffnung, die dich weitermachen lässt. Sogar wenn wir niemals Erfolg hätten, würden wir trotzdem weiter Musik machen, weil es etwas ist, was wir lieben. Aktuell sind wir umso glücklicher, dass wir eine Karriere mit unserer Musik starten können.

Eure Stimmen ergänzen sich auf so eine extrem harmonische Weise. Welche Rolle spielt die zwischenmenschliche Verbindung zweier Menschen, die so emotionale Musik miteinander schreiben?
Angela: Songs zusammen zu schreiben und aufzunehmen ist eine sehr intime Sache. Die Beziehung zwischen zwei Menschen, die das machen, sollte ebenso vertraut sein. Das läuft wie in jeder Beziehung. Zu Beginn ist es etwas sperrig, man möchte die Gefühle des anderen nicht verletzen. Dann lernt man sich besser kennen, und aktuell läuft es wie geschmiert, was wir sehr genießen.

Gab es alternative Pläne, falls das mit der Musik nicht klappt?
Jeffrey: Ich habe keinen Plan B.
Angela: Es gäbe vieles, was wir tun könnten. Vielleicht werden wir für immer Musik machen, vielleicht auch nicht. Möglicherweise landen wir mit 60 in Vegas und singen „Happy Weekend“, was auch toll wäre. Bevor ich mit der Musik begann, hatte ich einen Ebay-Shop für Vintagekleider. Das ist auch eine Option.

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Angenommen, euer „valley below“ wäre ein real existierendes Tal. Wie würde es aussehen?
Das ist eine gute Frage. Da ist ein Fluss…
Jeffrey: Definitiv.
Angela: …und es ist nicht zu kalt zum Schwimmen.
Jeffrey: Viele Bäume…
Angela: Nackte Feen…
Jeffrey: wahrscheinlich ein bisschen mystisch… und Tiere.
Angela: Katzen! Gutes Gemüse, Sonne und Regen.. vier Jahreszeiten.

Das Debütalbum Belt ist bei Warner erschienen.

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