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Interviews

Sanfte Schlägereien unter Geschwistern—Ein Interview mit MYNTH

Am Sonntag könnt ihr euch die großartigen MYNTH live in der Grellen Forelle ansehen. Wir haben vorab mit den Geschwistern aus Salzburg geredet.

Foto: Carina Antl via Facebook

Seit Februar kommt man um MYNTH kaum herum—was wunderbar ist, denn mit ihrer ersten EP Polar Night haben die Zwillingsgeschwister bewießen, dass Österreich, nein, die ganze Welt, mehr von ihnen braucht. Die Zwillingsgeschwister Giovanna und Mario, die ursprünglich aus Salzburg kommen, sind derzeit gerade im Studio und arbeiten an ihrem ersten Album, das aller Vorraussicht nach im Februar erscheinen wird. Bis dahin ist aber auf keinen Falls Ruhe um die beiden angesagt: Am Sonntag feiern sie beispielsweise die 10"-Version von Polar Night und den Videorelease auf der Terasse der Grellen Forelle. Und das bei freiem Eintritt. Wir haben vorab mit ihnen über ihr neues Album, Lebensziele und sanfte Schlägereien geredet.

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Noisey: Beginnen wir mal ganz von vorne: Eure Vornamen lassen vermuten, dass ihr italienische Wurzeln habt oder hat das einen anderen Grund?
Giovanna: Unsere Namen sind italienisch, ja! Sonst ist aber außer unserem Temperament nichts italienisch—leider! Geboren und aufgewachsen in Salzburg und seit mittlerweile fünf Jahren sind wir schon in Wien.

Ihr habt ja beide schon in einigen Bands gespielt—was ist der größte Unterschied zwischen dem Musik machen mit anderen Leuten und seiner/m Zwillingschwester/Bruder?
Giovanna: Es ist in sehr vielen Belangen schöner und in manchen auch etwas schwieriger. Generell ist Input von verschiedenen Leuten oder Bandmitgliedern immer gut für die Musik, die man macht. Manchmal ist es aber genau dann schwer, das Richtige für einen zu finden. Wir haben nun zu zweit genau den Sound gefunden, den wir machen wollen—zumindest fühlt es sich im Moment richtig und gut an.

Ihr kommt ja aus Salzburg. Was ist für euch das Schönste und was das Schlimmste an der Stadt?
Giovanna: Salzburg ist eine wunderschöne Stadt zum Aufwachsen. Nach der Matura wollten wir aber unbedingt in eine Großstadt. Mein Plan in der 7. Klasse nach Amerika zu gehen und die große weite Welt kennenzulernen, scheiterte, als ich bei einer Familie in einer 700 Einwohnerstadt im Bundesstaat Wisconsin (Cheese State) zugeteilt wurde. Up next: Wien—und seit wir in Wien leben, fahren wir umso lieber auch wieder mal nach Salzburg zurück und genießen die schönen Seiten der kleinen Stadt. Das Schlimmste ist vielleicht, dass man sobald man in Salzburg ankommt, entweder schon am Bahnhof fünf ehemalige Mitschüler trifft, auf deren Smalltalk man gerade überhaupt nicht heiß ist, oder spätestens in der Gstättengasse beim Fortgehn sowieso jeden trifft, der noch immer, wieder oder zufällig grad auch in Salzburg ist.
Mario: Aber eigentlich ist das auch wieder das schöne an Salzburg—dass man alle wieder trifft.

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Foto: Niko Ostermann via Facebook

Was macht ihr neben der Musik?
Giovanna: Wir sind beide im Master. Mario in Psychologie und ich in Gesundheitsmanagement in Krems. Sport ist uns auch wichtig, wobei Mario seit seiner Kreuzband-OP nicht nur seine bevorstehende Australienreise canceln musste, sondern auch gefühlte drei Jahre nicht mehr mit seiner Schwester die morgendliche Laufrunde bezwingen konnte.
Mario: Jetzt gehen wir eben immer öfter in einen schönen Heurigen auf ein kühles Bier, chillen am Donaukanal oder gehen auf Musikfestivals und genießen, was Wien sonst noch zu bieten hat.

Retrospektiv: Was war für euch das Wichtigste bei der Arbeit an eurer EP Polar Night? Was habt ihr davon mitgenommen?
Mario: Das Wichtigste war wohl, dass wir nach einigen Jahren Banderfahrung endlich unseren eigenen Sound gefunden haben und uns zu dem Schritt entschieden haben, gemeinsam Musik zu machen. Die Arbeitsweise war recht ungewöhnlich, da Giovanna in Norwegen war und ich in Wien. Wir schickten uns dann immer gegenseitig Songskizzen und so entstand letztendlich auch die EP. Mitgenommen haben wir, dass es wahnsinnig wichtig ist, ein gewisses Konzept zu verfolgen und sich soundlich auch Grenzen zu setzen. Sonst verliert man sich.

Ich habe mir eure EP ja damals in Alterlaa das erste Mal angehört und reviewet—gab es etwas, womit ihr nicht leben konntet und von dem ihr sagt, dass ich eure Musik falsch verstanden habe oder sagt ihr, dass eure Musik von jedem anders interpretiert werden darf?
Mario: Das war einer der schönsten Beiträge zur EP. Wir waren voll geflasht, dass sich extra jemand die Mühe macht, dort hinzufahren um unsere EP zu reviewen. Uns ist es nur wichtig, dass die Musik etwas mit einem macht, um das gehts ja letztendlich. In diesem Fall war das ja so, also freut uns das sehr.
Giovanna: Ja wir hatten damals große Freude, den Artikel straight outta Alterlaa zu lesen und genau diese Herangehensweise an unsere Musik wünschen wir uns für unsere Hörer. Einfach an einen Ort gehen und sich von unserer Musik berieseln lassen und im Grunde darf einem alles in den Sinn kommen. Wir arbeiten sehr viel mit Gefühlen und Emotionen, das ist der Hauptteil im Songwriting-Prozess und es freut uns, wenn sich die Hörer ihre eigenen Gedanken und Gefühle mit Unterstützung unserer Musik schaffen können.

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Nun zur Gegenwart: Ihr seid gerade im Studio und arbeitet an eurem Album, richtig?
Mario: Yep.

Was könnt ihr uns schon jetzt über euer Album erzählen?
Mario: Es wird sick.

Wird man auch auf dem Album den Norden ein bisschen spüren?
Mario: Auf jeden Fall. Wir fühlen uns in dieser kalten Stimmung sehr wohl. Aber wir wollen uns beim Album dennoch nicht wiederholen. In diesem Rahmen experimentieren wir gerade mit sehr vielen neuen Sounds und Klängen und kommen langsam dort hin, wo wir hin wollen.

Was ist für euch das schönste am Musik machen?
Giovanna: Zur Zeit—oder besser gesagt vor mittlerweile vier Monaten—kam das Projekt MYNTH an die Öffentlichkeit und wurde so positiv von vielen Seiten angenommen. Das freut uns noch immer. Wir haben in der kurzen Zeit schon so viele neue Leute kennengelernt, die einen wichtigen Beitrag in der großartigen österreichischen Musikszene leisten und uns auch als Teil dieser Musiklandschaft sehen. Das bedeutet uns viel und motiviert uns umso mehr, ein bomben Album rauszuknallen. Es ist auch sehr schön, immer wieder auf der Bühne zu stehen und das Gefühl zu haben, angekommen zu sein. Da spielt halt auch die enge Zwillingsverbindung eine wesentliche Rolle—das sind oft Glücksmomente, die kann man gar nicht wirklich beschreiben.

Ich stelle es mir immer wieder schwierig vor—vor allem bei Geschwistern—musikalisch auf einen Nenner zu kommen. Bei euch hört es sich aber so an, als wärt ihr da komplett auf einer Wellenlänge. Stimmt das oder gibt es schon manchmal unterschiedliche Ansichten?
Giovanna: Die Leute, die uns gut kennen, wissen, wie bei uns daheim die Fetzen fliegen und wie gschissn wir eigentlich auch zueinander sein können. Vor allem beim Proben gibt’s viele Wutanfällte und Schreikrämpfe (manchmal auch Schlägereien, wobei auch klar is, wer dann als erster reart). Musikalisch gibt es natürlich auch Differenzen, aber wir wollen auf jeden Fall dasselbe und deshalb versuchen wir, (meistens nachm Schlägern) zu reden und die beste Lösung zu finden. Bis jetzt hat das Endprodukt bzw. der Song, dann immer für beide gepasst und so stehen wir hinter unserer Musik und haben Freude an dem was wir machen.

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Welche Musik hört ihr privat?
Mario: Ich höre eigentlich sehr viel HipHop. Von den ganzen Odd Future-Sachen, bis Kendrick über Casper ist alles dabei. Natürlich auch viel aus der Ninja Tune-Ecke, bis hin zu den Nine Inch Nails.
Giovanna: Ich habe mich eine zeitlang mit TripHop beschäftigt—vor allem in die Richtung der Hundreds oder Portishead. Ich suche immer nach gesanglicher Inspiration und lande immer wieder bei Jessie Ware, Delilah, Beyoncé oder auch Lana del Rey. In dieser souligen Ecke fühle ich mich selbst mit meiner Stimme auch recht wohl.

Foto: Niko Ostermann via Facebook

Was ist eure Inspirationsquelle?
Mario: Ich finde Festivals immer recht super. Von den ganz Großen kann man schon wirklich viel mitnehmen—gerade was den Sound angeht. Aber auch nicht immer. Vom Ligthouse Festival konnte ich nicht so viel Inspiration mitnehmen, außer, dass ich nie beim Techno landen möchte. Ich steh dann doch auf ein bisschen mehr Abwechslung im Beat.

Am Sonntag feiert ihr ja eure Video Release Party zu „Friends“, die 10” Version von Polar Night und spielt ein Live Set. Welches dieser drei Happenings werdet ihr am meisten feiern?
Mario: Auf jeden Fall die Vinyl. Als Vinyl-Liebhaber ist es etwas ganz Besonderes, seine eigene Scheibe in der Hand zu halten. Aber aufs Video und aufs Spielen freuen wir uns natürlich auch schon extrem. Natürlich auch auf viele bekannte und neue Gesichter. Mit der Filmcrew wird auf jeden Fall auch kräftig gefeiert werden.

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Könnt ihr uns schon vorab etwas über das Video verraten und was können wir von Sonntag erwarten?
Giovanna: Es ist etwas ganz anderes, als das Video zu „Nightlight“—gerade deshalb war der Dreh auch wieder sehr spannend und auf eine ganz eigene Art und Weise ein bisschen abenteuerlich.
Mario: Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass wir wieder mit unseren guten Freunden Bernhard Wenger und Rupert Höller zusammenarbeiten durften. Es ist immer wieder super mit dieser tollen Crew.

Auf welche eurer Eigenschaften seid ihr jeweils am meisten stolz und auf welche am wenigsten?
Mario: Ich bin sehr ehrgeizig wenn mich was wirklich interessiert. Dafür bin ich auch manchmal recht ungeduldig, wenn mal was nicht gleich so läuft, wie ich es mir vorstelle.

Welcher Live-Auftritt ist euch bisher am meisten in Erinnerung geblieben und warum?
Giovanna: Seit Februar haben wir schon einige bedeutsame Shows gespielt. Der LAMB Support in der Arena war aufregend, der Zola Jesus Support im WUK war auch richtig cool—vor allem, weil wir uns bis dato dachten, dass unsere Musik eher clubtauglicher wäre, als auf den großen Bühnen einen Platz hat. Vor ein paar Wochen haben wir in Budapest unsere erste Auslandsshow gespielt und sind gleich mit dem Red Bull Brandwagen angerückt—das war natürlich auch geil. Auf Sonntag freuen wir uns auch schon. Das wird ein MYNTH-Konzert in einem ganz anderen Setting: Mit Sonne am Tag auf der Grelle Forelle Terrasse!

Letzte Frage: Ist Musik so euer Lebensziel oder gibt es noch andere Träume?
Mario: Musik ist auf jeden Fall das Lebensziel, weil wir es immer machen werden. Was nicht heißt, dass wir nicht mal auch was anderes—Job oder so—machen werden.
Giovanna: Ich bin gespannt, was sich in den nächsten Jahren tun wird. Musik machen zu können solange es Spaß macht und es für einen selbst Sinn macht, ist schon was ganz Großes und wir versuchen soviel wie möglich davon zu genießen.

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