Bild: Xavier Aaronson | Motherboard
Achtung: Dieses Video enthält explizite Szenen.
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Seinen Arbeitstag beginnt der plastische Chirurg Matthew Schulman für gewöhnlich mit einem kleinen Teaser für seine vielen Snapchat-Follower. Mit OP-Kittel und Mundschutz plaudert er fröhlich in Richtung Handykamera: „Heute wartet eine aufregende Bauchdeckenstraffung und eine kleine Fettabsaugung auf uns, bleibt also dran!” Wir durften dem Arzt aus Manhattan, der unter dem Namen @nycplasticsurg auf Snapchat zu finden ist und dessen Live-Übertragungen vom Operationstisch von einem Millionenpublikum gesehen werden, exklusiv bei der Arbeit über die Schulter schauen.
Dr. Schulman nutzt seinen Snapchat-Account, um einen blutigen und sehr ehrlichen Einblick in sein Handwerk zu gewähren. So lässt er seine Follower daran teilhaben, wie er die betäubten Patienten aufschneidet und ihre Brüste oder Hintern mit Silikonimplantaten füllt—oder Unterhautfett von ihrer Bauchwand schabt. Natürlich erfolgen alle Aufnahmen mit vorheriger Zustimmung seiner Patienten. Eine Krankenschwester fängt aus nächster Nähe mit dem Smartphone jeden präzisen Schnitt und jede wabbelnde Hautklappe ein, während Schulman lässig Zuschauerfragen beantwortet. „Es ist Psychiatrie mit dem Messer”, erklärt uns Schulman während unseres Besuchs. „Das trifft es eigentlich ganz gut.”
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Für seinen offenherzigen Umgang mit dem Beruf wird Schulman von vielen anderen Chirurgen kritisiert. Allen voran steht die Sorge, dass seine Konzentration durch die Videoaufnahmen beeinträchtigt werden könnte. Schulman lässt sich von dieser Kritik jedoch nicht beeindrucken.
Der plastische Chirurg ist vielmehr der Ansicht, dass seine Kollegen und er durch die Veröffentlichung der Snapchat-Clips zu einer Entmystifizierung und Entstigmatisierung des Berufszweigs beitragen können. Er ist überzeugt, dem Publikum damit einen transparenten Einblick in die wissenschaftlichen und medizinischen Hintergründe und die harte Handarbeit zu gewähren, die hinter jedem einzelnen Eingriff stecken. Schulmans Ziel ist es, jedem Interessierten, von den Angehörigen der Patienten bis hin zu komplett Unbeteiligten, ein klareres Bild darüber zu vermitteln, was hinter den verschlossenen Türen eines Operationssaals vor sich geht.
Jedoch ist sich der Schönheitschirurg sehr wohl bewusst, dass die blutigen Snapchat-Videos sich auch positiv auf sein Geschäft auswirken. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Nachfrage nach Schönheitsoperationen durch Soziale Medien gestiegen ist”, erklärt er. Dennoch betont er, dass er die Videos in erster Linie zu Bildungs- und Unterhaltungszwecken veröffentlicht.
Doch der Snapchat-Ruhm kann zuweilen auch ermüdend sein. „Ich versuche, die Nachfrage zu befriedigen”, erzählt uns Schumann. „Doch manchmal ist das auch anstrengend.”