„Scheiss Italiener”, riefen die deutschen Fans gestern im Stade Vélodrome in Marseille. Zwar verlor die deutsche Nationalmannschaft gegen Frankreich, aber viele deutsche Anhänger machten Schiedsrichter Nicola Rizzoli für das Halbfinal-Aus verantwortlich. Und der kommt eben aus jenem Land, welches von den deutschen Kickern im Viertelfinale noch aus dem Turnier gekickt wurde. Weil Rizzoli auch noch einen (eigentlich klaren) Elfmeter pfiff, meldeten sich tausende wirre Verschwörungstheoretiker wie Waldemar Hartmann.
Statt also in gewohnter „Deutschlaaaand, Deutschlaaaand”-Manier das eigene Team anzufeuern, versuchte man wieder den Schiedsrichter und seine Leistung auf seine („Scheiss”) Herkunft zu reduzieren. Und auch die daheimgebliebenen Fans ließen ihrem Frust freien Lauf.
Videos by VICE
Auf Twitter rutschten „Scheiss Italiener” und „Scheiss Franzosen” zeitweise in die Trends. Durch das Zitieren der Ausrufe und Tweets wurden diese Trends zwar auch befeuert, doch ein Blick auf die sozialen Netzwerke nach solch einer Niederlage zeigt erneut, wie hässlich und unverkrampft viele Menschen ihren Alltagsrassismus im Internet offenbaren.
Neben den Italienern, die durch einen einzigen Schiedsrichter „Scheisse” oder zu „Itakern” wurden, transformierte auch der Franzose zum „Froschfresser” oder „Franzacke”. Allesamt abwertende Begriffe, die vor allem zu „Erbfeind”-Zeiten der Weltkriege für Propaganda genutzt wurden und auf die in emotionalen Fußballminuten wieder zurückgegriffen wird. Mit gesunder Fußball-Rivalität hat das nur noch wenig zu tun, denn Afrika-Anspielungen in Bezug auf die beiden Multikulti-Teams oder Einmarschier-Witze sind da nicht mehr weit weg…