Sorry, aber heute gibt es keinen Wrong Boner. Mein Penis ist nämlich traurig und das liegt wieder einmal daran, was in Ägypten passiert. Wenn ihr den Wrong Boner seit seinem unerigierten Raupenstadium verfolgt, wisst ihr bereits, dass ich die Themen Behinderung und Ägypten auffällig oft (bis jetzt zweimal) in einem Atemzug genannt habe — das eine Mal in Zusammenhang mit der aufkeimenden Revolution und meinen Jugenderinnerungen an einen romantischen Ossi-Urlaub im diktatorisch versiegelten Pharaonenreich und das andere Mal im Kontext des politisch tristen Hickhacks nach der Wahl, die für das Land anfangs genau so viel Klarheit brachte, wie die Auszählung von Florida nach dem Wahlkampf von George Bush und Al Gore. Das Bindeglied ist freilich nicht, dass alle Ägypter behindert sind, sondern dass ich, euer Schreiber, es bin und dank meiner 70-prozentigen Einschränkung merkwürige Parallelen zwischen Mursi und Bush sehe, die jeder gesunden, nichtbehinderten Seele unvernünftig vorkommen müssen und auf noch viel merkwürdigere Art mit dem österreichischen Schimpfwort “z’ruckpudern und abtreiben” zu tun haben.
Genau wie bei Bush zeichnete sich auch bei Ägyptens neuem Präsidenten Mursi schnell ab, dass die Dreistheit und Erkenntnisresistenz eines Extremisten den Lauf der Dinge durchaus beeinflussen und so ein Wahlergebnis um einiges schneller herbeiführen kann, als das Vertrauen in demokratisch geordnete Prozesse es jemals könnte, und zwar indem man den Sieg einfach für sich beansprucht und hofft, dass genügend Berichterstatter auf den Zug aufspringen — oder der Rest einfach nur lange genug seine Fresse hält.
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Wenn ihr die Auslandsnachrichten der letzten Tage und Wochen verfolgt habt, wisst ihr, dass aus dem arabischen Frühling in Ägypten wieder ein neuer autoritärer Winter geworden ist und Mohammed “Two-Face” Mursi derzeit erste Anstalten macht, genau wie sein Vorgänger Hosni Mubarak einen gewaltigen Haufen auf “sein” Land zu legen und sich den nicht beschissenen Rest in einem Rundumschlag der Revolutionsbeschneidung unter den Nagel zu reißen. Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Warum schon wieder so viel Fäkalsprache, und: Kann dieses VICE nicht auch mal gepflegt über den Wahnsinn in der Welt berichten? Tja, Pech gehabt, Freunde.
Nicht mal, wenn ich den Ball aus Scheiße, der sich seit den Tahrir-Protesten in Ägypten gesammelt hat, wie ein Skarabäus tagelang hin und her wälze und mit dem Optimismus eines verdammten Insekts nach Nährstoffen im Dreck suche, habe ich genügend eigene Worte für euch übrig, um euch schon wieder zu erklären, dass weder Rhetorik noch Eloquenz irgendwas damit zu tun haben, wie viel man flucht und dass die Sprache keinen Elfenbeinturm schaffen, sondern im Dienste der Sache stehen sollte und es nicht meine Schuld ist, wenn diese Sache selbst derart vor Gülle strotzt, dass nicht mal alle Skarabäen der Welt reichen würden, um sie ins Meer und aus dem Sinn zu rollen. Nein, der Scheißehaufen, der durch Ägypten rollt, ist längst zu einer Lawine geworden und die Mistkäfer steuern ihn nicht länger — sie rennen ihm planlos hinterher und nur die Zeit wird zeigen, ob sie ihn aufhalten oder ihm hinterher treten wollten.
Muslimbruder Mursi hat in bester Mubarak-Manier beschlossen, dass der Verfassungsgerichthof nicht mehr länger über die Rechtmäßigkeit seiner Dekrete zu entscheiden hat. Auf einige Rufmord- und Hetzkampagnen folgte schließlich ein Protest der Richter. Die Devise hier lautet scheinbar schleichende Entmachtung und stille Daumenschrauben, weil Mursi sein 1-mal-1 bei der Star Wars Prequel-Trilogie gelernt hat und weiß, dass die Medien nicht schreien, wenn eine Entwicklung nur langsam und unspektakulär genug vor sich geht.
Nein, wenn ihr mich fragt, hat so etwas die “Kunst des schönen Redens” nicht verdient. Und wenn euch das alles nicht als Erklärung reicht, dann nehmt dieses Zitat von Hunter S. Thompson über Richard Nixon her und ich bin mir sicher, ihr versteht, was ich meine:
“Some people will say that words like scum and rotten are wrong for Objective Journalism — which is true, but they miss the point. It was the built-in blind spots of the Objective rules and dogma that allowed Nixon to slither into the White House in the first place.”
Und weil ich weiß, dass ihr alle viel zu weich in mitteleuropäische Watte gepackt seid, als dass euch irgendwas davon wirklich aufrütteln würde, kommen hier noch die drei schlimmsten Männer, die Ägypten bis dato regiert haben. Damit euch die Augen aufgehen wie Pickel nach einer ganzen Tafel Schokolade und ihr endlich auch sagt “Es ist genug, diese Leute haben sich eine verdammte Auszeit verdient!” Und damit ihr mir nicht mehr mit abgespreiztem Teetrink-Finger irgendwas von Rhetorik und schöner Sprache vorjammert, wenn ich Mursi und die seinen fiese, dreckige, machtmissbrauchende Mistkäfer nenne, die selbst in die Lawine aus Scheiße, die sie losgetreten haben und damit direkt in die Verdammnis gerollt werden sollten. Bitteschön:
PHARAO ECHNATON
Die Regentschaft von Echnaton, auch genannt Amenhotep IV (und nicht verwandt mit Bubba Hotep, obwohl namensgebend für letzteren) wird auch als “die schwarze Periode in der Geschichte Ägyptens” bezeichnet. Was ein bisschen damit zu tun hat, dass Echnaton den Monotheismus einführen wollte, was sich später auch in anderen geografischen Lagen als schlechte Idee erweisen sollte (siehe: Christentum) sowie außenpolitisch alle Brücken niederbrannte und das ganze Reich destabilisierte. Manche meinen sogar, seine Nachfahren (Tutenchamun) hätten nur dran glauben müssen, weil der Hass auf Papahotep noch so tief im Volk verankert war. Zwar blühte unter seiner Herrschaft ein bestimmter Teil der Kunst, aber insgesamt hinterließ der Ketzerpharao mehr Trümmer als Trüffel und wird wohl zurecht als George Bush des Altertums bezeichnet (von mir seit gerade eben).
KÖNIG FARUK
Korrupt, ausschweifend, verprassend: König Faruk von Ägypten ist gewissermaßen der Prototyp jedes unbeliebten beleibten Herrschers der Neuzeit, inklusive denen, die nur in Literatur und Film existieren. Selbst im Römer Exil prasste er noch wie ein, naja, König, ließ das Land im Streit mit den Briten zurück und starb schließlich stilecht in einem französischen Restaurant, weil er ein letztes schweres Essen nicht vertragen hatte. Außerdem hatte er eine Riesenschildkröte und einen gewichsten Schnurrbart. Dieser Typ ist Baron Harkonnen aus DUNE und der Hohepriester aus YEAR ONE in einer Person. Und wenn euch das noch nicht genug Angst macht, googlet Bilder von dem Typen und ich garantiere euch, der Pomp macht euch fertig.
PRÄSIDENT MUBARAK
Verschwörung gegen das Volk, schwere Korruption, falsche Aussagen über sein beachtlichens Vermögen und, ach ja, die Tötung mehrerer Demonstranten — und das waren nur die Anklagepunkte gegen Hosni persönlich, nicht die gegen seine vier engsten Vertrauten und Verwandten. Im Juni 2012 wurde Mubarak schuldig gesprochen. Zwar nicht wegen der Tötung der Demonstranten, sondern nur weil er diese nicht verhindert hatte, aber trotz aller juristischen Haarspalterei trifft ihn auch im Namen des Gesetzes die Schuld an ihrem Tod, weshalb er nun lebenslänglich hinter ganz anderen Säulen sitzt, als sie von seinen antiken Vorgängern im Karnak-Tempel hochgezogen wurden. Laut Auskunft seines Anwalts ist Mubarak nicht nur krank, sondern hat sogar Krebs, aber auch wenn er den Elsner macht, bleibt er eingesperrt. Solange das Schicksal des Landes sich nicht noch mal zum Schlechten wendet und irgendein regimetreuer Lakaie ihn rausboxt. Aber dann übernehme ich das mit dem z’ruckpudern und abtreiben wirklich persönlich.
So. Damit genug Politik für heute. Und damit ihr nicht ganz leer ausgeht, hier doch noch ein Homevideo mit einem ägyptischen Pärchen, das gar nicht so sexy Sexspiele macht. Weil Sex in einem Klima der Restriktionen auch revolutionäre Kraft hat und so. Mahalo!
ALMOSEN FÜR DIE HOSENLOSEN:
Fitness im Körper, Finnland im Kopf Die Fetische der Stars zum Ausprobieren Die Après-Ski-Matrix, oder: Nutella denkt nicht