Leute erzählen ihre grausamsten Abfuhr-Geschichten

Polyamorie ist für RTL offenbar ein so seltsames Konzept wie für Horst Seehofer eine Gesellschaft, die von Einwanderung profitiert. Deshalb musste Nadine Klein beim Finale der Bachelorette am Mittwochabend einen ihrer beiden Katalogmodel-Klone abservieren. Es traf Daniel, der vorher selbstsicher verkündet hatte, dass er der Auserwählte sei. Seine Augenbraue, die ein Eigenleben über die ganze Staffel hinweg entwickelte, hob und senkte sich, während Nadine alle ach so tollen Dates aufzählte, bevor sie plötzlich innehält. Und dann kippt ihr Tonfall: “Ich kann dir diese letzte Rose leider nicht geben”, sagt sie.

Wie reagiert man, wenn zwei Millionen Menschen einem beim Schlussmachen zuschauen? Daniel wählt ein sehr selbstbewusstes “Dein Ernst? Dein fucking Ernst …”.

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Schlimmer als im Trash-TV und jeder Scripted Reality ist Schlussmachen nur im echten Leben. Fünf Menschen haben uns von ihren grausamsten Erfahrungen erzählt, wie sie verlassen worden sind oder schlussgemacht haben.

Martin*, 32: Statt gebrochenem Herz, zwei gebrochene Rippen

“Ich war mit meiner Freundin damals knapp zweieinhalb Jahre zusammen, wir lebten in getrennten Wohnungen in Berlin, aber hatten einen Hund zusammen. Ich kam gerade früher als gedacht von einer Tour mit meiner damaligen Band zurück, unsere Sängerin war krank geworden. Perfekt!, dachte ich mir, dann kann ich meine Freundin zuhause überraschen. Also rief ich sie an – aber anders als ich, war sie nicht sehr begeistert von meinem Vorschlag. Sie sei krank, liege völlig verschnupft im Bett, erzählte sie mir damals. Dass das nicht ganz den Tatsachen entsprach, merkte ich kurze Zeit später.”

Ein Mann sitzt auf einer Bierbank, sein Gesicht ist nichts zu sehen, eine Zigarette in der Hand seines tätowierten Arms
Statt mit Worten, beendeten Freunde seiner Ex die Beziehung mit Schlägen | Foto: Flora Rüegg

“Damit wir einen coolen Abend in Berlin haben konnten, trotz verfrühtem Tour-Ende, bin ich mit den Band-Kollegen in die Bar Zur Fetten Ecke nach Kreuzberg gefahren. Doch schon beim Reingehen sah ich dort meine bis-dato-Freundin sitzen. Neben ihr zwei Typen. Auch die Kerle an der Bar gehörten dazu. Ich wollte sie ansprechen, aber hatte schon an der Türschwelle eine Bierflasche im Gesicht. Ich fiel hin, die Typen zerrten mich raus auf die Straße und haben mich dort verprügelt. Blutend krümmte ich mich auf dem Asphalt. Im Augenwinkel habe ich sie heulend rausrennen sehen. Die Bar-Leute hatten Mitleid mit mir, ich bekam ein paar Drinks aufs Haus.

Und die Pointe: In der nächsten Kneipe etwas später am Abend traf ich dann auch noch meinen Vorgänger, ein anderer Ex meiner Ex – das war der mit Abstand verrückteste Abend meines Lebens. Als ich am nächsten Tag in meine Wohnung kam, zu der auch sie die Schlüssel hatte, waren ihre Sachen weg. Nur der gemeinsame Hund stand da und lebt bis heute bei mir. Zwei Tage später ging ich wegen der Schmerzen ins Krankenhaus. Diagnose: zwei gebrochene Rippen, ein angebrochenes Nasenbein. Das Ganze ist jetzt neun Jahre her, schon nach einer Woche musste ich über diese absurde Story lachen.”

Sophia, 21: “Ich dachte erst, er wolle mir einen Heiratsantrag machen”

“Mein Ex und ich waren seit der Schulzeit zusammen, sechs Jahre lang in einer Beziehung. Alles lief super, er hatte sogar schon vom Heiraten gesprochen und über gemeinsame Kinder fantasiert. Nach der Schule fing ich eine Ausbildung an und er begann, zu studieren. Er wollte ein Auslandssemester machen in Spanien; alles klar, hab ich gesagt, mach das. Nach sechs Wochen wollte ich ihn dort besuchen, er wollte dass ich zwei Wochen bleibe, ich musste aber für meine Abschlussprüfung lernen und hatte nach dem Besuch ein Vorstellungsgespräch. Also nahm ich eine Woche Urlaub und flog nach Huelva in Andalusien. Das war letztes Jahr im Herbst. Ich hatte vor dem Abflug schon Schiss, dass er mir dort einen Heiratsantrag machen würde.”

Eine junge Frau steht auf der Straße und dreht ihr Gesicht weg
Während des Auslandssemesters sei sie ihm zu kindisch erschienen. Vorher hatte er von gemeinsamen Kindern gesprochen | Foto: Privat

“Der erste Abend war noch ganz lustig, aber am dritten Tagen schlug mir die Realität voll ins Gesicht. Mein Freund machte kurzerhand Schluss mit den Worten: ‘Du kannst jetzt gehen!’ Er sprach davon, wie langweilig ich sei, dass ich noch immer in der Kleinstadt lebe, noch nichts von der Welt gesehen habe. Das Schlimmste an der Sache: Ich musste die Nacht natürlich noch in seiner Wohnung verbringen, er schlief auf der Couch. Am nächsten Morgen brachte er mich zum Flughafen und wollte mich zum Abschied umarmen. Das konnte er sich sparen. Ich hab die Tage danach nur geheult und es nicht geschafft für die Abschlussprüfung zu lernen.

An Weihnachten wollte ich ihn dann nochmal zur Rede stellen, meinte zu ihm: Was du damals abgezogen hast, ging einfach gar nicht. Er wollte weder reden, noch wissen wie es mir geht. Er sagte, er habe Besseres zu tun.

Im Januar dieses Jahres hab ich mitbekommen, dass er mit einer Niederländerin, auch eine Austauschstudentin, zusammen ist. Komischerweise hatte die während meines Besuch keine Zeit die ‘Freundin aus Deutschland’ zu begrüßen.”

Thomas*, 24: “Beim letzten Gespräch schrie sie aus Rache ‘Er belästigt mich!’”

“Ich hatte eine feste Freundin aber seit ein paar Monaten mit der Schwester meines besten Freundes eine Affäre. Nach einem Jahr Beziehung mit meiner Freundin lief es einfach nicht mehr gut. Sie ist für das Studium in eine andere Stadt gezogen, hat dort keinen Anschluss gefunden und war psychisch echt angeschlagen. Wir hatten uns schnell auseinander gelebt und meine Gefühle waren weg. Aber ich war ihre einzige Bezugsperson und konnte ihr eine Trennung in dieser Umbruchzeit echt nicht antun. Meine Affäre wusste, dass ich zweigleisig fahre, und trotzdem haben wir uns ineinander verliebt und wollten einen Neustart.”

Ein Mann blickt aus einem Dachfenster, den Rücken zur Kamera
Er machte am Telefon Schluss. Sie wollte aus Rache mit seinem besten Freund schlafen | Foto: Privat

“Ich wusste nur noch nicht wie, wann und wo ich sie verlassen möchte – weil meine Freundin ja in einer anderen Stadt wohnte. Dann rief sie an, sie wolle mich am Wochenende spontan besuchen. Ich bekam Angst und meinte, sie soll nicht vorbeikommen, weil ich keine Lust habe. Wir hatten eine kleine Diskussion darüber und dann ist es aus mir rausgeplatzt: ‘Ich will schlussmachen.’ Sie hat einfach nur noch geheult. Ich hätte sie echt gern in den Arm genommen. Ich weiß, ich wäre ihr ein persönliches Gespräch schuldig gewesen, aber ich war einfach feige und wollte es ohne Diskussionen hinter mich bringen.

Dann habe ich noch sowas gesagt wie ‘Es macht keinen Sinn mehr, tschau’ und habe aufgelegt. Am nächsten Tag stand sie aber plötzlich vor meiner Tür und wollte mich konfrontieren. Ich blieb dabei, dass es Aus ist – außerdem musste ich dringend los zur Uni. Ich habe sie dann einfach weggeschickt. Kurz darauf schrieb mir mein bester Freund, ob es okay wäre, wenn er mit ihr schläft. Sie hatte ihm per SMS geschrieben, dass wir nun getrennt sind und sie Bock auf ihn hätte. Gut, dass sie da noch nicht wusste, dass ich was mit seiner Schwester habe.

Achja, er hat es nicht gemacht. Ein paar Wochen später waren meine Ex und ich zufällig auf der gleichen Party und es kam raus, wer meine neue Freundin ist. Meine Ex hat mich daraufhin auf der Party angeschrien und getreten, bis sie Leute weggezerrt haben, und als ich nochmal mit ihr reden wollte, schrie sie: ‘Er belästigt mich!’ Ich flog von der Party und wir haben nie wieder gesprochen.”


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Tina*, 26: “Du kannst gerne schlussmachen, aber ich hab dir was Schlimmeres angetan”

“Als er anfing immer mehr zu trinken, mit seinen Fußballjungs über Frauen herzuziehen und mir zu befehlen, was ich anziehe und wo ich hinzugehen habe, wurde mir klar: Ich muss ihn abservieren. Leichter gedacht als getan, denn irgendwie zog mich seine Macho-Art auch an. Schließlich begann ich, zweigleisig zu fahren, ging ich mit einem anderen Typen aus, wollte mich wieder begehrt fühlen. Er bekam das mit und stellte mich zur Rede, woraufhin ich die Worte sagte: ‘Ich mache Schluss!’

Diese drei Worte müssen ihn so stark in seinem Stolz gekränkt haben, dass er sie nicht auf sich sitzen lassen konnte. ‘Weißt du was?’, fragte er mich. ‘Du kannst gerne schlussmachen, aber ich habe dir viel Schlimmeres angetan.’

Seit vier Monaten sei er mit einer anderen ins Bett gestiegen, habe sich immer, wenn er angab mit seinem besten Kumpel zu zocken, mit ihr getroffen. Und auch während seiner Grundausbildung bei der Bundeswehr sei er ab und zu in den Puff gegangen. Und ach, das eine Mal in der Diskothek, ja da sei es eben passiert. Ich war damals 20, er 26 Jahre alt. Wir waren drei Jahre zusammen.

Ich brach in Tränen aus und fuhr weg, er rannte hinterher, schlug auf das Auto ein, rief mir Beschimpfungen wie ‘Schlampe’ und ‘Hure’ nach. Ich zog wenige Monate später zum Studieren in eine andere Stadt. Er hatte sein Verhalten wohl selbst noch nicht verarbeitet, denn kurz nach meinem Einzug klingelte es an meiner Tür. Der Typ war tatsächlich 500 Kilometer weit gefahren, um sich zu entschuldigen und mich nach einer zweiten Chance zu fragen.”

Stefanie*, 22: “Er hätte einfach sagen können, dass ich eine einmalige Sache war”

“Ich hab den Typ auf einem Festival kennengelernt. Wir haben uns echt gut verstanden, es hat irgendwie gepasst. Ich wusste zwar, dass er damals eine Freundin hatte, ein paar Monate später meldete er sich aber und sagte mir, zwischen den beiden sei es schon länger vorbei. Dass er mich anlügt, hätte ich mir denken müssen.”

Eine Frau beobachtet einen Sonnenuntergang
Der Festival-Flirt führte ein Doppelleben, Stefanie* erkannte das zu spät | Foto: privat

“Stattdessen traf ich mich mit ihm, fuhr in seinen Ort, um ein paar Stunden mit ihm zu verbringen. Er hätte seinen Führerschein verloren, sagte er. Kein Problem, dachte ich. Und düste los. Wir hatten was miteinander, er sah danach mein Armband an, daran hing ein silbernes ‘S’ für Stefanie. Er zog es ab und wollte es sich an eine Kette hängen und immer an mich denken. Klingt romantisch. Was dann passierte war alles andere als romantisch.

Wir wollten uns in der nächsten Woche treffen, er wollte mit dem Zug zu mir kommen. Kam aber nicht. Und meldete sich auch nicht mehr. Ich versuchte ihn anzurufen, doch es gingen nur seine Freunde ran, er erfand Ausreden, warum er keine Zeit hätte. Alles nicht so schlimm, wäre nicht das Foto mit seiner Freundin auf WhatsApp aufgetaucht.

Irgendwann schrieb ich sie auf Facebook an, ich wollte einfach nur den Anhänger zurück. Sie antwortete mir auf Instagram und erzählte, er hätte mich über ihren Facebook-Account gesperrt. Klar, die beiden müssen auch damals noch zusammen gewesen sein. Er habe sie oft betrogen, schrieb sie mir. Sie hätten sich gerade erst getrennt. Und am Tag nach meinem Besuch hing mein ‘S’ an ihrer Tür. Auch in ihrem Namen kam ein S vor.”

*Namen von der Redaktion geändert

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