Ich kann mich nicht mehr wirklich an all die Chanukka-Geschenke erinnern, die ich über die Jahre bekommen habe; wo wir schon bei einem der wichtigsten Aspekte dieses religiösen Fests wären: Du bekommst sehr viele Geschenke. An meine erste CD, die ich zu Chanukka geschenkt bekam, kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war Siamese Dream von den Smashing Pumpkins. Ich hörte sie mir so oft an, bis mein kleiner Discman die CD nicht mehr lesen konnte. Das war der Anfang meiner Liebe zur Musik. Ich könnte jetzt natürlich auch erzählen, dass meine Mutter großartige Kartoffel-Latkes machte, aber die Wahrheit ist, dass mir die CDs am längsten im Gedächtnis geblieben sind.
Wie es Weihnachtstraditionen gibt, gibt es auch Chanukkatraditionen. Eine davon ist Chanukka-Gelt; eine Tradition, die ich persönlich sehr seltsam finde. Gelt zu schenken stand symbolisch für Geschenke, klar: Geld repräsentiert Geschenke, wenn auch ein ziemlich einfallsloses. Es hat schon etwas Seltsames, wenn Kinder verrückt nach etwas sind, das für antike Goldmünzen steht. Wir sind verrückt danach, weil es leckere (aber schlechte) Schokolade ist, aber ich bin der Meinung, wir sollten ein bisschen vorsichtiger mit den Stereotypen umgehen, die bereits über Juden existieren. Deshalb finde ich es nicht gut, wenn jüdische Kinder besessen Dreidel spielen, damit sie Goldmünzen bekommen.
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Latkes sind eine weitere klassische Chanukka-Tradition. Ich habe zwar noch nie ein Latke-Desaster erlebt, aber wenn Millionen von Latkes frittiert werden, kann leicht ein Fettbrand entstehen. Ich bin mir aber sicher, dass sich zu Weihnachten zahlreiche Katastrophen in Küchen abspielen, von denen ich nichts weiß. Ich selbst bin zu Weihnachten noch nie in der Küche gestanden—ich esse schon seit Millionen von Jahren Chinesisch zu Weihnachten.
Ich bin der Meinung, wir sollten ein bisschen vorsichtiger mit den Stereotypen umgehen, die bereits über Juden existieren. Deshalb finde ich es nicht gut, wenn jüdische Kinder besessen Dreidel spielen, damit sie Goldmünzen bekommen.
Normalerweise feiere ich Chanukka nicht mit meiner Familie, weil es kurz vor Weihnachten ist und das irgendwie eine seltsame Zeit ist, New York zu verlassen. Dieses Jahr werden wir im Mile End, wo ich Koch bin, mit latkeähnlichen Specials feiern: es wird viele verschiedene Latkes mit verschiedenen Toppings und frische Sufganiot, die jüdische Version von Berlinern, geben. Ich glaube aber, die Leute wollen nur Hühnersuppe, Rinderbrust und gehackte Leber. Wir—die jüdische Küche—sind um die Festtage einfach so unkreativ. Alle wollen einfach so tun, als wäre es irgendein anderer jüdischer Feiertag, außer Jom Kippur.
Ich dachte mir immer, man könnte auch noch andere Sachen zu Chanukka essen, wie Olivenölkuchen. Das ist zwar italienisch, aber es würde schon Sinn ergeben, dass wir das essen. Aber was noch? Gurken in Chiliöl? Wie sehr sollen wir uns von den Traditionen entfernen, wenn es um öliges Essen geht? Alles mit Öl als Hauptzutat essen? Könnten wir natürlich, klar. Ich esse zu Chanukka gerne Schokolade, weil sie sehr viel Fett enthält und Lachs, weil es ein so öliger Fisch ist. Das passt sehr gut zu Latkes, aber ich bin vielleicht allgemein überdurchschnittlich empfänglich für Räucherlachs und Crème fraîche.
Letzten Endes ist Chanukka für mich ein guter Feiertag—der religiöse Aspekt ist im Laufe der Zeit in den Hintergrund getreten und es geht heute eher um Essen und Geschenke. Die immer wiederkehrenden Freitage waren für mich immer das Jüdischste und sind mir am meisten im Gedächtnis geblieben. Ich habe sehr genaue und detaillierte Erinnerungen an Sabbat-Essen. Eins der schönen Dinge daran, Sabbat zu feiern, ist, dass es sich jede Woche wiederholt. Und das ist auch das Coole daran, Jude zu sein: Wir kommen alle ein Mal pro Woche zusammen und feiern. Du musst nicht das ganze Jahr darauf warten, bis es wieder soweit ist. Ich schaffe es zwar nicht jede Woche, aber wenn ich Sabbat feiere, ist es ein wunderschöner Moment und für mich einer der heiligsten.
Aufgezeichnet von Talia Ralph.