Dieser Artikel stammt aus unserer Redaktion in Zürich.
Es ist kalt, die Nase läuft und nichts klingt besser als ein wärmendes Süppchen – aber welches bloss? Die Vielfalt der Suppenküche kann für viele Menschen ein unerwartet grosses Hindernis darstellen. Traditionelle Kürbiscreme oder lieber eine ecuadorianische Kartoffelsuppe? Eine winterliche Borschtsch oder doch lieber eine südkoreanische Suppe mit Rinderblut, die deinen Kater vom Wochenende killt?
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Zum Glück gibt es die Migros und ihren Einfallsreichtum. Die Schweizer Supermarktkette hat jetzt eine Lösung für alle entscheidungsfaulen Menschen parat: genderspezifische Suppe für Mädchen und Jungs! Endlich müssen wir uns nicht mehr mit individuellen Gelüsten herumplagen! Gegessen wird jetzt nach Geschlecht.
MUNCHIES Video: So isst du Pho richtig
Für alle Mädchen gibt’s die Glamour Queens Suppe, die im rosa Prinzessinnenkleid daherkommt und zum Glück auch noch vegan ist. Denn wir alle wissen, dass eine Ernährung ohne tierische Produkte bloss was für zarte Mädchen ist, die später mal Tierärztin werden möchten, nicht wahr?
Für die heranwachsenden CEOs und Fussballstars dieser Welt gibt’s die blaue Suppe für Champions. Inklusive in der Bouillon schwimmender Fussball-Nudeln, sodass der kleine Racker nie vergisst, welchen Sport er feiern muss. Vegan ist diese Suppe nicht, denn wer ein echter Mann werden will, braucht natürlich nahrhaftes Fleisch!

Dass dieser Sexismus nicht von allen goutiert wird, hätte Migros von vornherein klar sein können. Und trotzdem muss ein Mamablog auf Facebook darauf aufmerksam machen, dass geschlechtsspezifische Stereotypen und sexistische Vorurteile nun auch das Suppenregal übernommen haben.
Auf Anfrage von MUNCHIES versucht Migros die selbst eingebrockte Suppe auszulöffeln: “Wir stellen bei den Suppen generell eine Überalterung der Kundschaft fest”, schreibt Mediensprecherin Alexandra Kunz via Mail. “Aus diesem Grund haben wir verschiedene Suppen entwickelt, die sich explizit an junge Erwachsene und Kinder richten.”
Auf die Frage, warum die Verpackungen dafür wirklich jedes geschlechtsspezifische Klischee bedienen, geht Migros nicht ein. Man schätze die Diskussion, sagt Kunz. Darin einsteigen möchte man aber offenbar nicht. “Wir bilden mit unserem Sortiment die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kundschaft ab”, heisst es bloss.
Während die Migros also schon in jungen Jahren Rollenklischees fördern möchte, konzentrieren wir uns lieber auf Suppenrezepte, die alle Geschlechter essen können. Einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft lässt uns der Supermarkt aber: “Sollten die beiden Suppen wider Erwarten kaum nachgefragt werden, werden sie relativ rasch wieder aus dem Sortiment genommen.”
Hoffen wir das Beste.