In unserer Serie “Monatsbudget” zeigen Menschen aus den verschiedensten Schichten und Lebensrealitäten der Schweiz, wofür sie ihr monatliches Einkommen ausgeben.
Wir treffen Daniel Fontolliet in Zürich West, auf einer privaten Segwaytour führt er uns durch das ehemalige Industriegebiet. Entlang der Hardbrücke fahren wir durch den Nebel, vorbei an den grauen Hochhäusern und alten Fabrikgebäuden. Mit seiner leuchtend roten Jacke gleitet Daniel auf seinem Segway durch die Strassen. Kerzengerade steht er auf dem lautlosen Roller und erklärt unter anderem, wo man das beste asiatische Restaurant der Stadt findet. Nach jedem kleinen Vortrag biegt er gekonnt um die nächste Ecke.
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Bevor Daniel Segway-Tourguide wurde, hat er seine eigene Drogerie in Zürich geführt. 2011 hat er das Geschäft verkauft und bis 2017 als Drogerie und Apotheke weitergeführt. Jetzt ist der 69-Jährige pensioniert und lebt zusammen mit seiner Frau hauptsächlich von der AHV und dem Erlös des Verkaufs. Nur zuhause sitzen will er aber auch nicht, deswegen führt er jetzt Touristen, Schulklassen und Geschäftsleute durch die Stadt. Einige kämen aber nicht wegen der City-Tour, sagt Daniel, sondern weil sie einfach mal Segway fahren möchten. Auf die Idee Segway-Tourguide zu werden, kam er, weil er sich bestens in Zürich auskennt – und weil er es liebt, mit schnellen Fahrzeugen unterwegs zu sein.
VICE: Wie wird man Segway-Tourguide?
Daniel: Vor vier Jahren habe ich über ein Inserat herausgefunden, dass ein Segway-Tourguide in Zürich gesucht wird. In einer zweitägigen Ausbildung habe ich gelernt, mit einem Segway umzugehen. Einer kostet 11.000 Franken, deshalb muss man sehr sorgfältig damit sein. Zudem wurde ich geprüft, wie gut ich mich in Zürich auskenne.
Wie viele Stunden arbeitest du in einer Woche?
Ich habe einen Anstellungsvertrag als Freelancer und kann mir meine Arbeitszeit selbst einteilen. Im Sommer mache ich zwei bis drei Touren in der Woche, im Winter gar keine. Eine Tour dauert eine bis zwei Stunden.
Wo hast du vorher gearbeitet?
In einer Apotheke in Zürich Höngg, 2011 habe ich das Geschäft verkauft. Bis 2017 habe ich aber noch weitergearbeitet. Heute leben meine Frau und ich zu einem Grossteil von dem Erlös der Apotheke.
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Wieviel Geld hast du im Monat zur Verfügung?
Mit dem Job als Segway-Tourguide verdiene ich 25 Franken in der Stunde. Das sind monatlich 300 bis 1.000 Franken. Aber ich mache das nicht wegen des Geldes, sondern weil es mir Spass macht. Da ich pensioniert bin, ist das eher wie ein Hobby für mich. Meine Frau und ich leben hauptsächlich von den 3.300 Franken der AHV und von unserem Ersparten aus dem Verkauf des Geschäfts.
Wieviel Geld gibst du an einem Tag aus?
Im Durchschnitt gebe ich 20 bis 50 Franken am Tag aus. Ich gehe sehr gerne auf Märkte und investiere das Geld in gute Lebensmittel.
Was für Fixkosten hast du?
1.500 Franken lege ich jeden Monat für die Hypothek aufs Haus bei Seite, und um es instand zu halten. Dazu kommen etwa 1.200 Franken für Versicherungen und rund 700 Franken für Lebensmittel. Das weiss ich so genau, weil ich ein Budget führe. Ich bin grosszügig, aber auch kostensensibel. Da ich pensioniert bin, muss ich mit meinem Geld für etwa 20 Jahre planen.
Für was gibt du ungerne Geld aus?
Für Bussen und Steuern.
Was bedeutet Luxus für dich?
Luxus bedeutet für mich, zu reisen und Zeit für Dinge zu haben, die ich gerne mache. Für mich ist es ein Privileg, am morgen aufzuwachen und in Ruhe Zeitung zu lesen.
Wann warst du das letzte Mal in den Ferien?
Vor einer Woche war ich mit meiner Frau in der Normandie. Wir waren mit dem Wohnmobil unterwegs, das ich uns nach meiner Pensionierung gekauft habe, um durch Europa zu reisen.
Was hättest du gerne, kannst es dir aber nicht leisten?
Eine Harley Davidson, die kostet etwa 25.000 Franken. Momentan reicht mir aber meine Vespa.