In unserem „ Sehbefehl” legen wir euch ganz sachte ans Herz, euch filmische Meisterwerke anzuschauen. Egal, ob Doku, Kurzfilm oder Blockbuster – wir erklären euch, warum ihr diese Streifen sehen müsst.
„Wir stehen zu den Nazis, weil die Nazis Power gemacht haben. Und die Borussenfront macht genauso Power”, erklärt ein BVB-Fan in der Doku „Die sind eben so” aus dem Jahr 1983. Der Film von Regisseur Ulrich Leinweber über die rechtsradikalen Fanclubs „Mighty Blues” von Schalke 04 und „Borussenfront” von Borussia Dortmund sorgt auch nach über 30 Jahren für allgemeines Entsetzen und offene Münder. Die Dokumentation der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen ist immer noch Kult und gehört bis heute in vielen Schulklassen zum Lehrplan. Nun veröffentlichte die Landeszentrale eine um 10 Minuten längere Webvideo-Fassung mit Passagen aus dem Film „Einmal Nazi – immer Nazi?”. Darin besuchte Ulrich Leinweber zwei der Protagonisten 14 Jahre nach der Veröffentlichung von „Die sind eben so” und befragte sie zu ihren damaligen Ereignissen und Äußerungen.
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„Dat war eine schöne Zeit. Es war aber schon irgendwie falsch, was man früher gemacht hat”, resümierte ein früheres „Mighty Blues”-Mitglied 14 Jahre danach. In einem VICE Sports-Interview erzählt der Regisseur Leinweber: „Bei der Recherche im Jahr 1997 stellte sich heraus, dass niemand mehr im rechten Milieu politisch aktiv war – außer einem Mitglied der Borussenfront.” Die ehemals radikalen Jugendlichen sind mittlerweile erwachsen. Die meisten Protagonisten der Kult-Doku bereuten 14 Jahre danach ihre rechtsradikalen Aussagen und Gesänge.
„Wenn da zwei, drei Mann sind, die sich dafür interessieren und die dann etwas singen und den Arm heben, dann machen da 30 oder 40 Mann mit”, erinnerte sich einer der Mighty Blues 1997. „Und die anderen 30 oder 40 Mann machen sich im Endeffekt gar keine Gedanken. Die singen da irgendwas nach.” Ein anderer beteuert: „Ich bin 33, aber bin in meinem Leben noch nie wählen gegangen. Weil es mich nicht interessiert”. Ob das nun alles entschuldigt und seine heutige politische Meinung eine andere ist, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Mehr dazu: Wir sprachen mit dem Regisseur von „Die sind eben so” über die Dreharbeiten und die Konsequenzen