Der Film Pretty Woman ist vor allem für eine Szene bekannt: Julia Roberts geht in ihrer Rolle als Prostituierte mit dem Geld eines reichen Kunden ordentlich shoppen und lässt dabei hochnäsige Verkäuferinnen, die sie vorher noch abschätzig behandelt haben, richtig auflaufen.
In Wahrheit ist Sexarbeit meistens nicht so glamourös. Zwar hat sich die Gesellschaft in den drei Jahrzehnten seit Pretty Woman weiterentwickelt, trotzdem fällt es vielen Menschen immer noch schwer zu verstehen, wie vielfältig die Jobs im Bereich der Sexarbeit sind, wie viele davon überhaupt Sex beinhalten (nicht viele), wie viel Talent nötig ist, um erfolgreich zu sein (sehr viel), und wie oft ein stinkreicher Kunde vorbeikommt (eher selten).
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Aber “eher selten” ist eben nicht “nie”. Es gibt auch Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, bei denen ein Kunde schon mal eine Million Dollar überweist oder sie spontan auf einen All-Inclusive-Trip um die Welt eingeladen hat. Um mehr über diese Art der Kunden zu erfahren, habe ich einige erfolgreiche Frauen aus der Sexindustrie interviewt.
Catjira, Pornodarstellerin, Playboy-Model, Camgirl und Cosplayerin
VICE: Was war der größte Betrag, den ein Kunde jemals für dich ausgegeben hat? Catjira: Schwierige Frage. Es gab mal einen Typen, den ich vor ein paar Jahren am Anfang meiner Karriere kennenlernte. Ich hatte gerade genug Geld verdient, um in meine eigenen vier Wände zu ziehen. Mein neues Zuhause war aber noch komplett leer, das fiel auch dem Typen bei unseren Videocalls auf. Also entschied er sich, das komplette Haus für mich einzurichten – also wirklich komplett, inklusive Holzmöbeln, Schminktisch und Sofas. Er hat da mit Sicherheit über 10.000 Dollar bezahlt. Einige der Sachen habe ich heute noch.
**Wie praktisch. Hast du den Typen je richtig getroffen?
**Nein. Er war einfach spendabel.
**Welche anderen teuren Geschenke hast du im Laufe der Jahre bekommen?
**Als mein Laptop kaputt ging, schickte mir einer meiner Fans einen Gutschein, mit dem ich bei Apple ein brandneues MacBook abholen konnte. Das ist sogar schon zweimal vorgekommen. Außerdem hat man mir schweineteure Ohrringe und Unterwäsche zukommen lassen. Solche Geschenke helfen mir bei meiner Arbeit.
**Wie steht es um Leute, die viel Geld für deinen Content bezahlen?
**Ich habe auf meiner Seite mal die Option angeboten, für 6.000 Dollar einen Clip zu kaufen, in dem ich die ultimative Cosplay-Fantasie des Käufers erfülle. Eigentlich ging ich davon aus, dass da eh niemand zuschlägt, aber dann ist es eines Tages doch passiert. Ich liebe es, Videos zu produzieren, und habe mir deswegen extra viel Mühe gegeben, um auch die kleinsten Details richtig hinzubekommen. Das hat viel Spaß gemacht.
Goddess Jasmine Mendez, Findomme
VICE: Wie viel hast du in deinen Jahren als Findomme – also als finanzielle Domina – verdient? Goddess Jasmine: Schwer zu sagen, aber auf jeden Fall mehrere Millionen Dollar. Definitiv genug, um drei Häuser nur durch finanzielle Domination zu bezahlen. Im Durchschnitt mache ich pro Tag zwischen 2.000 und 5.000 Dollar. Es geht mir also schon ganz gut.
**Wow. Welche deiner Paypigs zahlen dir am meisten Geld?
**Der höchste Betrag kam von einem Soldaten, der sein Haus verkauft hatte und mir auf einen Schlag 50.000 Dollar überwies. Ansonsten habe ich einen Sub, der immer aus Tokio anreist und mir einmal 20.000 Dollar gegeben hat, damit ich ihn an einer Leine über den Times Square führe. Ein Arzt zahlt mir rund 40.000 Dollar im Jahr. Und einmal bot mir beim Shoppen irgendein fremder Typ an, alle meine Einkäufe zu bezahlen. Wir haben dann den ganzen Tag zusammen verbracht und er hat mir einen Haufen teurer Sachen gekauft – zum Beispiel eine Halskette für 10.000 Dollar.
**Wie viel musst du für dein Geld arbeiten?
**Es ist nicht so einfach, wie man vielleicht denkt. Ich bin eine Lifestyle-Domina, lebe meinen Beruf also rund um die Uhr. Deswegen ist es schwerer, zwischen Arbeit und Alltag zu unterscheiden. Alles vermischt sich irgendwie.
**Wurden dir auch schon Traumreisen bezahlt?
**Einmal hat mir ein Sub seine Kreditkartendaten verraten und mich gebeten, damit eine Reise für mich und meinen damaligen Freund auf die Bermuda-Inseln zu buchen. Als wir dort waren, wollte er dann Fotos davon, wie ich meinen Freund küsse und mit ihm schlafe. Zwischendurch schickte er auch immer wieder kleine Überraschungen auf unser Zimmer, etwa Champagner oder Erdbeeren. Insgesamt kostete der Trip 26.000 Dollar, aber wir alle – auch der Sub – hatten eine tolle Zeit.
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Naomi Collins, Escort und Gründerin der Escort-Plattform Ennvy
VICE: Erzähl uns von deinem reichsten Kunden. Naomi Collins: Das war ein hohes Tier in der Luftfahrtindustrie. Am Anfang war er noch ein ganz normaler Kunde und zahlte 200 Pfund pro Date. Aber bald sahen wir uns mehrmals pro Woche. Eines Abends führte er mich in ein teures Restaurant aus und fragte mich, wie es mir finanziell geht. Von da an änderte sich alles.
**Was ist dann passiert?
**Ich erzählte ihm, dass mein Auto in die Werkstatt muss und dass mich die Reparaturen über 2.000 Pfund, also etwa 2.200 Euro, kosten. Da nahm er sein Handy und überwies mir das Geld einfach so an Ort und Stelle. Nach diesem Date buchte er mich immer für längere Verabredungen und zahlte dafür auch mehr – mindestens doppelt so viel wie normal. So ging es acht oder neun Monate lang.
**Seid ihr auch zusammen gereist?
**Ja. Er bezahlte mir und einer Freundin auch All-Inclusive-Trips nach Madrid, Amsterdam und Venedig – natürlich immer in Fünf-Sterne-Luxushotels. Mit ihm zusammen flog ich einmal für zehn Tage nach Dubai und einmal auf die Dominikanische Republik. Zwar war er während dieser Reisen die meiste Zeit mit seiner Arbeit beschäftigt, aber ich konnte mich trotzdem nicht beschweren, weil ich mich derweilen einfach in den Spas verwöhnen ließ.
**Habt ihr noch Kontakt?
**Haben wir. Zwar hat er sich entschieden, eine Familie zu gründen, weswegen wir erstmal getrennte Wege gegangen sind. Aber wir sind immer noch befreundet.
Penny Barber, Erotikdarstellerin
VICE: Du arbeitest seit fast 20 Jahren in der Sexindustrie. Welcher deiner Kunden hat bisher am meisten bezahlt? Penny Barber: Da gibt es einige, aber ein Typ sticht da besonders heraus. Ich lernte ihn bei einer meiner Cam-Shows kennen, als ich mich gerade vom Vater meiner Kinder scheiden ließ. Er war total großzügig und unterstütze mich und meine Kinder in einer sehr schwierigen Zeit. Er kaufte mir alles, was ich brauchte: Küchenutensilien, Möbel oder Elektronikgeräte – oft sogar in der Luxusversion. Sogar meinen Kindern schenkte er Spielzeug. Einmal war es ihm so wichtig, dass ich eine Fernsehserie schaute, die er gut fand, dass er mir neben der DVD auch noch einen neuen Fernseher und DVD-Player zuschickte. Außerdem lud er mich mal zum Shoppen nach Las Vegas ein und kaufte mir eine Rubinkette.
**Was verlangte er als Gegenleistung?
**Nicht das, was viele jetzt vielleicht denken. Ich habe diesen Mann nur einmal richtig getroffen. In der Erotikindustrie sagt man, dass die Leute, die am meisten für einen ausgeben, am wenigsten erwarten. Und die Leute, die am wenigsten ausgeben, stellen dafür die lächerlichsten und haarsträubendsten Forderungen. Sowas ignoriere ich einfach.
**Wie ist das Verhältnis von ausgesprochen großzügigen Kunden zu den knausrigen Typen?
**Auf jeden Wal kommen Hunderte kleine Fische. Es kommt halt drauf an, bei der Arbeit als der Typ Mensch rüberzukommen, zu dem sich diese Wale hingezogen fühlen.
Meggerz, Findomme
VICE: Was war das Teuerste, das dir ein Sub je gekauft hat? Meggerz: Wahrscheinlich mein BMW M3. Ich durfte mir im Autohaus irgendein Auto aussuchen, er hat dann die Anzahlung von 10.000 Dollar und die restlichen Monatsraten übernommen.
**Gab es noch andere zahlungsfreudige Typen?
**Oh ja. Einmal habe ich durch eine Videoclip-Website in nur einem Monat 54.000 Dollar verdient, das meiste davon kam von nur einem Typen. Besagte Website stellte dafür einen Riesenscheck aus und präsentierte ihn später bei der AVN-Expo in Las Vegas.
**Wie viel Geld hast du über die Jahre als Findomme verdient?
**Auf jeden Fall über eine Million. Außerdem haben mir meine Subs verschiedene Urlaubsreisen bezahlt – beispielsweise einen All-Inclusive-Trip für mich und meinen Freund nach Deutschland, die Türkei und Ägypten. Aber auch Trips für mich und eine andere Domina ließ er springen. Bei der Reise mit meinem Freund gab es nur einen Unterschied, mein Sub sagte mir da: “Wenn du mit einer anderen Frau unterwegs wärst, hätte ich euch in die Business Class gesetzt.”