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Wir haben mit dem 3D-Drucker von Aldi einen Dildo gedruckt

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Eigentlich wollte ich hier irgendetwas Tiefgründiges schreiben. So etwas macht man als Journalist in der Einleitung. Aber was soll’s, du willst hier ja eh nur “das Eine”: möglichst schnell zum Dildodruck.

Kurz noch ein paar Fakten: Aldi verkauft zur Zeit in Großbritannien 3D-Drucker für 299 Britische Pfund, umgerechnet knapp 340 Euro. (In Deutschland wird das Gerät momentan nicht verkauft.) Also habe ich beim Discounter nach einem Testexemplar gefragt. Was Aldi nicht wusste: Ich wollte ausprobieren, ob man damit auch Dildos drucken kann.

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Warum? Ach, Gründe gibt es genug. Erstens: Was willst du bitte sonst mit einem 3D-Drucker drucken, was du auch tatsächlich benutzt? Sei ehrlich! Zweitens: Wenn du auf Dildos stehst, ist das hier wahrscheinlich die billigste und einfachste Methode, dein eigenes, selbstgemachtes Sexspielzeug zu kreieren. Drittens: Das Geschäft mit Sexspielzeugen boomt. Wäre es nicht schön, daran mitzuverdienen?


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Installation des Druckers

Unser Autor liest die Aufbauanleitung für den 3D-Drucker von Aldi

Es ist überraschend einfach, so einen 3D-Drucker zusammenzubauen. Es gibt “ein flaches Ding, auf dem gedruckt wird” und “ein hohes Ding, das druckt”. OK, das sind vielleicht nicht die Fachausdrücke, aber du verstehst, was ich meine.

Extrem hilfreiche Beschriftungen zeigen dir, was wie wohin gehört. Sobald alles steht, müssen kleine Federn unter der Druckfläche angebracht werden, damit sie auch schön eben ist. Auch das ist ein Kinderspiel. Ich kann es selbst kaum fassen. Anschließend stecke ich die mitgelieferte SD-Karte ins Lesegerät. Sie ist voll mit vorgefertigten Designs. Per Touchscreen wähle ich “Unicorn” aus.

Ein Einhornkopf aus Plastik, gedruckt vom 3D-Drucker
Das Einhorn aus dem Drucker

Surrend macht sich das Gerät ans Werk und, kaum zu glauben, gerade mal 90 Minuten später ist ein kleiner Einhornkopf vor meinen Augen erschienen! Da ich die Maschine jetzt quasi in- und auswendig kenne, setze ich mich mit meiner Kollegin Emma für unser Dildo-Design zusammen.

Erster Eindruck: 10/10. Wenn du einen 3D-Drucker von Aldi kaufst und Hilfe beim Aufbau brauchst, ich helfe dir gerne.

Das Dildo-Design

Die Kollegin zeigt, wie groß der Dildo sein sollte
Emma und der Autor bei der Arbeit

Dank der überaus praktischen Seite dildo-generator.com trennt auch absolute 3D-Druck-Novizen nicht mehr viel von der Gründung eines lukrativen Sextoy-Startups. Wir setzen uns in einen komplett verglasten Meetingraum unseres Großraumbüros und machen uns ans Werk. Länge, Umfang, Wölbung und Textur für extra Gefühl – kein Thema bleibt aus.

“Wenn man berücksichtigt, wieviel Zeit [fünf Minuten], welche Werkzeuge [Software, von der ich keine Ahnung habe] und kreative Energie [minimal] mir zur Verfügung standen, ist das der beste Dildo, den ich entwerfen konnte”, erklärt Emma und fährt fort:

“Ich möchte an dieser Stelle aber ganz klar sagen, dass das nicht mein Ideal-Dildo ist. Dieses Objekt ist in etwa das, was wohl dabei rausgekommen wäre, wenn ich im Kunstunterricht die Aufgabe bekommen hätte, statt Specksteintieren Sexspielzeuge zu machen. Sieht der Dildo aus wie ein Buttplug? Ja, weil ich mit der Software nur symmetrische Objekte entwerfen konnte und er brauchte unbedingt eine Wölbung. Eigentlich hatte ich ihn in ‘sexy lila’ entworfen. Als Hommage an den berühmten Lust-Spender Prince.”

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20 Minuten später haben wir das Phallus-File fertig und können loslegen. Ok, fast. Erst müssen wir noch eine andere kostenlose Software benutzen. Cura rechnet 3D-Modelle so um, dass sie gedruckt werden können. Nein, ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert. Warum fragst du überhaupt?

Emmas Wertung: 9/10. Es macht extrem viel Spaß und zeigt, was mit so einem 3D-Drucker alles möglich ist. Auch wenn unser Design eher simpel war.

Der Dildo selbst

Der 3D-Drucker druckt einen Dildo
Ein Dildo entsteht

Da ich vor dem Eintreffen des Geräts noch nie einen 3D-Drucker in Aktion gesehen habe, hatte ich auch keine Ahnung, wie so ein 3D-Druck überhaupt abläuft. Beim Aldi-Modell führt jedenfalls ein Plastikschlauch in eine warme Nadel oder Spitze oder Schreibfeder. Dort schmilzt das Plastik und wird auf eine andere warme Oberfläche aufgetragen. Schicht für Schicht erwacht der Entwurf zum Leben. Das ist nicht wörtlich gemeint.

Als ich den Startknopf für unseren Beinahe-Traumdildo drücke, kann ich es kaum abwarten, das prächtige Objekt vor meinen Augen erscheinen zu sehen. Aber so beeindruckend es am Anfang auch ist, einem 3D-Drucker dabei zuzuschauen, wie er einen stolzen Schwengel aus dem Nichts erschafft – schnell macht sich große Langeweile breit. 15 Stunden soll es laut Gerät noch dauern, bis unser Design steht. Das ist wörtlich gemeint.

Inzwischen ist es 19:30 Uhr und so ziemlich alle haben das Büro verlassen. Auch ich mache mich auf den Heimweg und denke daran, was mein Chefredakteur der Versicherung erzählen wird, wenn der Drucker über Nacht Feuer fängt.

Ein Dildo aus einem 3D-Drucker
Der fertige Dildo

Als ich am nächsten Morgen um 10 Uhr ins Büro zurückkomme, ist von Rauch- und Schmauchspuren nichts zu sehen. Viel besser noch: Der 3D-gedruckte Dildo ist fast fertig. Um 11 Uhr ist die Spitze endlich schön rund.

Er ist überraschend leicht! Und er sieht sogar wie etwas aus, das du dir vielleicht zum Spaß in irgendwelche Körperöffnungen stecken wollen würdest. Zugegeben, er ist ein bisschen rau. Aber nach etwas Feinschliff mit feinem Schmirgelpapier und verhüllt in ein Kondom sehe ich hier definitiv Potenzial! Würdest du dir noch Sexspielzeug kaufen, wenn du bei der Arbeit einfach selbst welches entwerfen könntest? Eben. Ich stelle ihn zur weiteren Begutachtung auf Emmas Tisch.

Meine Wertung: 10/10. Ein fantastischer Dildo! Und eine fantastische Methode, im Büro neue Freundschaften zu schließen! Danke, spendables Aldi-PR-Team, dass ihr mir geholfen habt, Emmas Dildo-Traum wahrwerden zu lassen. Ich nehme Bestellungen gerne über Twitter entgegen. Meldet euch.*

Emmas Wertung: 2/10. Auf den ersten Blick hat es Potenzial. Trotz seiner etwas befremdlichen Form und seines leichten Gewichts ist der 3D-Drucker-Dildo der mit Abstand erotischste Gegenstand im Büro. Als ich unsere Schöpfung dann allerdings mit nach Hause nehme, bekommt sie etwas Deprimierendes. Das klinische Weiß; wenn man mit dem Nagel die Maserung entlang geht, glaubt man, über Tausende winzige Waschbretter zu schrubben; die – bei genauerem Betrachten – unfassbar spitze Spitze am oberen Ende. Selbst eingepackt ist das hier nichts, was ich auch nur in der Nähe meiner Genitalien haben will. Aber: schöne Deko. Zwischen meinem Mini-Farn und der Mark-Fisher-Essaysammlung macht sich der Design-Dildo sehr gut.

*Bitte doch nicht. Aber möchte vielleicht jemand einen 3D-Drucker kaufen?

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