So covert man Rapsongs, ohne dass euch danach die Ohren bluten

“I like big butts and I cannot lie” – auf diese Aussage von Sir Mix-A-Lot können sich nicht nur Rapper einigen, sondern zum Beispiel auch Joe Nichols. Der Country-Musiker aus Arkansas geht gerade mit seinem Cover des HipHop-Klassikers “Baby got back” durch die Decke – und das auch außerhalb seiner Zielgruppe. Am Montag veröffentlicht, hat das Video auf Facebook schon über eine Million Views und auch auf YouTube geht der Song mit fast einer halben Million Klicks innerhalb von zwei Tagen ab. Das dürfte auch daran liegen, dass Sir Mix-A-Lot höchstpersönlich eine Rolle im Video übernommen hat. Einziges Problem: Das Cover klingt unglaublich furchtbar und jeder, der den ganzen Song durchsteht, hat eigentlich eine Medaille verdient.

Doch ist es überhaupt möglich, Rapsongs in ein anderes Genre zu zwängen, ohne sie zu versauen? Vielleicht geht einfach immer etwas verloren, wenn man so radikale Änderungen vornimmt. Doch weil wir das nicht glauben wollten, haben wir uns auf die Suche nach gelungen Neuinterpretationen von Rapsongs gemacht und sind mehr als fündig geworden.

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Lorde – “Hold My Liquor” (Kanye West)

Am Beispiel von Lorde lässt sich dabei sehr gut zeigen, was nötig ist, damit das Cover funktioniert: Man muss das Lied zu seinem eigenen machen. Die Thematik von Kanye Wests “Hold My Liquor” passt perfekt zu Lordes eigenen Songs. Der Struggle mit Alltagsproblemen wird von Lorde regelmäßig behandelt und genau darum wirkt es nicht aufgesetzt, wenn sie “Hold My Liquor” spielt. Statt den Text aggresiv herauszupressen, singt Lorde anfangs mit getragener Stimme und vermittelt so einen verzweifelteren Eindruck als Kanye. Doch nach einer guten Minute ändert sich das komplett. Die Band fängt an den Beat des Originals nachzuspielen und Lorde beweist, dass sie nicht nur singen, sondern auch rappen kann.

Und so klingt das Original:


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Rage Against the Machine – “How I Could Just Kill a Man” (Cypress Hill)

Rage Against the Machine haben mit ihrem Cover von “How I Could Just Kill a Man” bewiesen, dass man ein Cover zum eigenen Song machen kann. Mit seinem Rock-Metal-Mix klingt der Track so sehr nach einem Rage Against the Machine-Original, dass viele vermutlich nicht mal wissen werden, dass es sich hier um ein Cover handelt. Und wie schon bei “Killing in the Name of” gibt es hier mehr als genug Potenzial dafür, Menschenmassen zum Ausrasten zu bringen. Das ist vermutlich auch der Grund, dass der Track es sogar auf das Album Renegades schaffte.

Und so klingt das Original:


Lissie – “Pursuit of Happiness” (Kid Cudi & MGMT)

Die amerikanische Folk-Sängerin Lissie schien sich bewusst gewesen zu sein, welche Aufgabe vor ihr stand, als sie ihr Konzert mit einem der bekanntesten Kid Cudi-Tracks beenden wollte. Die Nervosität ist ihr nicht nur anzusehen, sie genehmigt sich auch noch einen großen Schluck Tequila, bevor sie anfängt “Pursuit Of Happiness” zu singen. Doch wie sich herausstellt, ist die Nervosität nicht angebracht, denn am Ende denkt man, dass Kid Cudi den Song mit der Folk-Sängerin im Hinterkopf geschrieben hat. Lissies Interpretation ist nämlich nicht anzuhören, dass es sich hier eigentlich um ein Lied handelt, dass ursprünglich nichts mit Folk zu tun hatte. Auch Kid Cudi scheint von dem Cover überzeugt zu sein, denn inzwischen hüpft er bei Lissie-Touren öfter mal auf die Bühne, um seinen Song zusammen mit ihr zu performen.

Und so klingt das Original:


Beatsteaks – “Sabotage” (Beastie Boys)

Dieses Cover kennt vermutlich jeder, der schon einmal ein deutsches Festival besucht hat. Denn deutsche Festivalbühnen sind der Ort, an dem die Beatsteaks sich zuhause fühlen. Beim 2015er Rock am Ring haben die Berliner verraten, wie sie es überhaupt zur Musik gekommen sind. Ein wichtiger Einfluss dabei waren die Beastie Boys. Und wie kann man seine Liebe zur einer Band besser ausdrücken, als mit einem gelungenen Cover? Und dass den Beatsteaks das “Sabotage”-Cover gelungen ist, zeigen die Reaktionen des Publikums sehr deutlich. Von allen Neuinterpretationen in dieser Liste, ist diese noch am nächsten am Original. Beatsteaks-Sänger Arnim ist sogar stimmlich verdammt nah an der Beastie Boys-Version dran.

Und so klingt das Original:


Obadiah Parker – “Hey Ya” (Outkast)

Das Akustik-Cover von Outkasts “Hey Ya” kennen die meisten wahrscheinlich aus der letzten Staffel Scrubs (Ja, die letzte Staffel, niemand zählt das “Med School”-Spinoff). Doch die Idee für die Akustikversion kam nicht aus dem Nichts, sondern war seines Zeichens selbst nur ein Cover. Die Liebe, mit der Obadiah Parker an seine Neuinterpretation des Outkast-Klassikers herangeht, ist deutlich zu spüren. Da steht nicht nur ein bärtiger Mann mit Akustikgitarre auf der Bühne, der statt des sonst üblichen “Wonderwall” halt einen anderen Song spielt, sondern eine Person, die jedes Wort so singt, als hätte sie es selbst geschrieben.

Und so klingt das Original:


Herr Trüstedt und Herr Wiedermann – “Der durch die Scheibeboxxxer” (K.I.Z.)

Manche Musiker werden durch Cover überhaupt erst bekannt. Herr Trüstedt und Herr Wiedermann sind so ein Fall. Die beiden kennt man eigentlich nur durch ihre Singer/Songwriter-Adaptionen von Rapsongs. Am bekanntesten dürften hier die K.I.Z.-Cover sein, die auf YouTube so beliebt sind, dass die beiden schon als Vorband Konzerte von K.I.Z. eröffnen durften. Was Trüstedt und Wiedermann damit beweisen: Manchmal braucht es gar nicht die Nähe zur eigenen Musik, wenn die Schere zwischen Original und Cover groß und vor allem absurd genug ist, kann auch das funktionieren. Die beiden treffen genau den richtigen Mix aus Spaß und Ernst, damit das Ergebnis zwar witzig ist, aber auch nach einem richtigen Song klingt.

Und so klingt das Original:


Jonathan Coulton – “Baby got Back” (Sir Mix-A-Lot)

Und auch “Baby got Back” kann man covern, ohne dass einem Blut aus den Ohren schießt. Das beweist Jonathan Coulton mit seiner Singer/Songwriter-Version des Liedes. Zwar gibt es hier kein Video und auch keinen Auftritt von Sir Mix-a-Lot höchstpersönlich, dafür aber auch viel weniger Schmerzen beim Zuhören.

Statt an dieser Stelle das Original zu verlinken, empfehlen wir die Version, in der Sir Mix-A-Lot von einem Symphonieorchester aus Seattle begleitet wird.

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