Die Motherboard-Recherche über FlexiSpy zeigt, wie erschreckend einfach und günstig es ist, andere Menschen mit freiverkäuflichen Spionagetools auszuspionieren. Für nur 150 Euro können GPS-Daten gesammelt, Telefonate mitgehört und Textnachrichten abgefangen werden. Meistens wissen die Opfer gar nicht, dass sie überwacht werden oder welches Programm dafür verwendet wird, weil sie auf dem Zielgerät unsichtbar bleibt. Trotzdem gibt es ein paar einfache Schritte, die jeder Smartphonebesitzer durchführen kann, um sein Gerät auf Schnüffel-Software zu überprüfen und sich zu schützen.
Bevor Schadsoftware auf einem iPhone installiert werden kann, muss bei dem Gerät normalerweise erst ein Jailbreak durchgeführt werden. Daher ist es sinnvoll, nach der “Cydia”-App zu suchen – eine App, die oft auf gejailbreakten Geräten vorhanden ist. Normalerweise ist es sehr viel schwieriger, einen Jailbreak durchzuführen, wenn das Zielgerät auf dem neuesten technischen Stand ist. Daher ist es wichtig, immer die neuesten Updates durchzuführen, um das Betriebssystem aktuell zu halten.
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Die einfachste Methode, um Malware von Android-Geräten und iPhones zu entfernen, ist es, sie auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen.
Für alle, die den Verdacht haben, mit dem Programm FlexiSpy ausspioniert zu werden und der Software genauer auf den Grund gehen wollen, hat ein Sicherheitsforscher vergangene Woche ein nützliches Tool herausgebracht: Das Programm namens FlexiKiller kann die Malware zumindest auf Computern aufspüren und sicher entfernen.
“Ziel ist, mit einfachen Schritten festzustellen, ob FlexiSpy auf dem Gerät installiert ist”, erklärt der Entwickler Claudio Guarnieri gegenüber Motherboard. Außerdem möchte der Mitbegründer der Aktivistengruppe Security Without Borders mit seinem Tool mehr Menschen für das Thema Überwachung sensibilisieren.
Die FlexiSpy-Malware kann auf einer ganzen Reihe von Smartphones, sowie auf Macs- oder Windows-Geräten installiert werden. Dazu benötigt der Täter zwar kurz physischen Zugriff auf das Gerät, doch wenn die Schadsoftware einmal installiert ist, können damit unter anderem Telefonate und Textnachrichten abgefangen, E-Mails mitgelesen und der Browserverlauf überwacht werden. Das Programm selbst hält sich dabei dezent im Hintergrund und tarnt sich auf Android-Geräten als Systemanwendung.
Auch wenn diese Art von Spionage-Software legal nur dazu verwendet werden darf, um die eigenen Kinder – oder nach deren Zustimmung auch Angestellte – zu überwachen, vermarktet FlexiSpy seine Produkte seit über zehn Jahren explizit an eifersüchtige oder übermäßig misstrauische Leute, die ihre Partner ausspionieren wollen.
„Viele Partner gehen fremd. Sie alle benutzen Handys. Das Handy wird dir verraten, was sie dir verschweigen”, war auf FlexiSpys Website zu lesen.
Doch die FlexiKiller-Seite weist auch darauf hin, dass es vielleicht nicht immer ratsam ist, die Schadsoftware sofort zu deinstallieren. Betroffene sollten sich zuerst überlegen, ob sie aus juristischen Gründen einen Nachweis über die Spionage-Software aufbewahren wollen. Denn nur, wenn sich die Software noch auf dem Gerät befindet, können Ermittler sie auch für die Einleitung einer Strafverfolgung nachweisen. Auch könnte die Person, die die Malware installiert hat, die Deinstallation bemerken. Vor allem, wenn die Malware in Fällen von häuslicher Gewalt eingesetzt wurde, könnte dies weitere Schwierigkeiten nach sich ziehen.
Wer Opfer von Stalking oder häuslicher Gewalt geworden ist, kann sich an die Koordinierungstelle des Bundesverbandes Frauen gegen Gewalt e.V. wenden, deren Datenbank hilft, den richtigen Ansprechpartner für eine Beratung zu vermitteln. Erfahrung im Umgang mit privater Spyware hat auch das Stalking-Hilfezentrum SOS Stalking .