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“Besser als Kacken” – So fühlt sich ein Prostata-Orgasmus an

Der menschliche Körper, ein auf ewig faszinierendes Mysterium. Wusstest du, dass bei der Hälfte der Weltbevölkerung ein kleiner Knubbel im Hintern wohnt? Dabei handelt es sich um die Prostata, eine Geschlechtsdrüse im männlichen Körper, die einen Bestandteil von Sperma produziert. Was allerdings viel interessanter ist: Die Prostata kann bei ausreichender Stimulation für unvergleichliches Vergnügen sorgen.

Als ich letztens über die Prostata nachdachte, wurde mir bewusst, wie wenig ich eigentlich über sie weiß. Wo genau befindet sich die Prostata? Was genau ist ihre Aufgabe? Mit was kann man sie größenmäßig vergleichen? Mit einer Blaubeere? Mit einer Kirsche? Mit einer Kastanie? Oder doch mit einer Kiwi? Welchen evolutionären Nutzen hat die Prostata? Warum haben so viele Männer Angst davor, das angeblich grenzenlose sexuelle Potenzial der Drüse freizusetzen? Wie fühlt es sich an, wenn jemand, der sich damit auskennt, sich an der Prostata austobt? Was beugt Prostatakrebs vor? Um all diese Fragen zu beantworten, habe ich Männer gefragt, die sich mit dem Thema bestens auskennen.

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Was genau ist die Prostata und was macht sie?

Ganz grundlegend gesehen ist die Prostata der “ziemlich harte Hubbel, den man spürt, wenn man den Finger in einen männlichen Arsch steckt und an der richtigen Stelle gegen die Darmwand drückt”, sagt Ryan. Rein medizinisch gesehen ist die Prostata eine Sekret absondernde Drüse, die sich unterhalb der Harnblase befindet und die Harnröhre umgibt. Sie besteht zum Teil aus Muskelgewebe und zum Teil aus Drüsengewebe und sondert eine Samenflüssigkeit ab, die zusammen mit den Spermien schließlich Sperma ergibt.

Noch mehr Fakten: Nach der Pubertät ist die Prostata ungefähr so groß wie eine Walnuss, aber mit zunehmendem Alter wächst sie noch weiter. “Wenn man die Prostata so betrachten würde, könnte man sie für einen kleinen Ball mit Flügeln halten – so ähnlich wie der Schnatz aus den Harry-Potter-Büchern”, erklärt der Sex- und Beziehungs-Coach Charlie Glickman, der auch das Buch The Ultimate Guide to Prostate Pleasure geschrieben hat. Und sie fühle sich so an wie eine “reife Pflaume”: fest, aber auch ein bisschen matschig.

Die Hauptaufgabe der Prostata ist es, Samenflüssigkeit zu speichern und abzugeben. Deswegen sagen viele Männer auch, dass die Prostatastimulation noch intensiver ist, wenn man während der Ejakulation Druck ausübt – ganz egal, ob man homosexuell ist oder nicht.

Ein anatomisches Abbild des männlichen Unterleibs inklusive Prostata
Bild: Wikimedia Commons | Public Domain

Wie fühlt “es” sich an?

Es scheint zwei Arten zu geben, wie Männer auf das Wort “Prostata” reagieren. Die eine Hälfte fragt: “Sollte ich mir Sorgen wegen Krebs machen?” Die andere will mir ganz eifrig erklären, wie es sich anfühlt, wenn einem die Prostata massiert wird.

“Du hast das Gefühl, als hätte jemand eine Murmel in ein Stofftier gesteckt – und du liebst dieses Stofftier”, sagt Frank. “Das Gefühl kommt nicht in Wellen. Es ist weder stechend noch plötzlich, sondern total auf einen Punkt fokussiert, die Murmel halt.”

Ryan beschreibt es genau andersrum: “Ich verspüre da einen großen Druck, aber es fühlt sich verdammt gut an. Das Ganze kommt in Wellen, die ich keiner bestimmten Körperstelle zuschreiben kann. Ganz anders ist es zum Beispiel, wenn jemand mit meinem Penis spielt. Da ist das Ganze sehr auf einen Punkt konzentriert.”

Glickman, der Experte, sagt: “Viele der Männer, mit denen wir für unsere Forschungen gesprochen haben, sagen, dass sich ihre erste Prostatamassage wir der Anfang eines Orgasmus angefühlt habe, bloß dass dieses Gefühl 20 Minuten lang anhält. Ziemlich gut, oder?”

“Einmal hat jemand gesagt, dass sich das Ganze so anfühle wie kacken”, sagt Sean, ein weiterer meiner Interviewpartner. “Das stimmt schon irgendwie. Aber ich würde sagen, dass die Prostatastimulation mit dem richtigen Druck noch besser ist.”

“Ein Sexspielzeug fühlt sich auf der Prostata anders an als ein Schwanz oder ein Finger oder eine Faust.”

“Es kommt definitiv darauf an, mit was sie stimuliert wird”, sagt Daniel. “Ein Sexspielzeug fühlt sich auf der Prostata anders an als ein Schwanz oder ein Finger oder eine Faust. Und es ist auch ein Unterschied, ob ich es selbst mache oder jemand anderes.”

“Man kann das gut mit Kitzeln vergleichen”, sagt Daniel weiter “Man kann sich ja auch nicht selbst kitzeln.” Frank stimmt dem zu: “Es gibt viel mehr Bottoms als Tops, zumindest was Gelegenheitssex angeht”, sagt er. “Das kann ich jedenfalls bei Grindr beobachten. Wenn ich reise, bekomme ich oft Nachrichten, in denen ich verwundert gefragt werde, ob ich wirklich ein Top sei. Ich glaube, das liegt daran, dass es alleine nicht so gut ist. Klar, man kann sich einen runterholen, aber es ist noch mal etwas ganz anderes, wenn dir jemand die Prostata massiert.”

Es ist auch möglich, die Prostata indirekt zu stimulieren, wenn man mit etwas Druck die Stelle zwischen dem Hodensack und dem After – den sogenannte Damm – massiert. Viele Leute wissen, dass diese Technik beim Sex viel bringt, aber nur wenigen ist bewusst, dass sie da eigentlich die Prostata massieren.

“Von außen ist das Ganze aber bedeutend weniger intensiv”, sagt Frank. “Das ist so, wie wenn man eine Verspannung in der Schulter hat und auf die verspannte Stelle drückt. Oder wie wenn man die Fingergelenke knacken lässt. Befriedigend, aber nicht ultimativ geil.”

Die Sache mit dem Krebs

Laut der Deutschen Krebsgesellschaft ist Prostatakrebs in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern – und nur Lungen- und Darmkrebs führen häufiger zum Tod. Zu den Risikofaktoren zählen auch die familiäre Krankheitsgeschichte und das Alter (ab 65 steigt das Risiko). Und Sex kann tatsächlich vorbeugend wirken: Studien haben gezeigt, dass bei Männern, die öfter ejakulieren, ein geringeres Risiko für Prostatakrebs bestehen könnte. Aber man muss ja nicht zwingend Sex haben, um abzuspritzen.

Hab keine Angst

Vielleicht reden wir so wenig über die Prostata, weil viele Männer schlicht und ergreifend Angst davor haben, “so weit” zu gehen. “Als ich für mein Buch recherchierte, habe ich drei Sachen immer wieder gehört”, sagt Glickman. “Dass es weh tue, dass das Ganze schnell zur Sauerei werden könne und dass alle Männer, die irgendwie anal penetriert werden, schwul seien.” Das stimmt natürlich nicht. Aber genau diese Angst kann dem eigentlichen Ziel der Prostatamassage entgegenwirken.

“Hetero-Männer, die Angst davor haben, dass man zu tief reingeht, haben den Sinn nicht begriffen”, sagt Frank. “Genau hier darf man sich nicht abschrecken lassen, man muss den Schließmuskel überwinden. Wenn man das nicht schafft, weil man zu nervös oder zu verkrampft ist, wird es schwierig.” Aber auch hier gilt wie in so vielen anderen Bereichen des Lebens: Übung macht den Meister. Und das wunderschöne Gefühl einer Prostatamassage macht alle Anstrengungen wieder wett.

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