Sex

So habt ihr in einer Langzeitbeziehung wieder guten Sex

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Fünf Jahre seid ihr jetzt zusammen und es läuft prächtig. Ihr seid vor zwei Jahren zusammengezogen, der Haushalt ist gerecht verteilt, ihr beiden ein eingespieltes Wohlfühlteam. Donnerstags kommt die Gemüsekiste vom Biobauer, ihr kocht abwechselnd, die Lieferdienste eurer Umgebung habt ihr durchgespielt. Sonntags spaziert ihr über den Flohmarkt und kauft nichts, montags und mittwochs schaut ihr die Netflix-Serie, die man gerade so schaut. Du gehst dreimal die Woche laufen oder in die Fitte, sie bouldert. Einmal im Monat habt ihr einen Date-Abend bei eurem Lieblings-Japaner. Kurz gesagt: Ihr habt das Pärchenleben raus.

Aber irgendwo zwischen euren Insiderwitzen und zuckersüßen Kosenamen ist etwas verlorengegangen. Was war das noch mal? Ach ja, die liebevolle gegenseitige Berührung eurer Körper jenseits vom Gute-Nacht-Kuss. Ihr habt vergessen, wie man fickt.

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Keine Sorge, das passiert den Besten. Sobald die stürmische Anfangsphase der Beziehung einmal abgeklungen ist, rückt Sex immer mehr in den Hintergrund. Man konzentriert sich wieder mehr auf sein Leben, bewältigt den Alltag miteinander und eh man sich versieht, ist dann drei Monate nichts mehr gelaufen.

Vielleicht gefällt dir das weiche Pulsieren des Vibrators auch einfach besser als sein unbeholfenes Gefingere. Vielleicht habt ihr hin und wieder noch Sex, aber was sich da bei euch im Schlafzimmer abspielt, ist nichts im Vergleich zu damals, als ihr zum ersten Mal zusammen nach Hause seid und die Vintage-Couch deiner Mitbewohnerin entweiht habt. Nein, ich spreche hier auf keinen Fall aus Erfahrung.

Auch Rachel Sian sieht dieses Phänomen ständig bei ihrer Arbeit als Sexcoach. “Bei Masturbation und Sex landen wir in kleinen Routinen”, sagt sie. “Nach fünf Jahren Beziehung höre ich von Pärchen Sachen wie: ‘Oh, wir machen es immer auf dieselbe Art. Er streichelt meine Brüste, dann ziehe ich seine Hose aus …’ Man kommt in einen Trott und es fühlt sich nicht mehr aufregend an.”

Wir alle verdienen es, großartigen Sex zu haben und uns unserer Partnerin oder unserem Partner intim verbunden zu fühlen. Aber wie erweckt man einen abgestorbenen Sexdrive wieder zum Leben, macht den Sex wieder aufregend und wird ganz allgemein eine bessere Liebhaberin oder Liebhaber? Dazu haben wir mit mehreren Expertinnen gesprochen. Herausgekommen sind ein paar praktische Tipps, die ich persönlich schon 2021 ganz gut hätte gebrauchen können.

1. Redet miteinander

Ja, das klingt jetzt nicht gerade wie der große Sexhack, aber für ein erfülltes Sexleben ist Kommunikation einfach unerlässlich – für alle anderen Aspekte einer guten und gesunden Beziehung natürlich auch. Aber es gibt auch Gründe, warum wir auch oder gerade in Langzeitbeziehungen manchmal so schlecht darin sind: Es ist nicht so einfach, seine sexuellen Bedürfnisse zu formulieren, wenn offiziell schon längst alles gesagt und geklärt ist. Man hat vielleicht Angst, den anderen zu verletzen. Und seine Sehnsüchte zu formulieren wird noch unheimlicher, wenn der letzte erfüllende Orgasmus so lange zurückliegt, dass selbst eine hölzern gespielte Sexszene im Fernsehen unangenehmere Stimmung im Raum verbreitet als das eine Mal, als du zugegeben hast, dass du ein bisschen auf deinen besten Freund stehst.

Über Sex redet man am besten auch beim Sex selbst. Rachel Sian sagt, dass Serien und Filme es zwar häufig als besonders unsexy darstellen, beim Sex zu sagen, worauf man steht, das aber beiden unfassbar helfe. Das Ergebnis sei eigentlich immer besserer Sex für alle Beteiligten. 

Sian schlägt vor, sich hin und wieder beim Partner oder der Partnerin zu vergewissern: “Wie fühlt sich das an? Soll ich es lieber langsamer, schneller, sanfter oder fester machen?” Außerdem rät sie, sich schon im Vorhinein ein paar Gedanken darüber zu machen, damit es dann im entsprechenden Augenblick etwas natürlicher rüberkommt. “Man gewöhnt sich dran und es kann auch sehr heiß sein”, sagt sie. “Manche finden es einfach sehr sexy, zwischendurch gefragt zu werden.”

Für die lizensierte Paartherapeutin Kendra Capalbo ist es ebenfalls unerlässlich, offen über Sex reden zu können – in und außerhalb des Schlafzimmers. Capalbo leitet Wellness-Retreats für Paare, die ihr Sexleben verbessern wollen.

“Es geht nicht darum, nur über Sex zu reden, wenn es Probleme gibt, sondern Sex zu einem normalen Teil eurer Unterhaltung zu machen. Vielen Paaren ist das immer noch unangenehm”, sagt sie. “Nur weil ihr über eine Fantasie redet, bedeutet das nicht, dass ihr die auch ausleben wollt. Aber ihr könnt darüber sprechen, wie es vielleicht wäre.” Capalbo schlägt außerdem vor, gemeinsam über Pornos zu sprechen oder sogar welche zu schauen. Auf diese Weise könne man das Schamgefühl oder eventuelle Unsicherheiten wegen einzelner Vorlieben mindern. 

2. Langsam machen

Auch wenn eine schnelle Nummer zwischen zwei Zoom-Calls hin und wieder aufregend sein kann, wird euer Sexleben nicht unbedingt besser, wenn ihr es auf einen angestrengten Wettlauf zum Orgasmus reduziert. Intensität und Genuss bleiben dabei auf der Strecke. Alle Expertinnen, mit denen wir für diesen Artikel gesprochen haben, raten, Sex generell langsamer anzugehen und den Ablauf zu verändern.

“Heutzutage haben wir selten wirklich Zeit für etwas. Und in der Geilheit selbst steckt auch eine gewisse Dringlichkeit”, sagt Sian. “Es wird uns als eine Form der Leidenschaft verkauft, durch die Wohnungstür zu stürmen, sich gegenseitig die Klamotten vom Leib zu reißen und es auf dem Küchentisch zu treiben. Aber wenn wir nur noch diesen schnellen, dringlichen Sex haben, dann verpassen wir eine ganze Menge.”

Eure Sexroutine lässt sich am einfachsten ändern, indem ihr das Vorspiel ausbaut oder einfach zwischendurch mehr rumknutscht. Keine Ahnung warum, aber viele vergessen schnell, wie toll Küssen eigentlich ist. Anstatt einen gemeinsamen Orgasmus anzupeilen und am Ende beide enttäuscht zu sein, könnt ihr euch auch gegenseitig abwechseln.

“Ich frage Paare regelmäßig, wann sie das letzte Mal einfach nur rumgemacht haben. Das war dann tatsächlich häufig während ihrer Anfangszeit, als sie gerade begonnen hatten zu daten und noch keinen Sex miteinander hatten”, sagt Capalbo. “ich glaube, es hilft ungemein, einfach abzuschalten und zu merken, dass es so viele Dinge gibt, die man einfach nur genießen kann und die nicht zum Geschlechtsverkehr führen müssen.”

Wenn der klassische Geschlechtsverkehr nicht mehr so sehr im Mittelpunkt steht, rücken auch Dinge wie Oralsex wieder verstärkt in den Fokus. Es langsamer angehen zu lassen, kann auch dazu führen, dass man präsenter im Augenblick ist. Es ist uns allen schon mal passiert: Beim Sex driften unsere Gedanken plötzlich ab und wir denken daran, dass wir noch den Herd sauber oder die Steuererklärung machen wollten.

Die Sextherapeutin Lyndsey Murray empfiehlt eine Übung, die Sensate Focus oder Sensualitätstraining genannt wird. “Sensate Focus ist eine intime Übung, in der Paare die Zeit vergessen und sich gegenseitig nackt berühren”, sagt sie.

“Das Ziel ist, zu erkennen, was einen mental ablenkt und wie man sich wieder auf sein Empfinden konzentriert, auf das Druckgefühl, Texturen und Temperaturen”, sagt Murray. Bei der Übung gehe es nicht darum, sich gegenseitig zu erregen, aber sollte es passieren, verhindere man es auch nicht. “Man sammelt Anhaltspunkte: Wie oft war ich abgelenkt? Konnte ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem Körper und diesem Gefühl zuwenden?” 

Sian empfiehlt außerdem, ähnliche Aktivitäten auch mal allein zu machen. “Das können ganz kleine Momente sein, etwa darauf zu achten, wie sich die Kleidung auf deiner Haut anfühlt”, sagt sie. “Anstatt aufs Handy zu schauen, kannst du einen Augenblick innehalten und dich voll auf deine Körperempfindungen konzentrieren.”

3. Auch mal Zeit allein verbringen

Es hört sich erstmal kontraproduktiv an, aber Quality-Time mit dir selbst kann dabei helfen, euren Sex zu verbessern. “Manche haben vielleicht gelernt, auch mit wenig Privatsphäre zu masturbieren. Sei es als Kinder, die sich mit ihren Geschwistern ein Schlafzimmer teilen mussten, oder weil immer jemand gegen die Badezimmertür gehämmert hat, wenn sie mal etwas länger unter der Dusche waren”, sagt Sian. In manchen WGs sieht es vielleicht auch heute nicht besser aus. Die mangelnde Privatsphäre kann auf jeden Fall dazu führen, dass man sich stark auf bestimmte Bewegungen oder Techniken konzentriert, um möglichst schnell zum Orgasmus zu kommen. 

Um dem entgegenzusteuern, empfiehlt Sian, mit verschiedenen Sextoys zu experimentieren und neue Methoden auf dem Weg zum Höhepunkt zu erkunden. “Man kann versuchen, kurz vorm Orgasmus tief ein- und auszuatmen, anstatt die Luft anzuhalten, oder vor dem Spiegel masturbieren. Das könnte für manche Menschen vielleicht im ersten Moment etwas unangenehm sein”, sagt sie.

Wenn du weißt, wie du dir selbst umwerfende Orgasmen gibst, ist das auch ein wichtiger Schritt weg von der Annahme, dass allein deine Partnerin oder dein Partner für deine sexuelle Befriedigung verantwortlich ist. “Wir sollten das insgesamt etwas egoistischer angehen”, sagt Murray. “Unser Gegenüber sollte uns natürlich nicht egal sein, aber wir müssen beide unsere eigene Lust als oberste Priorität sehen.” Fühlen wir uns stark für den oder die andere verantwortlich, nage das nämlich an unserem Selbstbewusstsein und mache uns zu People-Pleasern. 

“Um als Mann als gut im Bett zu gelten, muss man die Frau zum Höhepunkt bringen. Das ist nicht wirklich fair”, sag Murray. “Du bist verantwortlich für deinen eigenen Orgasmus. Dein Partner kann dir dabei helfen, aber wenn du zum Beispiel nervös bist, dich selbst blockierst und deswegen nur schwer zum Höhepunkt kommst, muss das gar nichts mit deinem Gegenüber zu tun haben.” Aber wie gesagt, das soll natürlich nicht heißen, dass du keinerlei Rücksicht auf die Bedürfnisse oder Wünsche deines Gegenübers nehmen musst.

4. Nehmt nicht alles so ernst

Am allerwichtigsten ist für Capalbo jedoch, dass ihr beim Sex euren Humor nicht vergesst. “Manchmal nehmen wir alles viel zu ernst und sind zu zielorientiert”, sagt sie. “Anstatt es einfach zu genießen, versuchen wir, das nachzumachen, was wir in Filmen oder sogar Pornos gesehen haben. Paare, die auch mal über sich selbst lachen können, haben meiner Meinung nach das beste Sexleben.” Als Übung empfiehlt Capalbo ihren Klienten, absichtlich schlechten und unbeholfenen Sex zu haben. Auf diese Weise merken sie, dass am Ende nicht alles so komplex und tiefgründig ist.

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