Mehlwürmer essen, die Umwelt retten

Mehlwürmer haben keine Beine, deswegen lassen sie sich leichter schlucken als Grillen. Sie kratzen nicht an der Kehle. Das ist nur die erste gute Nachricht, die zweite ist, dass man sie nun zu Hause züchten kann. In einer vertikalen Farm, 60 Zentimeter hoch, so passt sie in jede Küche. Katharina Unger und Julia Kaisinger aus Österreich haben die Firma “Livin Farms” gegründet, die die Lebendfarm serienreif machen möchte.

HIVE_KITCHEN_HARVEST©Livinfarms

Gedacht ist das Konzept als Alternative zur Massentierhaltung, um den steigenden Proteinbedarf einer wachsenden Weltbevölkerung zu decken. In dieser Farm lassen sich daheim Mehlwürmer produzieren und das weitestgehend automatisiert. Sie hat acht Schubladen, in die obere gibt man die Puppen, sie bekommen Wärme und Essensabfälle aus der Küche, wenn sie geschlüpft und ausgewachsen sind und legen sie selber Eier. Diese fallen durch den Boden und in einem anderen Fach entwickeln sie sich zu Würmern weiter. Ein Lüftungssystem sorgt dafür, dass es nicht riecht. „Geerntet” werden die Insekten per Knopfdruck. Es werden Vibrationen erzeugt, die die essbaren Insekten vom Rest trennen. In einem separaten Fach werden sie gekühlt, damit sie sich nicht weiterentwickeln, dann können sie zubereitet oder eingefroren werden. Bei jeder Ernte sollen zwischen 200 und 500 Gramm essbare Mehlwürmer zu bekommen sein.

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Laut Unger ist die Menge Protein einer Ernte vergleichbar mit dem, was in der gleichen Menge Fleisch zu finden ist. Dabei würden aber deutlich weniger Wasser und Platz verbraucht und weniger COproduziert. Diese Proteine sind völlig unbelastet von ethischen Fragen, dafür aber vorbelastet von kulturellen Vorurteilen. Allerdings ändert sich das mittlerweile, wenn auch sehr langsam. Die Köche des weltbesten Restaurants Noma experimentieren schon eine Weile mit Insekten. Man weiß dann genau, was man isst, wenn man es aufwachsen sehen hat.