Die Festivalsaison steht an. Jedes Wochenende werden sich Horden an Partywütigen auf Feldern und Waldstücken zusammenfinden, um zu tanzen und einige von Hedonismus erfüllte Tage zu verbringen. Von den Zwängen der normalen Welt befreit bieten mehrtägige Partys die beste Art des Musikgenusses. Doch Sonne, Alkohol und Drogen bergen Gesundheitsrisiken wie Dehydrierung, Hitzeschlag und Erschöpfung.
THUMP sprach mit Alex Pollak, Geschäftsführer und Gründer von ParaDocs Worldwide, einem medizinischen Dienst für Events, der mit Festivals und Veranstaltern in den USA zusammenarbeitet. Er hat uns ein paar Tipps gegeben, die dir helfen, dich auf diesen Sommer auf das Wesentliche zu konzentrieren. Seine Empfehlungen sind auch für deutsche und europäische Festivalbesucher sinnvoll.
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1. Schütz dich vor der Sonne
Alex Pollak: Schutz vor der Sonne ist wichtig, wenn du den ganzen Tag vor der Mainstage stehst, dazu gehört auch eine Kopfbedeckung oder etwas, womit du dich schützen kannst. Einen Hut mitzubringen ist eine tolle Idee – besonders einen, der den Nacken bedeckt. Es ist einfach gut, etwas mitzubringen, das dich tagsüber schützt.
2. Trink ausreichend
Die meisten Leute wissen es, aber Alkohol dehydriert, genau wie Energydrinks. Was hilft ist Wasser und Elektrolyte. Nur Unmengen an Wasser zu trinken wird allerdings nicht helfen; du brauchst auch wirklich Elektrolyte.
Anzeichen für Dehydrierung sind ein trockener Mund, Durst, dunkler oder gar kein Urin, Benommenheit, Müdigkeit und schneller Herzschlag. Und Anzeichen für Erschöpfung aufgrund von Hitze (die sich mit Anzeichen von Dehydrierung überschneiden) sind Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen, Schwindel, Hautblässe und Verwirrtheit.
Wie viel Wasser jemand zu sich nehmen sollte hängt von BMI, Alter, Wetter und dem Aktivitätslevel ab. Ein durchschnittlicher Erwachsener sollte an einem heißen Sommertag auf einem Festival ungefähr zwei bis vier Becher Wasser (0,2 L) pro Stunde zu sich nehmen.
Da die Hydratation von so vielen Variablen abhängt ist eine gute Faustregel, sich regelmäßig Wasser zuzuführen, wenn du durstig bist oder schwitzt, und darauf zu achten, dass dein Urin hellgelb bis klar ist. Am besten trinkst du Wasser oder Getränke mit Elektrolyten, die Natrium auffüllen, das du durchs Schwitzen verlierst.
Auf die meisten Festivals darfst du eine große, verschlossene Wasserflasche mitbringen und viele große Festivals bieten Stationen zum kostenlosen Nachfüllen an. Wir haben aber auch immer Wasser in den Medizinzelten, Leute können also kommen und nach einer Flasche Wasser fragen.
3. Stell dir dein eigenes Festival-Survival-Kit zusammen
Wenn du ein Kit zusammenstellst, solltest du dir vorher die Regeln durchlesen, was auf dem Festival erlaubt ist und was nicht. Was du allerdings auf jeden Fall mitbringen solltest sind Ohrstöpsel, Pflaster und eine Kopfbedeckung, um dich vor der Sonne zu schützen, sowie ein Ladegerät für dein Handy oder eine Powerbank.
Außerdem solltest du wie gesagt eine große Wasserflasche zum Wiederauffüllen mitbringen. Falls du einen Trinkrucksack mitbringst, dann muss bei den meisten Festivals die Blase durchsichtig und leer sein. Eine Taschenlampe ist auch eine tolle Sache; im Medizin-Zelt behandeln wir eine Menge Stürze und Ausrutscher, also ist eine Taschenlampe großartig, um im Dunkeln zu sehen, wo du lang läufst.
4. Bring alle Medikamente mit, die du brauchst
Es ist wirklich schwer, Medikamente mit auf ein Festival zu bringen. Die Grundregeln für verschreibungspflichtige Medikamente sind: Du kannst ausreichend für das Festival mitbringen, du musst einen gültigen Ausweis vorzeigen, das Medikament muss aktuell sein und darf nicht abgelaufen sein und muss auf deinen Namen ausgestellt sein.
Du darfst diese Medikamente nicht mitbringen, wenn sie nicht verschlossen sind. Die meisten Festivals erlauben verschlossene Pakete, aber jedes Festival ist anders, also erkundige dich vor dem Besuch. Schmerzmittel oder ähnliches bekommst du allerdings im Medizinzelt. Im Sanitätszelt ist in der Regel alles kostenlos.
5. Geh ins Sanitätszelt, wenn du dich nicht gut fühlst
Wenn ein Freund müde wirkt, die Pupillen der Person stark geweitet oder verengt sind, sie stark schwitzt, selbst wenn sie nicht viel getanzt hat, sie undeutlich spricht oder sehr unruhig ist – dann sind dies alles Zeichen, dass sie in das Medizinzelt gebracht werden sollte.
Uns ist es lieber, wenn Menschen sich irren, als wenn sie nicht kommen – wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, dann sollten sie ins Zelt kommen. Wir sehen jemanden lieber 50 Mal am Tag, als die Person suchen zu müssen, wenn es bereits kritisch ist. Kommt einfach vorbei und stellt sicher, dass es euch und euren Freunden gut geht. Ihr bekommt frisches Wasser und könnt euch in unserem klimatisierten Zelt ein wenig abkühlen!
6. Denk dran, dass du keine Probleme bekommst, wenn du Hilfe aufsuchst
Die Leute haben früher gedacht, dass du im Gefängnis oder Krankenhaus landest und nicht wieder zurück auf das Festival kannst, wenn du in das Zelt kommst. Aber wenn du kommst und proaktiv bist und uns sagst, was du genommen hast, dann werden wir niemandem etwas verraten. Besonders wenn du älter als 18 bist – wir dürfen es dann gar keinem verraten. Die Eltern bekommen keinen Anruf von uns, da wir aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht gar nichts erzählen dürfen.
Wir versuchen wirklich, dieses Stigma aufzulösen, dass du Probleme bekommst, wenn du ins Medizinzelt gehst. Es ist ein sehr sicherer Ort; es ist nicht der Feind. Wir wollen, dass die Leute kommen, selbst wenn es nur für ein Glas Wasser und eine Abkühlung ist.