Egal ob The Kid, den Vizepräsidenten der Vampires-Rockerbande, Trixli, das erste Mädchen mit einem eigenen Motorrad, oder Tino, den Gründer und Boss der Hells Angels Switzerland: Karlheinz Weinberger hatte sie alle – also vor der Linse. Der ehemalige Literaturgymnasiast aus Zürich beschäftigte sich als einer der ersten Fotografen ernsthaft mit der Schattenseite der gutbürgerlichen Schweiz der 50er Jahre. Er hielt anfangs auf seiner Agfa-Box – später auf einer Rolleiflex und dann auf einer Canon – bildlich fest, was nicht ins konservative Stadtbild passte: Halbstarke, Rock’n’Roller, tätowierte Biker, Mitglieder der aufkeimenden homosexuellen Szene rund um das Magazin Der Kreis sowie die Frauen, die sie begleiteten.
Sein Lebenswerk vermachte der 2006 verstorbene Beobachter der eigens nach ihm benannten Weinberger-Stiftung. Ihr hinterliess er zehntausende unsortierte Bilder, Abzüge und Negative, teils in Papiersäcken gestapelt, teils lose unter seinem Bett liegend. Reto Caduff vom Verlag Sturm & Drang wälzte sich tagelang durch das kuriose Vermächtnis, um etwas Ordnung in das Weinberger-Archiv zu bringen. Das Resultat ist eine fünfteilige Fotobuchserie, wovon sich jede Ausgabe einer Schaffensphase des Künstlers widmet. “Wir hätten auch ein einziges, umfassendes Buch herausgeben können, aber das hätte nicht die komplexe Vielfalt seines Schaffens abgebildet”, erklärt Caduff. So entschied er sich, die einzelnen Lebens- und Schaffensphasen dieses einzigartigen Schweizer Künstlers in mehreren Büchern festzuhalten. Hier präsentieren wir eine kleine Vorschau des ersten Bandes: Halbstarke.