Wenn manche Menschen kochen, artet das in Brandblasen, Schreikrämpfen und einer vollständigen Küchenzerstörung aus. Das macht aber nichts, solange man sich fast jedes Gericht liefern lassen kann. Andere Menschen sind so stolz auf ihre selbst entwickelten Rezepte, dass sie mit der ganzen Welt teilen. Zum Beispiel bei chefkoch.de.
Der tumblr “Worst of Chefkoch” sammelt die abstrusesten Gerichte, die Nutzer auf die Seite geladen haben. Wir haben vier der verrücktesten und gleichzeitig hacklastigsten Exemplare nachgekocht. Ein Vorhaben, das wohl kaum jemand im nüchternen Zustand angehen würde. Deshalb wollten wir herausfinden, wie betrunken man sein muss, damit man das jeweilige Gericht essen will/kann/sollte.
Videos by VICE
1. Bolognese
Unser erstes Gericht ist ein Klassiker der Nudelsoßen: Bolognese. Eine in der “leichtesten Variante”. Heißt: Nudeln mit Hack und Ketchup. Wir fingen an, das Hack in der VICE-Küche anzubraten. Wobei “anbraten” nicht ganz stimmt, unter Hitze grau werden lassen, das trifft es eher. Es dauerte nicht einmal eine Minute, bis sich die ersten Kollegen über den penetranten Geruch beschwerten. Dabei hatten wir extra einen großen Ventilator aufgestellt, der die Dämpfe zum offenen Fenster rausblasen sollte. Wir dachten die Abzugshaube sei defekt – was nicht stimmte. Zu spät bemerkt.
Nach dem “Anbraten” kippten wir eine Flasche Ketchup in den Topf. Das Verhältnis von Hack zu Ketchup: eins zu eins. Dazu kam die Geheimzutat: etwas Senf. Unsere Testpersonen stellte das vor ein Rätsel. Sie schmeckten eine leichte Note von Gewürzgurke und Barbecue, die sich wohl auf den Senf zurückführen ließ. Ansonsten war die Soße einfach sehr süß, aber besser als erwartet. Mit den Nudeln zusammen wurde sie allerdings noch süßer, was wir uns nicht erklären konnten.
Wie betrunken musst du sein, damit du dieses Gericht essen willst:
Leicht. Du brauchst wahrscheinlich ein paar Bier, dazu hast du wenig Lust auf langwieriges Kochen.
2. Die Schildkröte
Dieses Gericht ist jetzt schon eine Internetlegende. Auch in der Redaktion sorgte es schon lange vor der Zubereitung für kindliche Vorfreude. Zu Recht. Die Anrichtung bei Chefkoch.de ist wirklich fantastisch. Hier hat jemand lange an diesem Meisterwerk gearbeitet. Die Zubereitung war entsprechend schwieriger. Wir rollten Hackbällchen und füllten sie mit Frischkäse. Dann legten wir um die Bällchen einen Schildkrötenpanzer aus Speckstreifen. Kleine Würstchen bildeten die Beine und den Kopf. Wer wünscht sich das nicht? Einen Panzer aus Speck? Wir mussten anerkennen, dass eine vollendete Schildkrötenfigur gar nicht so leicht zu formen ist. Der Speck verrutschte dauernd und die Würste hielten nicht richtig. Solche Probleme muss man erstmal haben. Am Ende war der Panzer unserer Schildkröte ziemlich zerstört und die Beine standen nicht wirklich parallel zueinander.
Nach einer Dreiviertelstunde im Ofen (200 Grad) gefiel uns das Ergebnis optisch trotzdem ganz gut. Den Geschmack würden wir so beschreiben: Eine Mischung aus Fleisch, Fleisch und einer weiteren Sorte Fleisch mit etwas Frischkäse. Zudem hatten wir vergessen, zu salzen. Trotzdem: Respekt, zumindest das Original ist wunderschön.
Wie betrunken musst du sein, damit du dieses Gericht essen willst:
Du hast schon etliche Schnäpse intus, dazu hast du den unbedingten Willen, deinen Cholesterinspiegel explodieren zu lassen. Außerdem fühlst du dich gerade super kreativ. So betrunken kann man also gar nicht sein.
3. Kloß-Hackfleisch-Auflauf
Wir wendeten uns der dritten Delikatesse zu. Kloßteig in Kombination mit – Überraschung – Hack und dazu etwas Schmand und viel Käse. Dieses Exemplar ist wohl das deutscheste Gericht von allen: Eine ordentliche Kartoffelbasis und viel Fleisch. Kein Gemüse.
Das Ergebnis war “irgendwie essbar”, sagte ein Kollege. Die Masse in der Auflaufform schmeckte nicht wirklich schlecht, hatte aber genauso viele Farben wie Geschmacksnuancen (eine). Der Auflauf machte extrem satt und betrunken wird man danach auch nie wieder. Außerdem: Mit einer ordentlichen Portion Käse schmeckt alles.
Wie betrunken musst du sein, damit du dieses Gericht essen willst:
Du hattest definitiv zu viel. Ein gutes Kateressen ist es allemal. Oder wenn man direkt vor einem Wettsaufen steht, gewinnt man damit auf jeden Fall.
4. Weißweincreme aus der Mikrowelle
Als Finale stand ein exquisites Dessert auf unserem Speiseplan. Die Zutaten sind eine Flasche Wein, Wasser, Ei, Zucker und Vanillepuddingpulver. Schon diese Auflistung ließ uns erschauern. Kann man eine Mischung dieser Lebensmittel ohne Bedenken unter Menschen bringen? Die Angst vor rohen Eiern war groß. Wir probierten es dennoch. Das Rezept schrieb uns vor, die Zutaten in der Mikrowelle zu erhitzen und alle drei Minuten umzurühren. Wir hielten uns an das Rezept, allerdings bekamen wir auch nach dem Abkühlen keine Creme, sondern nur einen Bottich voller gelber Flüssigkeit zustande. Es wurde nicht fest, muss unser Fehler gewesen sein.
Die Reihe der freiwilligen Tester hatte sich mittlerweile stark gelichtet. Mit dem Nachtisch machten wir es nicht besser. Während manche Tester kein Wort herausbekamen und nur angewidert das Gesicht verzogen oder sich am Tresen festhielten, sprachen andere von Körperverletzung. Die meisten kommentierten unser Dessert mit “ekelhaft”. Einige Tester verglichen unser Erzeugnis mit schlechtem Eierlikör, andere schworen, dass sie jede einzelne Zutat herausschmecken können. Nicht gerade das, was wir uns unter einem würdigen Abgang vorgestellt hatten.
Auch bei VICE: Die Mikrowellen-Köchin
Wie betrunken musst du sein, damit du dieses Gericht essen willst:
Du musst dir den Mut mit dem Verzehr des Gerichts antrinken. Wenn du dem Ganzen noch eine drittel Flasche Wodka untermischst, könnte es klappen. Es ist mehr eine Mutprobe als ein Gericht.
(Ergänzung: Niemand der Tester hatte sich am Tag danach krankgemeldet. Das war eine Überraschung.)